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Google agiert faschistisch beim Verbot Linkkauf oder Linkverkauf / Wettbewerbsschädigend, zerstörerisch

VonPeter Patzow

Jul 4, 2014 #featured

Millionen Onlineportale weltweit, auch in Deutschland, haben derzeit Angst und zwar existenzielle: Die Google Inc. aus den USA, das weltgrößte Internet-Unternehmen mit einer einmaligen Monopolstellung vor allem in westlichen Industrieländern, auch in Deutschland, hatte angekündigt, sie würde alle Portale, die es wagten, Links zu verkaufen, oder Linkkauf zu betreiben (zum Beispiel im Rahmen von Sponsored Posts oder Sponsored Articles), massiv abstrafen in der Sichtbarkeit im Internet. Übersetzt heißt das nichts anderes, als dass Google solchen Portalen vorsätzlich massiven und existenzbedrohenden wirtschaftlichen Schaden zufügt.

Doch in der Internetszene gibt es massive Kritik an diesem radikalen Google-Verhalten. Der Vertreter eines großen Software-Hauses aus München nennt ein solches Verhalten von Google „faschistisch“ und „wettbewerbsrechtlich nicht akzeptabel“. Grund: Vordergründig behauptet Google, man wolle das Internet von Spamseiten befreien. Dieses Anliegen ist sicherlich berechtigt. Nur hat Googles radikaler Feldzug gegen jeden, der es wagt, aufzumucken und einen Link an ein anderes Portal zu verkaufen oder Linkkauf für sein Portal zu betreiben, in der Tat etwas faschistisches. Denn letztlich ist Google nicht Inhaber einer Domain oder einer Webseite. Doch die Google Inc., das weltgrößte Internet-Konglomerat mit jährlich 13 Milliarden US-Dollar Gewinn, benimmt sich so:

Nehmen wir das Beispiel, welches wir in der oben abgebildeten aktuellen Grafik eingeblendet haben: Um diese deutsche Nachrichtenseite, die auch in Google-News gelistet ist, nicht weiter zu beschädigen, nennen wir nicht sofort ihren Namen. Jedenfalls erlebte sie nun ein Szenario, das Google durchführt, wenn die Google Inc. annimmt, irgendeine Webseite habe in Deutschland, der EU, oder weltweit irgendwas gemacht, was der Google Inc. nicht passt.

Die Fakten sind: Die von der Google Inc. innerhalb von einer Woche nahezu komplett im Google Suchmaschinen-Index eliminierte Webseite stürzte innerhalb einer Woche von einstmals bis zu 60.000 täglich eingeblendeten Webseiten-Artikeln im Google Treffer Index (im Schnitt der vergangenen sechs Wochen waren es durchschnittlich täglich 25.000) nur noch 1.900 ein. So sieht also eine Abstrafung einer deutschen Webseite durch die Google Inc. im Sichtbarkeits-Index der Internet-Suchmaschine Google aus.

Google gefährdet Nachrichtenseiten durch überzogene Abstrafungen vorsätzlich in der Existenz

In Zahlen bedeutet das einen Absturz der deutschen Nachrichtenseite um rund 90%. Das bedeutet: Plötzlich sind hunderte Artikel von den vorderen Google-Seiten innerhalb weniger Tage komplett verschwunden, können also nicht mehr aufgefunden werden, damit nicht mehr angeklickt werden. Doch ein Klick auf einen Artikel ist wichtig, damit die werbefinanzierten Webseite (Google Adsense Anzeigen) sich auch refinanzieren kann. Da über 80 Prozent der Webseiten-Besucher über Google auf die redaktionellen Beiträge der von Google abgestraften Nachrichtenseite gelangen, ist das existenzgefährdend.

Warum diese Abstrafung erfolge: Darüber gibt es keine Nachricht von Google in seinem berühmten Google Webmaster Tool. Deshalb weiß die Nachrichtenseite nun auch nicht, was sie aus Sicht Googles angeblich nicht richtig gemacht hätte. In einer Nachricht behauptete Google zumindest, die Webseite habe angeblich über 3.000 Fehler. Welche das sein sollen, teilte die Google Inc. nicht mit.

Der Vorgang über welchen wir hier berichten, ist kein Einzelfall, sondern geschieht täglich Tausendfach – auch in Deutschland, der EU. Nur die meisten betroffen Webseiten getrauen sich nicht, ein solch wettbewerbsschädigendes Verhalten von Google auch öffentlich zu machen. Die meisten Webmaster, E-Commerce-Unternehmen, Nachrichten-Publisher, ducken sich lieber feige vor Google weg. Zu übermächtig ist der US-Gigant. Doch die Front der Gegner dieser Übermacht wächst.

Seltsam: Eine Webseite ändert nichts, doch Google behauptet 3000 Fehler gefunden zu haben

Fakt ist, wonach es seltsam ist, das die von uns geschilderte durch Google abgestrafte deutsche Nachrichtenseite, welche seit 2012 online ist, überhaupt nichts geändert hatte. Welche Fehler – zumal über 3000 – sollten da angeblich plötzlich aufgetaucht sein? Bleibt noch das leidige Thema des von Google gegenüber jeder Webseite unterstellten und angenommenen bösen und nach dem Google-Gesetz illegalen Verkaufs von Links (nicht der Staat macht im Internet die Gesetzte, sondern die Google Inc.).

Richtig ist: Die Webseite hatte es gewagt (obgleich uns die Webseiten bekannt ist, nennen wir hier einen fiktiven Namen: xyz-Webseite) in einer Rubrik „Sponsored Articles“ (oder auch alternativ als „Sponsored Posts“ genannt), Beiträge zu listen, für die ein Kunde bezahlt hatte. Doch die Beiträge waren eindeutig als „Sponsert Posts“, beziehungsweise als „Verlagssonderveröffentlichung“ gekennzeichnet. Letztere Kennzeichnung ist eine bei Tageszeitungen seit Jahrzehnten übliche Kennzeichnung werblicher Inhalte.

Man sollte also annehmen, dieses Prinzip müsse auch von der Google Inc. auf Webseiten akzeptiert werden. Wird es aber scheinbar nicht. Denn es ist ja auch eine Konkurrenz zu den eigenen Google Adsense-Einnahmen, von welchen Google lebt. Unter Google Adsense versteht man meist die auf Webseiten eingeblendeten Textteil-Anzeigen oder Display-Anzeigen, welche Google den Webseiten zur Refinanzierung zur Verfügung stellt. Dieses System ist grundsätzlich ein gutes System. Nur: Warum muss Google es so faschistisch verteidigen und alles abstrafen, was irgendwie eine Konkurrenz-Einnahme-Quelle anzudeuten scheint? Bei Sponsored Posts kann der Leser erkennen, welcher Beitrag von einem Kunden gesponsert wurde. Dies ist grundsätzlich zu befürworten – nur eben von der Google Inc. scheinbar nicht.

Webseiten verkaufen Links, da Google ihnen zu niedrige Adsense-Einnahmen überlässt

Legen wir die Fakten der xyz-Webseite offen: Rund fünf Autoren schreiben im Monat durchschnittlich 60 Artikel, welche Google durch sein Anzeigensystem, das Google Adsense-System, mit durchschnittlich 200 bis 250 Euro Einnahmen monatlich an die Webseite honoriert. Das macht einen durchschnittlichen Stundenlohn von 1 Euro für die Autoren von xyz-Webseite. Nach deutschem neuem Mindestlohn-Gesetz wäre das also rechtlich gar nicht zulässig. Ein Glück, dass fast alle Autoren freiwillig und ehrenamtlich als Redakteure für die Webseite arbeiten, um für mehr journalistischen Wettbewerb im Netz zu sorgen.

50 Prozent der durch eine Webseite eingenommenen Adsense-Einnahmen zieht sich Google ab (das heißt: erhält eine Webseite 200 bis 250 Euro monatlich an Google Adsense Einnahmen, zieht sich Google den gleichen Betrag ab – nach dem Motto: Der Vertriebsweg hat ein Recht auf Einnahmen-Teilung).

Vom Ansatz her ist das Google Adsense-System ein gutes System vor allem für kleine Webseiten. Doch es gibt Einschränkungen in diesem Urteil: Denn das System lebt davon, dass möglichst hochwertiger redaktioneller Content für Google gebaut wird, damit Google darüber Einnahmen erzielen kann, doch honoriert Google die Leistungen einer Webseite faktisch viel zu wenig und torpediert und zerstört sie obendrein, wenn eine Webseite in der Google Rasterfahnung scheinbar gegen ein Google-Gesetz verstoßen hat. Hier ist dann Google nicht mehr Partner, sondern radikaler Zerstörer.

Wagt es nun eine Webseite ihren nahezu kostenlos und ehrenamtlich erstellten redaktionellen Content – was auch ein idealistischer demokratischer Ansatz ist – zusätzlich zu refinanzieren, zum Beispiel durch „Sponsored Posts“, beziehungsweise den Verkauf eines Links, kommt das Google-Monster und fängt an, die Webseite zu attackieren. Dass Webseiten nur deshalb Sponsored Posts verkaufen, oder Links, liegt aber ja daran, da die Google Adsense-Einnahmen schlicht nicht zur Refinanzierung genügen, da sich Google selbst zu viel abzieht.

Immerm mehr Google-Kritiker: Von Mathias Döpfner, CEO der Axel Springer SE bis zum deutschen Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel

Ist das fair? Ist das angemessen? Ist das wettbewerbsrechtlich mit EU-Recht vereinbar? Mathias Döpfner, der CEO der Axel Springer SE sagte in einem weltweit übersetzten und von hunderten Nachrichtenkanälen verbreiteten Statement: Nein, das ist nicht ok. Nein, wir haben vor dem Monster Google Inc. Angst. Nein, die amerikanische Google Inc. agiert wettbewerbsschädigend.

Ähnlich äußerte sich der deutsche Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) in einem Google-Beitrag, welcher ganzseitig, wie zuvor ein Artikel von Mathias Döpfner von Axel Springer (u.a. Bild-Zeitung, Die Welt, N24), im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) erschienen ist. Sigmar Gabriel, der deutsche Bundeswirtschaftsminister, ging sogar noch einen Schritt weiter: Er drohte der Google Inc. mit einer möglichen kartellrechtlichen Zerschlagung in der EU, sollte sich Google nicht selber zügeln.

Unser aktuelles Beispiel zeigt: Die Google Inc. zügelt sich nicht. Sie missbraucht ihr Wirtschaftsmonopol im Internet destruktiv und vernichtend. Das einstige Google-Motto „be not evil“ verkehren vor allem verantwortliche Google-Mitarbeiter und Google-Manager selbstherrlich immer mehr in das Prinzip „be evil, be destructive“.

Lautet das Motto einiger Google-Mitarbeiter zunehmend „be evil, be destructive“?

Xyz-Webseite hatte unter 1000 redaktionellen Artikeln ungefähr 8 Sponsored Posts, die auch als solches gekennzeichnet worden sind. Der einzige Fehler aus Sicht von Google scheint gewesen zu sein: Die darin enthaltenen Links wurden nicht auf no-follow gesetzt, sondern auf „follow“. Das „Link-Follow“ steht dafür, dass eine Webseite es wagt, einer anderen Webseite etwas Linkpower mitzugeben. Nur: Nicht jeder Publisher hat überhaupt ein System, das den Wechsel zwischen Follow-Link und No-Follow-Link zulässt. Viele weigern sich zudem, sich einem solchen Google-Diktat zu unterwerfen und sagen sich: Ich will als Webseitenbetreiber selbst entscheiden, zu wem ich einen Link setze und zu wem nicht.

Nun sollte man meinen, dass jeder Domain-Inhaber selber entscheiden können sollte, ob er Linkpower an eine andere Webseite weitergibt oder nicht. Doch die Google Inc. spielt sich als Zensor auf. Die Radikalität der Google Inc. gegenüber Webseiten hat nichts mehr mit „wir machen das Web sauber“ zu tun, sondern ist destruktiv und schadet dem Wettbewerbsgedanken, der Freiheit in demokratischen Systemen. Es ist die Fratze eines ungezügelten und nicht gesellschaftlich eingefangenen Machtmissbrauchs.

Hinzu kommt: Mit seinen teils an faschistischen Radikalismus grenzenden Abstrafungs-Aktionen gegen Webseiten, welche einen Link nicht auf no-follow setzen (wofür niemand bezahlen würde), erreicht Google nur eines: Dass Artikel erscheinen, für deren Linksetzung Geld geflossen ist, diese aber nicht mehr als „Sponsored Posts“ gekennzeichnet werden. Aus Angst vor einer Google-Abstrafung führt dies aber auch dazu, dass sich kaum noch eine Webseite traut, eine Rubrik „Sponsored Posts“, also gesponserte Links oder gesponserte Werbung, zu veröffentlichen. Aber vielleicht ist das ja auch das Ziel des Monopolisten Google: Dulde niemanden neben Dir:

Google trägt mit seinem Verhalten nicht nur zu einer Wettbewerbs-Verzerrung erheblich bei, sondern drängt Webseiten in ein Untergrund-Verhalten aus purer wirtschaftlicher Not. Warum das Internet damit angeblich besser werden soll, ist nicht nachvollziehbar.

Die Autoren der von Google abgestraften vons geschilderten Webseite haben in zwei Jahren über 2000 Stunden in redaktionelle Arbeit gesteckt. 2000 Stunden, welchen ungefähr 15 Stunden Arbeit für „Sponsored Posts“ entgegenstehen, die für die Google Inc. ausreichen, eine Webseite existenziell gefährdend anzugreifen.

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