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Esoterik-Phantom Maria Duval: USA sehen 200 Mio. US-Dollar Betrug mit Hilfsversprechen

VonTom

Mai 17, 2016 #featured

Das Bild von Maria Duval: Phantom oder Realität der Esoterikszene? Jetzt ermitteln US-Behörden aufgeregt.

Das Bild von Maria Duval: Phantom oder Realität der Esoterikszene? Jetzt ermitteln US-Behörden aufgeregt.

Es ist ein bisschen Absurdistan made in USA: Denn das, was gerade durch den amerikanischen Nachrichtensender CNN als angeblicher großer „Betrug“ geht, ist in anderen Ländern als lächerliche Scharlatanerie bekannt, auf die aber einigermaßen kritisch denkende Menschen nicht hereinfallen.

Es geht um seit Jahrzehnten mittels Briefen oder Anzeigen in Zeitungen verbreitete Hokuspokus-Versprechen von einer gewissen angeblichen Französin „Maria Duval“, die ein bisschen an Astrologie und Esoterik erinnern. Sie ist nicht zu verwechseln mit einer gleichnamigen mexikanischen Schauspielerin.

Doch in den USA schaffte es nun scheinbar der Nachrichtensender CNN, dass sich die Behörden das finanziell sehr erfolgreiche Esoterik-System „Maria Duval“ näher anschauen und tatsächlich offiziell von einem Betrugs-System gewaltigen Ausmaßes sprechen. Der Schaden habe sich in zwei Jahrzehnten angeblich auf 200 Millionen US-Dollar alleine in den USA und Kanada angehäuft. Opfer müssten, so CNN, davon ausgehen, dass sie ihr Geld nie wieder sehen würden.

Jedenfalls hat auch auf Grund der CNN-Recherchen, an welchen mehrere Reporter beteiligt waren, eine amerikanische Behörde „Maria Duval“ verboten, weiter ihre Esoterik-Briefe, vor allem die angeblichen Hellseher-Briefe, in den USA zu verschicken. CNN feiert dies als großen Erfolg.

Die Briefe der Marke „Maria Duval“ seien, sagt die US-Staatsanwaltschaft, in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten an Millionen Menschen in den USA verschickt worden. Dabei habe „Maria Duval“ versprochen, sie würde helfen, physische oder sonstige Leiden vor allem bei älteren Menschen mit Hilfe von (güldenen) Talismanen zu lindern.

Die hübsche Französin Maria Duval wird es schon richten, dachten sich viele

Doch vor der Hilfe kam bei Duval das Geld. Denn alles, was der Briefempfänger tun müsse, sei Geld an Maria Duval zu schicken. Das Konterfei der scheinbaren Esoterik-Queen – sofern sie es denn tatsächlich ist – zeigt auf Werbeversprechen eine attraktive hübsche Blondine, die durchaus seriös aussieht. Seriös genug scheinbar, damit Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende Amerikaner tatsächlich Geld überwiesen haben. Sie wurden geleitet von der stillen Hoffnung auf schnelle Abhilfe bei typischen Alterskrankheiten wie Arthrose, Gicht und Grünem Star, bekannt auch als Glaukom, alternativ auch bei Geldsorgen.

Für die Maria Duval-Recherchen hatte CNN extra Reporter nach Frankreich entsendet. Dort hatte man sie jedoch vor einem riesigen Millionen-Euro-Anwesen nicht eingelassen. Stattdessen sieht man junge CNN-Reporterinnen des Ressorts „Investigation“ etwas hilflos vor dem Eingangstor herumstaksen.

Trotz verschlossenem Tor, sagt CNN, habe man in Frankreich einige Neuigkeiten über das Esoterik-Phänomen Maria Duval erfahren. So habe man erfahren, dass Maria Duval sehr krank sei. Zudem habe ihr Sohn gegenüber CNN gesagt, Maria Duval habe mit dem System schon sehr lange nichts mehr zu tun. Vielmehr werde offensichtlich der Name der Esoterik-Königin weltweit missbraucht. Heißt: Seine Mutter sei längst selber Opfer des Missbrauchs ihres Namens und habe die Situation rund um den Hokuspokus lange nicht mehr unter Kontrolle.

Seit 2004 sollen US-Behörden mehr oder weniger leidenschaftslos versucht haben, die Duval-Briefe an Haushalte in den USA wegen „des Verdachts eines Betrugsschemas“ zu verhindern. Jahrelang passierte aber nicht viel. Bis eben nun CNN, der Sender, welcher am liebsten auf jeder Kanonenkugel mitfliegt, sich noch einmal in das Esoterik-Thema hineinkniete.

Wir von dem pazifistisch orientierten Portal „kriegsberichterstattung.com“ glauben uns zu erinnern, dass Maria-Duvall-Anzeigen auch in deutschen Tages- und Wochenzeitungen schon weit vor 2004 publiziert wurden. Wenn uns unsere Erinnerungen nicht trüben, hatte es dazu in Deutschland nie besonders große mediale Aufschreie gegeben. Da den meisten Verbrauchern scheinbar klar war, dass es sich um Esoterik-Kram handelte, den der eine eben mochte, der andere lächelnd ignorierte.

Fakt ist: Bis heute sind deutsche Blog-Einträge zu finden, in welchen sich vor allem Frauen über Maria Duval ärgern. Das reicht von „Maria Duval: Gratis-Geschenk-Gutschein nichts als Abzocke“ auf verbrauchernews.de, über „Finger weg von Hellseherin Maria Duval“ auf volksstimme.de, dem Onlineportal der Magdeburger Volksstimme, welche zum Heinrich Bauer Verlag in Hamburg gehört, bis hin zu einem Eintrag mit der Überschrift „‚Maria Duval‘- ein trauriges Thema“ auf forum.gofeminin.de.

In Europa dürfte das Esoterik-Phantom „Maria Duval“ juristisch anders bewertet werden

Allerdings dürften die US-Vorwürfe in Europa nicht gleich zu setzen sein. Denn nach europäischem Recht wäre es eher kein Betrug, jemandem in Anzeigen esoterische Hilfe zu versprechen und sich für dieses Esoterik-Versprechen Geld überweisen zu lassen.

Grund: In Europa gilt das juristische Verbraucherleitbild, wonach von einer durchschnittlich kritischen Person auszugehen sei, von welcher man ausgehen und erwarten könne, dass sie sich vorher anschaue, was sie abschließe. Es gelte also nicht der Maßstab des dümmsten anzunehmenden Verbrauchers, der in jede Falle tappt, sondern jener des durchschnittlich gebildeten kritischen Verbrauchers.

Erst wenn 15% der Verbraucher eine werbliche Aussage grundlegend falsch verstünden, sei es Anlass zur juristischen Sorge, so der Europäische Gerichtshof in diversen Urteilen.

In den USA scheinen die Behörden das anders zu sehen, wie die mittlerweile scheinbar zu einem Esoterik-Phantom mutierte Maria Duval zeigt. Wie gefährlich die nun anstehenden Gerichtsverfahren für Maria Duval sind, lässt sich schwer einschätzen. Ob die US-Behörden bereits ein Auslieferersuchen an Frankreich gesendet haben, ist nicht bekannt.

Jedenfalls spricht CNN davon, die Esoterik-Affäre rund um „Maria Duval“ sei der größte Skandal seit Anleger-König Bernard L. Madoff, heute 78. Der New Yorker Madoff hatte über Jahre für seine primär wohlhabenderen oder reichen Anleger äußerst profitabel ein Schneeballsystem im Umfang von 50 bis 65 Milliarden US-Dollar betrieben.

Betrugssystem wie bei Madoff?

Der Madoff-Fonds brach 2008 in Folge der durch US-Investmentbanken ausgelösten Weltfinanzkrise zusammen. Tausende Anleger verloren ihr Hab und Gut. Bernard Lawrence „Bernie“ Madoff wurde zu 150 Jahren Gefängnis verurteilt – unter großem Beifall der empörten US-Öffentlichkeit.

Dass die Darstellung des Duval-Sohns möglicherweise zutreffen könnte, dass Maria Duval längst nicht mehr Herr über ihren Namen weltweit ist, könnte der folgende (von uns aus dem englischen sinngemäß übersetzte) Beitrag auf dem Blogspot mariaduvalscam.blogspot belegen. So wird dort ein Fall geschildert, welcher weit über übliche Esoterik, welche viele mit Maria Duval in Verbindung bringen, hinausgeht:

„Kurz vor Weihnachten kam ein Brief von der sich selbst als Psychologin beschriebenen Maria Duval an John Jerzgarzewski von Syracuse, NY. In ihm stand, innerhalb von 90 Tagen geschickt, würde sie vorhergesagt, er würde einen Jackpot von bis zu $ 15.000 gewinnen. Alles , was er tun musste, war angeben, wie er seinen Reichtum durch eine Lotterie zu gewinnen oder ein Bingospiel oder sonst bei jemandem erwerben wollte. Vorher müsse er $ 35 über den beigefügten Umschlag senden. Duval würde die Gewinnzahlen und Tage anbieten, an welchen gespielt werden müsse.“

CNNMoney behauptet, dass hinter der Marke „Maria Duval“ ein großes Geschäfts-Netzwerk stehe. Insgesamt 8 Personen sollen sich deshalb nun für den Esoterik-Hokuspokus vor Gericht verantworten. Darunter seien, sagt CNN, neben „Maria Duval“ sieben weitere Personen. Unter ihnen sei auch ein angeblicher enger Vertrauter von Duval, ein gewisser „Patrick G.“

Folgt die französische Justiz dem Hokuspokus-Antrag aus den USA?

Doch ob die französische Justiz sich der Hokuspokus-Sichtweise der USA anschließt, ist noch nicht klar. Zumal gar nicht klar ist, ob nun wirklich überall Maria Duval drin ist, wo Maria Duval draufsteht.

Wie weit der wohl weitweit bekannte Esoterik-Name „Maria Duval“ von findigen und dubiosen Geschäftemachern genutzt werden könnte, darauf verweist ebenfalls der Blog mariaduvalscam.blogspot.de:

Demnach stünden mit dem Esoterik-Namen „Maria Duval“ folgende Bereiche in Kontakt: National Parapsychology Center, Direct Health Organization, Guardian Angel oder das BioScience Health and Beauty Center.

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Von Tom

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