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Bundeswehr mit sexuellen Übergriffen oder Hysterie in Bad Reichenhall?

VonMaximus

Mrz 21, 2017 #featured

Sind Soldaten in Bad Reichenhall wirklich schwulenfeindlich oder schaukelt sich hier etwas hoch? Hier Bad Reichenhaller Kerle beim Zelebrieren von Brauchgut. (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)

Sind Soldaten in Bad Reichenhall wirklich schwulenfeindlich oder schaukelt sich hier etwas hoch? Hier Bad Reichenhaller Kerle beim Zelebrieren von Brauchgut. (Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain)

Kommentar – Schon wieder wird aus der Deutschen Bundeswehr in Medien genüsslich verbreitet, es habe angeblich „sexuelle Belästigungen“ gegen einen Soldaten gegeben. Dieses Mal nicht gegen eine Soldaten-Frau, sondern einen möglicherweise schwulen oder bisexuellen Gebirgsjäger im schönen bayerischen Bad Reichenhall.

In die mögliche Affäre seien Ausbilder und Kameraden des Gebirgsjägers angeblich verwickelt. Es werde nun gleich gegen 14 Soldaten ermittelt. 14. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.

Denn dass gleich 14 Personen einen schwulen oder bisexuellen Kameraden, oder vielleicht auch nur einen, von dem getuschelt wird, er sei es, einen solchen gleich über Monate im Zeitraum vom November 2015 bis September 2016 sexuell belästigt, gemobbt oder genötigt haben sollen, klingt zunächst einmal unglaubwürdig.

Dass es Sprüche gegen Schwule oder Lesben gibt, ist trauriger Alltag in vielen Firmen, Vereinen, Behörden oder Ministerien. Oft ist das aber nicht böse gemeint, sondern naiv und aus Unkenntnis und Unsicherheit heraus im Umgang mit Homosexuellen oder Bisexuellen.

Dabei ist es natürlich so, dass je ländlicher die Gebiete, desto tollpatschiger kann der Umgang mit homosexuellen oder bisexuellen Männern wie Frauen sein.

Dass es aber wirklich heute noch zu massiven und systematischen Diskriminierungen oder Übergriffen auf Schwule oder Lesben in Deutschland, Österreich oder der Schweiz kommt, zumal in einer öffentlichen Institution wie der Deutschen Bundeswehr, erscheint, ohne dem jetzigen Betroffenen zu Nahe treten zu wollen, schlicht seltsam.

Deshalb sollte nicht nur das mögliche Opfer behutsam behandelt werden, sondern vor einer Vorverurteilung ebenso die angeblichen Täter.

Beide Gruppen haben vor einer abgeschlossenen gerichtlichen Untersuchung ein Anrecht auf maximalen Schutz. Zudem muss ebenso bei der Bundeswehr das alte demokratische Grundprinzip gelten: Im Zweifel für den oder die Angeklagten.

Denn es wäre nicht das erste Mal, dass Beschuldigungen der sexuellen Nötigung oder Belästigung, gar der möglichen Vergewaltigung, auch willkürlich gegen andere erhoben werden.

Ein prominentes Beispiel ist der Schweizer TV-Wettermann Jörg Kachelmann. Ihn hatte seine Ex-Freundin zu Unrecht, wie es jetzt selbst die Mannheimer Staatsanwaltschaft sieht, ins Gefängnis gebracht. Sie hatte ihm vorgeworfen, er hätte ihr angeblich körperliche Gewalt angetan.

Mittlerweile sind aber selbst oberste Richter einig: Die Frau, eine Journalistin, hatte dreist und vorsätzlich gelogen – aus Verletztheit, da Kachelmann parallel mit mehreren Frauen eine Affäre hatte und das verheimlicht haben soll. Mit offensichtlich krimineller Energie hat sie Kachelmanns Karriere und seinen Ruf zerstört.

Dass einmal mehr bei der Bundeswehr Vorwürfe der angeblichen sexuellen Nötigung oder Übergriffe gegen einen Soldaten schon vor der Klärung an Massenmedien lanciert werden – angeblich in diesem Fall zu erst an DIE ZEIT – ist ein Skandal.

Jeder, der jemals Führungskraft war oder ist, weiß:

In fast jeder größeren Abteilung, Kompanie, gibt es auch Schwule oder Lesben. Das ist völlig normal. Nur bei der Bundeswehr scheinbar immer noch nicht.

Der Vorwurf der angeblichen sexuellen Belästigung und Nötigung des Gebirgsjägers wurde scheinbar nicht etwa zunächst einmal nur der örtlichen Leitung in Bad Reichenhall zur Klärung vorgelegt.

Nein, man hat es scheinbar von interessierter Seite gleich an die Medien gespielt und ganz oben an den Deutschen Bundestag und das Verteidigungsministerium von Ursula von der Leyen.

Ob von der Leyen eine Richtlinie ausgeben hat, wonach jeder sexuelle Vorwurf nach oben zu geben ist, wissen wir nicht. Es scheint aber möglich zu sein.

Gegen solche Vorgaben ist grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn damit sachgerecht und seriös und um Ausgleich bemüht umgegangen würde. Aber das geschieht bei der Deutschen Bundeswehr offensichtlich einmal mehr nicht.

Denn – und das ist schlimm – scheint der Gebirgsjäger-Verantwortliche in Bad Reichenhall noch vor einer juristischen Klärung entlassen worden zu sein. Von einer Entlassung berichten zumindest ebenfalls einige Massenmedien.

Dass eine Organisation einem Vorgesetzten vor einem Freispruch oder Schuldspruch so in den Rücken fällt, ist schäbig und es untergräbt Führung generell.

Es scheint ein Verhalten der Bundeswehr jenseits von Rechtsstaatlichkeit.

Dabei hat es bei der Bundeswehr, wie in allen Armeen der Welt, schon immer auch homosexuelle oder bisexuelle Männer wie Frauen gegeben.

Es bedarf keiner heterosexuellen Verteidigungsministerin um hier gleich hysterisch dazwischenzuknallen. Was es bedarf, ist Aufklärung. Sowohl bei Schwulen oder Lesben, beziehungsweise Bisexuellen, als auch bei den Heteros.

Aufklärung, dass es Schwule, Lesben oder Bisexuelle schon immer in den Armeen der Welt gegeben hat.

Zu den berühmtesten Beispielen der Geschichte, wo gemunkelt wird, diese herausragenden Köpfe seien möglicherweise schwule oder bisexuelle Soldatenführer gewesen, gehören beispielsweise:

Der Preußenkönig Friedrich der Große aus Berlin und Potsdam. Zum anderen der legendär erfolgreiche antike griechische Heerführer Alexander der Große.

Schwulsein oder Lesbischsein bedeutet nicht, dass man schlechter oder besser ist als Soldat. Das muss sich jeder Homosexuelle oder Bisexuelle zunächst einmal selber klar machen. Und dann müssen es die Hetero-Kollegen verstehen und akzeptieren.

Das geht nur, indem Soldaten gezielt und offen und vielleicht auch mit etwas Humor auf so ein Thema regelmäßig geführt werden.

Dabei ist gegenseitiger Respekt das wichtigste. Mit Hysterie ist aber weder Schwulen, Lesben, Bisexuellen oder eben Heterosexuellen geholfen. Letztlich muss man miteinander auskommen.

Im aktuellen Fall der Gebirgsjäger von Bad Reichenhall hätte vielleicht etwas mehr örtliche Aussprache zwischen dem wahrscheinlich homosexuellen oder bisexuellen Soldaten und seinen Vorgesetzten und dann mit seinen Kameraden geholfen.

Hat das stattgefunden? Wie es derzeit aussieht, nicht in ausreichendem Maße. Sonst hätte sich eine Krise nicht so lange gezogen und hätte sich, wie es nun aussieht, immer weiter nach oben geschaukelt.

Mit Blick auf den homosexuellen oder bisexuellen Gebirgsjäger gilt aber auch: Bevor man einen Vorwurf als Schwuler oder Bisexueller gegen seine heterosexuellen Kollegen ins Land setzt, diese hätten einen monatelang sexuell genötigt oder gar tätlich angegriffen, sollte man vielleicht auch einmal überlegen:

Woran liegt es, dass ich bei so vielen meiner Kameraden über einen so langen Zeitraum nicht akzeptiert werde?

Habe ich vielleicht etwas Mitschuld? Oder bin ich wirklich nur ein Opfer? Natürlich kann es auch letzteres geben. Und wenn hier wirklich systematisch eine sexuelle Grenze bösartig übertreten worden ist, muss es natürlich Konsequenzen geben.

Aber diese Maßnahmen sind in letzter Konsequenz, sollte eine andere Einigung nicht möglich sein, vor Gericht entschieden werden.

Dann müssen allen belastenden und entlastenden Fakten transparent auf den Tisch.

Sollte in Bad Reichenhall der vorgesetzte Gebirgsjäger wirklich schon bei Aufkommen der Vorwürfe entlassen worden sein, ohne dass es eine juristische eingehende und faire Aufarbeitung gegeben hat, so kann man diesem nur empfehlen, sich mit Hilfe eines Anwalts dagegen zu wehren.

Ein Rechtsstaat ist nur ein Rechtsstaat, wenn mögliches Opfer wie möglicher Täter das Recht haben, sich gleichberechtigt, objektiv und ohne emotionale hyperventiliererei wehren können und dürfen.

Der hierfür nötige Austausch muss fair in einem Gremium oder im schlimmsten Falle vor Gericht stattfinden. Die erste Aufklärung hat gerade im Falle einer Institution wie der Deutschen Bundeswehr möglichst unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattzufinden.

Grund: Medien tendieren dazu, sich einseitig auf die eine oder andere Seite zu schlagen, was eine objektive Klärung und Beurteilung sehr schwer macht.

Wichtig ist zudem, dass die oberste Bundeswehrführung genug Rückgrat hat, mögliche kritische oder negative Berichterstattung im Falle von Bekanntwerden sexueller Vorwürfe dann auch auszuhalten.

Ob dies im Falle der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) immer so der Fall ist, darf zumindest im aktuellen Fall einmal mehr bezweifelt werden.

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Von Maximus

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