Erstmals in der amerikanischen Polizeigeschichte brachte die US-Polizei den Scharfschützen, der fünf weiße Polizisten im Rahmen einer Demonstration gegen Rassismus in Dallas erschossen hatte, mit einem Roboter um. Ein schlimmer Paradigmawechsel, der nicht dramatisch genug eingeschätzt werden muss. Denn wieder einmal sind es die Amis, welche die Büchse der Pandora öffnen – nach dem Atombombeneinsatz 1945.
Bei dem in Dallas gegen einen eigenen US-Bürger von der US-Polizei eingesetzten Roboter handelt es sich nicht um einen klassischen Roboter mit Lizenz zum Töten, also einen Killer Roboter. Vielmehr wurde der Roboter in über 80 Länder von den Amerikanern verkauft. Hersteller des Geräts ist der größte amerikanische Waffenhersteller: „Northrop Grumman“ und dort wiederum die Tochter „Remotec Andros“. Deshalb ist auch die Rede von einem „Northrop Grumman Remotec Andros“. Dieser Roboter bewegt sich auf vier Rädern und wiegt in etwa 220 Kilogramm. Er ist also in etwa so schwer wie ein kleines Auto.
Auf CNN schreibt Buchautor Peter W. Singer wonach dieser Roboter eher aus der Situation heraus und nicht nach einem großen vorab ausgetüftelten Plan zur Tötung eines US-Bürgers in Dallas in Stellung gebracht worden sei. Auch sei dieser Roboter kein Roboter, der zur Tötung von Bürgern geschaffen worden sei. Vielmehr werde er weltweit von der Polizei seit Jahren eingesetzt, um beispielsweise Bomben zu entschärfen.
Der Polizeichef von Dallas, David Brown, hatte gesagt, er habe keine Alternative gesehen zum Einsatz eines Roboters, um den Scharfschützen, der 11 Polizisten aus einer Garage heraus als Heckenschütze ins Feuer-Visier genommen hatte, zu stoppen. Jeder andere Einsatz hätte weitere Polizisten in Lebensgefahr gebracht. Bei dem Täter in Dallas handelte es sich um den 25-Jährigen Farbigen Micah Xavier Johnson.p
Kein LAWS-Roboter und doch tödlich
Er hatte sich durch diverse öffentliche Nachrichten und Angriffe von amerikanischen Politikern gegen weiße Polizisten aufgestachelt gefühlt, weiße Polizisten zu erschießen. So waren in den vergangenen zwei Jahren immer wieder Fälle bekannt geworden, wo weiße Polizisten scheinbar ohne gerechtfertigte Not Schwarze bei der Festnahme oder Flucht erschossen hatten. US-Präsident Barack Obama (Demokraten) hatte daraufhin mehrmals öffentlich von Rassismus in der amerikanischen Polizei gesprochen.
Buchautor Singer weist darauf hin, wonach es sich bei dem in Dallas zum Einsatz gebrachten Killer Roboter um keinen der umstrittenen „LAWS“ handele, als der „lethal autonomous weapons systems“. Die LAWS werden genauso wie Chemiewaffen oder Atomwaffen als hochgefährlich für den Weltfrieden angesehen, da sie außer Kontrolle geraten könnten, dass also auch Terrorgruppen wie IS sich ihrer bemächtigen könnten. Aber auch Staaten könnten die autonomen Waffen in Form von LAWS vermehrt und offensiv einsetzen.
In seinem Artikel auf CNN schreibt Buchautor Singer weiter, wonach es bereits zahlreiche Roboter mit der Lizenz zum Töten gebe. Dabei verweist er auf die US MAARS oder die chinesischen „Sharp Claw“ (Foto). Beide Roboter werden schon heute mit Maschinengewehren ausgestattet oder können Raketen ferngesteuert abfeuern.
Der in Dallas zum Einsatz gelangte Roboter gehöre aber nicht in die Rubrik der hochmodernen autonomen Waffen, zumal es sich um ein älteres recht einfaches System handele. Zwar ist der Roboter aus Dallas mit Sensoren ausgestattet, beruht im wesentlichen aber darauf, dass er wie ein ferngesteuertes Matchbox Auto einfach nur zu seinem Ziel über Funk geschickt wird. Im Falle von Dallas legte der Roboter dann vor der Garage, in welcher sich der Schütze aufgehalten hatte, schlicht nur den Sprengstoff ab. Modernste Killer-Systeme sind wesentlich ausgefeilter.p
Weltweiter Widerstand gegen autonome Waffen, wie Killer Roboter
Weltweit gibt es massiven Widerstand gegen Killer Roboter, wobei sich die Kritiker einig sind, dass autonome Waffen und Killer Roboter die künftige Kriegsführung radikal verändern werden. Deshalb wurden weltweit von mindestens 54 Nichtregierungsorganisationen aus 25 Ländern diverse Vereinigungen zur Verhinderung der Verbreitung autonomer Waffen ins Leben gerufen. In Deutschland koordiniere nach eigener Aussage eine Gruppe unter dem Namen „Facing Finance e.V.“ diverse Aktionen gegen den Einsatz von Killer Robotern und sonstigen autonomen Waffensystemen. Ob dieses so ist, konnten wir nicht verifizieren. Jedenfalls schreibt Facing Finance e.V.:
„Der Einsatz autonomer Waffen wird das Wesen der zukünftigen Kriegsführung radikal verändern. Vor diesem Hintergrund ist die Kampagne zum Verbot von autonomen Waffen (‚Campaign to Stop Killer Robots‘) als eine notwendige, zivilgesellschaftliche Reaktion auf diese bedrohliche Entwicklung zu verstehen. Sie umfasst mittlerweile 54 Nichtregierungsorganisationen aus 25 Ländern und wurde im April 2013 in London u.a. auf Initiative von Human Rights Watch und dem ‚International Committee for Robot Arms Control‘ (ICRAC) gegründet. Facing Finance e.V. koordiniert auf Wunsch der int. Kampagne deren Aktivitäten in Deutschland.“
Mit dem nun in Dallas erstmals von der Polizei eingesetzten Killer Roboter dürften die Amerikaner einmal mehr die Büchse der Pandora geöffnet haben. Nachahmer auf Seiten der Polizei, auch in Deutschland, dürften nicht lange auf sich warten lassen.
Dabei haben die Amerikaner eine lange Geschichte im Einsatz schlimmster Waffen. So öffneten sie mit dem kriegsverbrecherischen Einsatz zweier Atombomben in Japan 1945 schon einmal die Büchse der Pandora hin zum atomaren Zeitalter. Mit dem US-Foltercamp Guantánamo auf Kuba eröffneten die Amis die nächste Büchse der Pandora. Sie zeigten, dass auch scheinbare Demokratien eben Bürger und Festgenommene straflos und von oberster Stelle gedeckt – dem Präsidenten – foltern dürfen.
Die eigentliche Tragödie von Dallas ist der Einsatz eines Killer Roboters gegen einen Zivilisten, einen eigenen US-Bürger
Mit dem Killer Roboter von Dallas eröffnen die Amis ein weiteres Mal eher beiläufig und geradezu naiv ein furchtbares Zeitalter, die dritte große Büchse der Pandora: Dass ab sofort autonome Waffen, Killer Roboter, nicht mehr nur zum Einsatz gegen Feinde von Außen kommen dürfen, also zur Landesverteidigung, sondern zum Einsatz gegen die eigenen Bürger.
Insofern hat der farbige Scharfschütze von Dallas, der glaubte, in einem Akt der Verteidigung von Bürgerrechten selbst zur Waffe greifen zu müssen, genau das Gegenteil erreicht: Nicht weniger aggressiver Staat, sondern noch mehr. Das ist die eigentliche Tragödie von Dallas.
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