Das neue Jahr war kaum wenige Stunden alt, da musste die International Federation of Journalists (IFJ) bereits den ersten getöteten Journalisten des Jahres 2014 vermelden: Der pakistanische Journalist Shan Odhor erlag in den frühen Morgenstunden des Neujahrstages seinen Schussverletzungen. Die IJF forderte die Pakistanische Regierung auf, den Mord an dem Journalisten umgehend aufzuklären. Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) klagt über die zunehmende Gewalt gegen Journalisten weltweit und forderte die Bundesregierung auf, sich auf internationaler Ebene für eine sofortige strafrechtliche Verfolgung der Gewalt gegen Journalisten einzusetzen.
Odhor arbeite als Senior-Reporter für den Aaab Tak News Channel. Er befand sich am vergangenen Dienstag, 31. Dezember, gerade auf dem Heimweg, als er von unbekannten Tätern angeschossen wurde. Er wurde schwer verwundet ins Krankenhaus gebracht, wo er jedoch am nächsten Morgen seinen Verletzungen erlag.
Erst einen Tag zuvor hatte die IJF eine Liste der im Jahr 2013 getöteten und verletzten Journalisten und Medienschaffenden veröffentlicht. So verloren im vergangenen Jahr 108 Journalisten durch gezielte Angriffe gegen sie ihr Leben. 15 weitere Kollegen starben als Unbeteiligte während der Ausübung ihrer Arbeit in den Krisenregionen. Pakistan, so beklagt die IFJ, gehöre für Medienschaffende derzeit zu den gefährlichsten Ländern der Welt.
Nach den Protesten von IFJ Affiliate forderte auch die pakistanische Bundes-Union der Journalisten (PFUJ) die Regierung auf, ihre Bemühungen um die Sicherheit von Journalisten in dem Land zu verstärken. „Wir teilen unser tiefstes Mitgefühl mit der Familie und den Kollegen der angesehenen Journalistin Shan Odhor, der als erster Journalist des Jahres 2014 getötet wurde“, sagte IFJ-Präsident Jim Boumelha. „Wir rufen die Behörden in Pakistan auf, eine sofortige und gründliche Untersuchung seiner Ermordung einzuleiten und alle erforderlichen Maßnahmen zu unternehmen, um sicherzustellen, dass die Täter dieses schrecklichen Verbrechens gefasst und ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.“
In Reaktion auf die anhaltende Gewalt und Brutalität gegen Journalistenhat die IFJ im Oktober vergangenen Jahres eine Kampagne gestartet, die die Regierungen von Pakistan, Irak und Russland dazu aufruft, Morde an Journalisten zu untersuchen und Täter vor Gericht zu stellen. „Unsere Kampagne hat das Ende der Straflosigkeit von Gewalt gegen Journalisten zum Ziel ¬– gerade auch in Pakistan, das in den letzten Jahren eine der höchsten Todesraten bei Journalisten aufweist“, sagte Boumelha. „Wir glauben, dass der Mangel an Verantwortlichkeit die Gewalt gegen Journalisten in Pakistan verstärkt“. Dabei sei vor allem die Kultur der Straflosigkeit eine der Hauptursachen, warum Journalisten in dem Land in der Schusslinie blieben.
Auch der Deutsche Journalisten-Verband weist auf die Liste der Gewalttaten gegen Journalisten hin, die die Internationale Journalisten-Föderation erstellt hat. „Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden, und zwar sofort“, so DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Der Deutsche Journalisten-Verband hat die Bundesregierung daher aufgefordert, sich auf internationaler Ebene für eine sofortige strafrechtliche Verfolgung aller Gewaltdelikte gegen Journalistinnen und Journalisten einzusetzen.
Der von der UN-Vollversammlung vor kurzem erst festgelegte Stichtag für das Ende der Strafreiheit am 2. November 2014 könne von Kriegs- und Bürgerkriegsparteien in Krisenländern derzeit gewissermaßen noch als ein Freibrief verstanden werden, Korrespondenten weiterhin als Zielscheiben zu missbrauchen, warnte der DJV-Bundesvorsitzende. Konken: „Es ist zu befürchten, dass die Jagd auf Journalisten in Krisenregionen bis zum 2. November unvermindert weiter geht“. Das jedoch sei durch nichts zu rechtfertigen.
IFJ-Liste der getöteten Journalisten 2013:
http://www.ifj.org/assets/docs/192/093/7c0fac0-6d91e5d.pdf
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