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Etwas launige ZDF Talkshow Precht zum Thema Gefährliche Freiheit? / Gast Dr. Mathias Döpfner, Chef Axel Springer AG

VonRingo Later

Okt 8, 2012 #featured

Precht TV Kritik – In der ZDF-Gesprächsreihe Deutschland 2012 von Talkmaster Richard David Precht (wir haben von ihm vorher noch nie etwas gehört, aber ok) ging es in der Nacht zum Montag um das Thema Freiheit, beziehungsweise um die Frage „Gefährliche Freiheit“. Als Gast war Dr. Mathias Döpfner, Vorstandschef der Axel Springer AG (u.a. BILD-Zeitung, Hamburger Abendblatt, Die Welt etc.) im Studio. Er zeigte sich als spannender Gesprächspartner in der Sendung, der lebendig und auch emotional sich mit dem Thema Freiheit auseinandersetze.

In der ZDF-Sendung von Precht wurden mehrere Aspekte rund umd die „Freiheit“ angeteasert. Hierzu gehörte beispielsweise auch die Freiheit des Internets. Man müsse damit leben, dass die Online-Welt eine Welt der Anarchie sei, argumentierte der Springer-Chef Mathias Döpfner. Länder wie China zeigten, wenn das Netz staatlich dominiert werde, dass das Internet dann in eine Fratze abgleite, die sich gegen die Freiheit stelle. Deshalb müsse das Internet dezentral anarchisch bleiben in der vieles im Wettbewerb stehe – kluges und dummes, ist Döpfner überzeugt. Es gehöre sogar auch dazu, dass das Internet Platz für shitstorms biete, auch eine Prangerfunktion erfülle. Das sei allemal besser als der Pranger auf dem Marktplatz, wie man es aus früheren Zeiten kannte, ist Döpfner überzeugt.

Auf die Frage, durch wen Döpfner die Freiheit in Deutschland am meisten bedroht sehe, meinte er: Gefährlich seien in Deutschland auf jeden Fall Parallelgesellschaften in denen auch Gewaltbereitschaft existiere, wie beispielsweise in Berlin. Absolut abzulehnen seien Gesellschaften, in denen die Freiheit anderer Menschen angegriffen werde. Hierzu gehörten beispielsweise auch die Freiheit der sexuellen Selbstbestimmung, also beispielsweise die Freiheit homosexuell zu sein.

Auch das Thema islamische Gesellschaften wurde in der ZDF-Talkshow nicht ausgespart. Ohne konkrete Länder zu nennen, zeigte sich Döpfner als Gegner militärischer Handlungen, nur weil in einem Land eine andere Gesinnung herrsche, als im Westen akzeptiert (Anmerkung: Alles andere wäre ja wohl auch eine unglaubliche Arroganz des Westens). Aber wenn es Massenmord gebe, Völkermord, könne es schon so sein, dass man auch als Weltgemeinschaft sage, da können wir nicht mehr länger zuschauen.

Das Freiheits-Land par Exzellenz ist für den Springer-Chef die USA. Er ist der Überzeugung, dass die individuelle Freiheit in den USA einen höheren Stellenwert habe, als in Deutschland. Das sei aber auch geschichtlich erklärbar. Man traue in den Vereinigten Staaten von Amerika dem Staat grundsätzlich weniger als in Deutschland. Die Deutschen hätten eine zu starke Staatenhörigkeit. Deshalb wolle er, Döpfner, Deutschland zu mehr Freiheit ermutigen, aber nicht herum mosern, dass es zu wenig Freiheit gebe.

Als positives Freiheits-Beispiel wurde in der Talkshow auch die Schweiz genannt. Dort zeige man gelebte Freiheit, in dem die individuellen Freiheiten in den Kantonen stärker gelebt würden als in Deutschland. Obgleich, räumte Döpfner ein, auch die Schweiz sicherlich in einigen Dingen arg eng sei.

Wer über Freiheit rede, da waren der ZDF-Gastgeber Precht sowie der Springer-Mann Döpfner gleicher Meinung, könne die Chancengleichheit des Individuums nicht außen vor lassen. Die beiden Dinge bedingten sich gegenseitig, zeigte sich Döpfner überzeugt, der selbst einmal Chefredakteur der Tageszeitung DIE WELT war. Als besonders gutes Beispiel, dass Chancengleichheit hervorragende Möglichkeiten biete, nannte Döpfner den Bundeskanzler a.D., Dr. Gehard Schröder. Er habe gezeigt, dass man auch, wenn man aus einfachen Verhältnissen stamme, aus seinem Leben großartiges machen könne.

Bei diesem Thema verwies Moderator Precht auch auf die zunehmende Kluft zwischen arm und reich in Deutschland. Dabei sei es doch seltsam, dass, obwohl es in Deutschland so viele Arbeitsplätze wie noch nie zuvor in der Geschichte in Deutschland gebe, doch die Kluft zwischen Arm und Reich weiter auseinandergehe. Woran denn das liege, wollte er von Multimillionär Döpfner wissen.

 

Döpfners Antwort: Das wisse er auch nicht, woran das liege. Er müsse eingestehen, darauf keine Antwort im Moment zu haben. Doch in einem sei er sich sicher: Die Umverteilung sei keine Lösung. Es fördere nicht mehr Leistungsenergie, es gebe eine Erosion des Prinzips Eigentum, des Prinzips Leistung. Das fördere die Trägheit der Gesellschaft. Am Ende würde es allen schlechter gehen, ist Döpfner überzeugt. Das kenne man schon aus dem Sozialismus.

Aber auch davon zeigte sich der oberste BILD-Chef überzeugt: Jene, die viel Geld hätten, müssten freiwillig sich dafür einsetzen, dass es Chancengleichheit gebe. Sie müssten sich aktiv dafür einsetzen. Das sei letztlich in ihrem ureigensten Interesse.

Dem erwiderte jedoch Precht, dass man bislang keine guten Erfahrungen mit dem Thema freiwilliger Selbstverpflichtung gemacht habe. Als Beispiel nannte er die Finanzmärkte in der Wirtschaftskrise. Nach 20 Jahren Deregulierungspolitik müsse nun der Staat wieder stärker Schiedsrichter sein. Dem wollte sich Döpfner wiederum nicht anschließen. Der Staat als Schiedsrichter das sei immer auch eine schwierige Sache. Denn häufig würde dann für die falsche Seite gepfiffen. Als Beispiel nannte er den meist misslungen Versuch von Staaten nicht mehr lebensfähige Firmen durch Subventionen am Leben zu erhalten.

Etwas verworren wird Döpfner schließlich aber beim Thema Finanzkrise. Einerseits zeigte er sich überzeugt, das sei ein letzter Warnschuss an alle freien Gesellschaften, aber er sei sich nicht sicher, ob eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte wirklich der richtige Schritt sei. Sicher sei er sich lediglich darin, dass man etwas ändern müsse (ok, so what?).

Fazit der ZDF-Talkrunde in der Nacht zum Montag: Während Gastgeber Richard David Precht immer wieder ins fast ermüdende Dozieren abgleitete – ganz so, als erwarte er von seinen Studenten Beifall im Hörsaal – schaffte es Döpfner doch mit Schlagfertigkeit und deutlich anzumerkendem Interesse am Leben und der Welt, dass man ihm tendenziell mehr zu hörte, während Precht teils etwas selbstverliebt launig wirkte. Keine Frage: Döpfner war im ZDF der interessantere Gesprächspartner bei Precht.

 

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7 Gedanken zu „Etwas launige ZDF Talkshow Precht zum Thema Gefährliche Freiheit? / Gast Dr. Mathias Döpfner, Chef Axel Springer AG“
  1. Sie kennen Precht nicht?
    Versuchen sich aber mit dem Weltgeschehen auseinanderzusetzen?
    Sie wissen schon, dass Sie dann in den letzten Jahren wertvolle philosophische Denkanstösse verpasst haben- aber es passt natürlich prima dazu, wie bei Ihnen Herr Döpfner angekommen ist- genau das macht uns ja der Springerverlag jeden Tag vor- wie toll er im Volke ankommt.Aber die Denker sind zu allen Zeiten die gewesen, die uns voranbrachten….

  2. Zunächst sollte erwähnt werden, dass der Gastgeber Richard David Precht kein so Unbekannter ist, wie der Artikel weismachen möchte. Wer eine Buchhandlung betritt, wird ganze Stapel seiner Werke finden worunter neben seinen philosophischen Bestsellern auch so manche Romane fallen. Und wer sich zu sehr vor Printmedien und dessen digitalem Ableger fürchtet, dem könnte der populäre Philosoph zumindest in seinen zahlreichen Fernsehauftritten begegnet sein.

    Doch wenden wir uns nun dem Thema der besprochenen Sendung zu. Leider wurde während der gesammten Sendezeit von keinem der beiden Gesprächspartner darauf hingewiesen, wie sorgfälltig man mit dem Abstraktum „Freiheit“, das nun mal Thema des Abends war, umzugehen ist. Dieser Begriff sollte bei einer vertiefenden Diskussion zunächst einmal klar definiert werden, eben weil er eigentlich keine bzw. unzählige Definitionen besitzt und damit als einzelnes Wort keine klare Aussage hat (Gauck aufgepasst!).
    Ein Beispiel gefällig? Wir besitzen nicht die Freiheit eine Einbahnstraße in entgegengesetzter Richtung zu durchfahren. Diese Einschränkung unserer Freiheit erscheint uns jedoch längst nicht so hinderlich wie die Aberkennung der freien Meinungsäußerung. Und doch sind beides Freiheiten, wobie die eine für uns wohl einen höheren Priorität besitzt als die andere. Nun sind aber die einzelnen Stellenwerte der diversen Freiheiten , die uns tagtäglich begegnen, nicht so klar zu erfassen wie in diesen Fall. Dies hängt einfach damit zusammen, dass nun mal eine Vielzahl an Menschen existiert, die – aus welchen Gründen auch immer – ganz unterschiedliche Auffassungen darüber besitzen welche Freiheiten ihnen nun wichtiger erscheinen. (Einen LKW-Fahrer wird die Freiheit möglichst viele Straßen ungehindert durchqueren zu können wohl mehr interessieren als einen Wirt, den die Sperrstunde für seine Lokal wohl näher am Herzen liegen dürfte.)
    Diese verschiedenen Ressonanzen des Abstraktums „Freiheit“ könnten bei den vielen Individuen, die sich damit beschäftigen, nur dann etwas angepasst erscheinen – und somit auch zu einem genauerem Bild führen – wenn die Gleichheit – und zwar nicht nur die Chancengleichheit, sondern eben die allgemeine Gleichheit – unter den Menschen hergestellt wäre. Dies jedoch hält Dr. Mathias Döpfner für inhuman – eine Aussage auf die leider nicht weiter eingegangen wird. Jedoch erfahren wir, dass er eine Umverteilung für keine Lösung hält, da dies zu einer handlungsträgen Gesellschaft führe, womit er die Frage „Ist der Mensch von Natur aus faul?“ (E. Fromm 1974) ganz klar bejaht und die gescheiterten Versuche den Sozialismus einzuführen als Beweis für seine Ausführung nennt. Somit steht er der Urform „Mensch“ sehr skeptisch gegenüber, während er auf einen Wohltäter von Seiten der reichen Gesellschaftsmitglieder hofft.
    Weiterhin wird von ihm die Chancengleichheit, die unter den Menschen hersche, am Beispiel des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder abgehandelt, der gezeigt hat, dass man auch wenn man aus einfachen Verhältnissen stamme aus seinem Leben etwas großartiges machen könne. Dabei sollte man jedoch darauf hinweisen, dass ein Lebenslauf, wie ihn der erwähnte Ex-Bundeskanzler durchschritten hat, noch zu den seltenen Fällen von Personen aus dieser Gesellschaftschicht gehört, da – wie Studien beweisen – nicht einmal die Hälfte der aus Armut stammenden Personen am Ende ihres Lebens in bessere Verhältnisse eingetreten sind.
    Ein wahnsinnig schlechtes Ergebniss für den Wohlstand und Fortschritt, den wir – so Döpfner – vor allem der Aufklärung zu verdanken haben. Auf die Vergrößerung der Kluft zwischen Arm und Reich hat der Vorstand der Axel Springer AG jedoch keine Antwort und die Erwähnung der Grausamkeiten, die die Aufklärung mit sich brachte („Dialektik der Aufklärung“ Horkheimer/Adorno), scheint er zu überhören.
    So bleiben seine Phrasen eben das was sie sind – Phrasen. Mit denen verneint er den Krieg, besteht jedoch auf irgendeine Handlung (welche?) bei Völker- oder Massenmord. Er beschreibt die anarchistischen Züge des Internets, das aber auch – wie China zeigt – von staatlicher Seite ausgenutzt werden kann, ohne auf eine genau Regelung in diesem wie mir scheint doch etwas großen und heute auch wichtigen Mediums einzugehen. Somit gibt sich der Milionär Döpfner also genauso wie sein erfolgreichstes Produkt – die Bildzeitung. Er kratzt bei all den wichtigen Themen, die hier besprochen wurden, populistisch an der Oberfläche ohne genauer in die Tiefe, die sie erfordern, einzugehen. Da hat es selbst ein kommerziell erfolgreicher Philosoph wie Precht schwer eine vernünftige Diskussion zu führen und seinem Gesprächspartner klare Antworten zu entlocken. Schade eigentlich. Denn in Krisenzeiten, in denen wir uns nunmal befinden, braucht man doch eigentlich Lösungen, die jedoch vom Rudern in die bereits vorhandene Richtung etwas abweichen. Am Ende steht nur fest, dass diese beim Vorstand der Axel Springer AG nicht zu finden sind.

  3. Es ist, meine ich, kein Einzelfall und gar nicht so selten, dass Intellektuelle sich vor den Karren von „Eliten“ der Gesellschaft spannen ließen bzw. doch immer wieder in das Fahrwasser der Political Correctness einschwenken.
    Precht hat noch nie einen Ausweg aus dier Misere der heutigen entwickelten Welt gezeigt. Er schwimmt auf der Welle von Gauck und Konsorten. Keiner hat bisher einen entscheidenden Beitrag zur Definition der Freiheit beigetragen.
    Freiheit ist immer mit „Einsicht in die Notwendigkeit“ verbunden. Daher darf man auch nicht die Einbahnstraße lang fahren.
    Die bürgerliche Gesellschaft hat sich ihren Freiheitsbegriff gebastelt, ohne dabei die Meinung der Länder der dritten Welt bzw. Russlands, Indiens und Cinas abzufragen, die zusammen einen Großteil der Weltbevölkerung stellen.
    Freiheit ist keine feste philosophische Kategorie, Freiheit ist ein Prozess. Man muss wohl auch zwischen der Freiheit des einzelnen und der Freiheit der Gesellschaft unterscheiden. Die Gesellschaft bzw. ihr Representant, der Staat bzw. das Parlament, entscheidet, ob wir an einem Krieg teilnehmen oder nicht. Da hat der einzelne nichts zu sagen. So war es jedenfalls bisher. Das kann sich ändern, denn Prozesse schreiten voran, manchmal auch rückwärts. In der Schweiz würde z. B. eine Beteiligung an Afganistan oder jetzt in Mali, die ja nicht unmittelbar für Deuschland und die Welt eine Gefahr darstellen, das Volk abstimmen. Haben die Schweizer mehr Freiheit? Oder habern die Palästinenser nicht den gleichen Anspruch auf unsre bürgerliche Freiheit wie die Israelis? Warum unternehen die Nato und die Uno denn nichts, um die durch die Weltgenmeinschaft hundertfach verabschiedeten Resolutionen wenigstens in den gringensten Fällen durchzusetzen. Weil Israel für das Kapital das Bollwerk für Freiheit im nahen Osten ist, so ein Quatsch. Bei dem ganzen Freiheitsgedusel geht es einfach und allein um die Interessen des Kapitals und da stecken sie alle unter einer Decke, deswegen wird man von unseren Medien auch nichts anderes hören als Polical Correctness.
    Zum Abschluss noch ein Satz zur Freiheit von Rousseau (sinngemäß):
    Im Verhältnis zwischen Starken und Schwachen in der Gesellschaft wird die bürgerliche Freiheit die Starken immer mächtiger und reicher machen. Die Pflicht des Staates ist es, die Schwachen vor zu viel Freiheit zu schützen.​​​​​​​

  4. „Richard David Precht ist der populärste Intellektuelle des Landes. Er ist zweifacher Honorarprofessor und mehrfacher Bestsellerautor“ so die Frankfurter Allgemeine Zeitung, faz.net vom 6.9.12. Der hier zum Medienkritiker Berufene freilich hat „von ihm vorher noch nie etwas gehört“!

  5. „…wir haben von ihm vorher noch nie etwas gehört, aber ok…“

    Das ist doch ein Witz oder. Was ist das denn hier bitte für ein Niveau.

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