• Di. Dez 10th, 2024

Nicht jede Tätowierung muss anstößig sein. Kippt Berlin die regiden Tattoo-Regeln?

Nicht jede Tätowierung muss anstößig sein. Kippt Berlin die regiden Tattoo-Regeln?

Das Berliner Boulevardblatt B.Z. (Axel Springer SE) berichtet, wonach die Mehrheit der Berliner Polizeibeamten für eine Lockerung der Regel für Tattoos sei.

Bislang gelte, dass Berliner Polizisten und Polizistinnen ihre Tätowierungen so zu tragen hätten, dass diese während des Dienstes nicht zu sehen seien, sofern die Polizeibeamten eine Uniform tragen. Doch ist das noch zeitgemäß? Besonders unangenehm ist die Regel in Berlin für Polizeibeamte während des Sommers, dann nämlich, wenn die Hitze in der Hauptstadt drückend wird und eigentlich Zeit für kurze Hemden ist.

Doch wenn Polizeibeamte ihre Unter- oder Oberarme mit Tätowierungen verziert haben, müssen die Hemden auch in den Sommermonaten lang bleiben. Keine Tatoos dürfen ebenso auf dem Hals, Kopf oder den Händen zu sehen sein. Die BZ schreibt, 60 Prozent von 5.211 befragten Polizeibeamten und Polizeibeamtinnen seien dafür, dass die rigiden Berliner Senatsregeln in Bezug auf sichtbare Tätowierungen gelockert werden sollten. Ihr Argument: Die Versteck-Regel sei nicht mehr zeitgemäß.

Allerdings gibt es nicht nur Zustimmung zu den Lockerungen. Die BZ zitiert beispielsweise einen Polizisten mit den Worten: „Ein Polizist muss Ordentlichkeit vermitteln. Tattoos im Gesicht oder an den Unterarmen sind da nicht okay.“ Dem widerspricht allerdings Peter M., ebenfalls ein Berliner Polizeibeamter.

Er sagte gegenüber dem Antikriegsportal kriegsberichterstattung.com: „Ich finde es sollte stärker differenziert werden. So könnte man bezüglich erlaubter oder unerlaubter Tattoo-Motive diskutieren. Natürlich geht es nicht, wenn ein Polizeibeamter mit nackten in die Haut tätowierten Frauen auf den Unterarmen zu Bürgern geht. Aber wenn es seriöse Tattoos sind, die beispielsweise abstrakte Muster, keine Namen der oder des Angebeteten zeigen und auch kein recht eindeutiges parteipolitisches Statement abgeben, sollte die Regel deutlich liberaler sein.“

Derzeit ist nicht bekannt, wie die regierende Koalition aus SPD und CDU das Thema Tattoos bei der Berliner Polizei einschätzt und ob sie eine beamtenfreundlichere Regel befürwortet. Regierunder Bürgermeister in Berlin ist der SPD-Politiker Michael Müller. Während es in der Berliner SPD eher Zustimmung zur Lockerung der Tattoo-Regel unter Polizeibeamten geben könnte, dürfte das bei der eher spießiger ausgerichteten CDU schon schwieriger werden. Als liberal in Bezug auf Tätowierungen gelten auch Parteien in der Opposition des Berliner Senats, wie die LINKEN, GRÜNEN oder PIRATEN.

Die Sitzverteilung im Berliner Abgeordnetenhaus sieht wie folgt aus: SPD (46 Sitze), CDU (39), GRÜNE (29), LINKE (19), PIRATEN (15) und fraktionslos (1). Die Fraktionsvorsitzenden in Berlin sind:

Raed Saleh (SPD), Florian Graf (CDU), Ramona Pop (GRÜNE) und Antje Kapek (GRÜNE), Udo Wolf (LINKE), Alexander Spies (PIRATEN) und Martin Delius (PIRATEN).

Senatoren in Berlin sind neben Müller: Frank Henkel (Bürgermeister und Senator für Inneres und Sport; CDU), Dilek Kolat (Bürgermeisterin und Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen; SPD), Andreas Geisel (Senator für Stadtentwicklung und Umwelt; SPD), Sandra Scheeres (Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft; SPD), Dr. Matthias Kollatz-Ahnen (Senator für Finanzen; SPD), Mario Czaja (Senator für Gesundheit und Soziales; CDU), Thomas Heilmann (Senator für Justiz und Verbraucherschutz; CDU) und Cornelia Yzer (Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung; CDU).

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