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Emirates Airline und Etihad Airways stellen Katar-Flüge ein

VonTom

Jun 5, 2017 #featured

Die Hauptstadt von Katar, Doha, ist auch bei Touristen beliebt. (Bild: kb)

Die Hauptstadt von Katar, Doha, ist auch bei Touristen beliebt. (Bild: kb)

Im Zuge der diplomatischen Krise unter diversen arabischen Ländern, werden jetzt auch die beiden arabischen Fluglinien Emirates Airlines (Dubai) und Etihad Airways (Abu Dhabi) politisch.

So teilten beide Fluggesellschaften am Montag den 5. Juni 2017 mit, sie würden Flüge nach Katar und von Katar aussetzen.

Sowohl Emirates Airlines also auch Etihad Airways gehören den in Dubai und Abu-Dhabi herrschenden Clans, welche wiederum gemäßigten monarchisch-absolutistischen Diktaturen vorstehen.

Zuvor hatten weitere umstrittene arabischen Länder, welche deutliche Strukturen von Diktaturen aufweisen, mit großem Tamtam erklärt, sie wollten das Tischtuch zu Katars Hauptstadt Dohar zerschneiden.

So hatten neben den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) auch Saudi-Arabien, Bahrain und Ägypten mitgeteilt, Diplomaten aus dem reichen Golfstaat Katar müssten innerhalb von 24 Stunden ihre Länder verlassen. Ab sofort gelte für Bürger Katars gar ein Ein- und Durchreiseverbot.

Die Gründe für das Verhalten der Nachbarländer von Katar sind so vielfältig wie durchschaubar heuchlerisch. Dabei kommen ganz unterschiedliche politische Gemengelage zur Geltung:

So wirft Ägypten Katar vor, die in Ägypten bei den derzeit Herrschenden verhasste Muslimbruderschaft zu unterstützten. Die Herrschenden um Ägyptens Staatschef Abd al-Fattah as-Sisi werfen der 1928 gegründeten islamisch-erzkonservativen bis reaktionären Muslimbruderschaft vor, eine angebliche Terrororganisation zu sein.

Saudi-Arabien hingegen, eine der brutalsten undemokratischten Länder in der arabischen Welt, hat wiederum kein Problem mit der Muslimbruderschaft. Dafür aber mit Katars angeblicher Unterstützung von missliebigen Gruppen im Jemen, welche Saudi-Arabien seit mehreren Jahren völkerrechtlich illegal bombardiert.

Dabei sollen die Diktatoren Saudi-Arabiens bereits Tausende Zivilisten im Jemen umgebracht haben. Aufwind empfindet Saudi-Arabien auch deshalb, da vor wenigen Tagen US-Präsident Donald Trump (Partei der „Republikaner“) ausgerechnet der blutigen Nation Saudi-Arabien auch noch schwere Waffen und militärisches Gerät im Wert von 100 Milliarden US-Dollar verkauft hat.

Im Gegenzug spendeten die Herrscher des Landes an einen Frauenförder-Fonds von Ivanka Trump, der Tochter Donald Trumps, 100 Millionen US-Dollar. Die Saudischen Diktatoren hatten auch einem Hilfsfonds von Trump-Vorvorgänger Bill Clinton (Partei der „Demokraten“) im Laufe der Jahre Dutzende Millionen US-Dollar gespendet.

Die dramatische Geste der Beendigung diplomatischer Beziehungen zu Katar besonders durch den arabischen Koloss Saudi-Arabien gilt unter Kennern der arabischen Welt als ausgesprochen verlogen. Denn der Vorwurf gegen Katar, angeblichen „Terror“ im Jemen zu unterstützten, gilt seit Jahren auch gegen Saudi-Arabien selber.

So gibt es beispielsweise unter in Deutschland lebenden Arabern seit Jahren das Gerücht, wonach saudische Anwerber bis zu über 8000 Euro Gehalt monatlich dafür bezahlen, wenn diese in Syrien mit ISIS Terror gegen Syriens Machthaber Baschar al-Assad machen.

Am unpolitischten dürften in der Region die VAE sein. Doch ihnen sitzt, wie Katar oder Bahrain, auch dem Oman, die zunehmende militärische Macht Saudi-Arabiens mit Angst im Nacken. So haben alle Länder der Region seit Jahrzehnten Angst, Saudi-Arabien könne bei ihnen einmarschieren und die Länder besetzen. Ähnlich, wie es einstmals der Irak mit Kuwait vor über 25 Jahren machte.

Derweil erklärte ausgerechnet der amerikanische Außenminister Rex Tillerson, dessen Regierung durch den Verkauf schwerer Waffen an Saudi-Arabien vor zwei Wochen das Pulverfass Arabien weiter anheizte, man hoffe, dass die vier arabischen Staaten, welche nun die diplomatischen Beziehungen zu ihrem Nachbarstaat Katar abgebrochen haben, ihre Position noch einmal überdenken.

So sagte er auf einer Pressekonferenz in der australischen Hauptstadt Sydney, wonach die USA „die Parteien“ ermutige, „zusammen zu sitzen und die Unterschiede“ zu diskutieren. Die USA seien bei diesen Diskussionsrunden gerne, so Tillerson, vermittelnd behilflich.

Nahezu allen arabischen Ländern gemeinsam ist der Hass auf Katar aber auch noch aus einem ganz anderen Grund: So war es der katarische Satelliten- und Kabelfernsehsender Al Jazeera, der 2011 durch massive Berichterstattung den „Arabischen Frühling“, also die Bürgerproteste gegen die regionalen Regime in arabischen Ländern, befeuert hatte.

In dessen Zuge fielen mehrere Regime in arabischen Ländern, wobei die Proteste auf Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate – also vor allem Dubai und Abu Dhabi – überzugreifen drohten:

  • In Ägypten wurde im Zuge des „Arabischen Frühlings“ 2011 Husni Mubarak gestützt und verhaftet.
  • In Libyen wurde Muammar al-Gaddafi 2011 gar mit Förderung der NATO in der Wüste Ägyptens von Terrorgruppen ermordet.
  • In Tunesien wurde Diktator Ben Ali vom Thron gejagt.
  • In Syrien versuchen undurchsichtige Gruppierungen um demokratische Kräfte als auch Terrorbanden Baschar Al-Assad seit 2011 zu stürzen und das Land nach Vorbild Saudi-Arabiens in eine Art diktatorischen islamisch-sunnitisch erzkonservativen undemokratischen „Gottesstaat“ umzuwandeln.
  • Der diktatorische Herrscherclan von Bahrain konnte sich im März 2011 nur durch militärische Hilfe des Nachbarstaates Saudi-Arabien an der Macht halten. Damals hatte Saudi-Arabien Panzereinheiten nach Bahrain geschickt, um die Demonstranten, die ein Abdanken der diktatorisch regierenden Herrscherfamilie forderten, zurückzutreiben. Bis heute gilt in Bahrain ein allgemeines Demonstrationsverbot, teilt das deutsche Auswärtige Amt erst im Frühjahr 2017 wieder mit.
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Von Tom

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