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Tötung Schwarzer in Florida: Notwehr statt Rassismus – Täter erhält täglich 780 Euro Spenden

VonPeter Patzow

Mai 19, 2012 #featured

Einem neuen Polizeibericht folgend, könnte die am 26. Februar 2012 erfolgte Erschießung des schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin in Florida doch eine Notwehr des Nachbarschaftswächters gewesen sein, und nicht, wie auch US-Präsident Barack Obama (Demokraten) behauptet hatte, primär eine rassistische Tat.

Mit dieser neuen Erkenntnis nimmt der Fall, der in den USA für erhebliche Diskussionen rund um rassistisch motivierte Taten sorgte – beflügelt auch durch das Weiße Haus in Form von US-Präsident Barack Obama, der selbst Farbiger ist – eine völlig neue Wendung. Für Obama könnte das zu Stimmenverlusten in der nächsten anstehenden Wahl in der weißen Mittelschicht führen. Denn: Er hat voreilig indirekt nicht nur den Nachbarschaftswächter bezichtig, rassistisch zu sein, sondern stellvertretend einen ganz großen Teil der US-Bevölkerung. Dabei gilt jedoch: Ja, ein nicht geringer Teil der weißen Bevölkerung ist in den USA nach wie vor rassistisch.

Trotz der Möglichkeit einer Notwehr, kritisierte die Polizei von Florida aber auch: Die Tötung des schwarzen Jugendlichen sei absolut vermeidbar gewesen. Der Nachbarschaftswächter, Mitglied der Bürgerwehr, habe eindeutig zu schnell geschossen. So ist die Polizei derzeit sicher, dass es keinen Hinweis auf eine verübte oder geplante kriminelle Tag des Jungen gegeben habe. Die Polizei sagte, wäre der Nachbarschäftswächter George Zimmermann nicht ausgestiegen aus seinem Auto und hätte, statt selbst schießender Sheriff zu spielen, auf die Polizei gewartet, hätte das Leben des schwarzen Jugendlichen gerettet werden können.

Gleichzeit sagte die Polizei in ihrem Bericht, dass Zimmermann wohl möglicherweise tatsächlich in Notwehr geschossen habe – und das ist wiederum in Florida erlaubt. Damit könnte am Ende sogar ein Freispruch vor Gericht erzielt werden. Die Polizei sieht sich in dieser Möglichkeit dadurch bestärkt, dass der Nachbarschaftswächter am Rücken nass gewesen sei, so als habe er am Boden gekämpft, und obendrein habe er am Hinterkopf sowie aus der Nase geblutet.

Der getötete Jugendliche selber hatte sowohl im Urin als auch im Blut Spuren von Marihuana, wie nun die Obduktion ergab. Trotz der neuen Wendung bleibt eine Frage offen: Ist es in Florida wirklich erlaubt, selbst in Notwehr, seinen Gegenüber gleich mitten ins Herz zu schießen? Denn so kam der Jugendliche durch den Nachbarschaftswächter um. Die Polizei selbst schießt in aller Regel erst einmal in den Arm oder das Bein.

Für Zimmermann ist die Geschichte deshalb noch nicht beendet. Die Staatsanwaltschaft hatte am 11. April Anklage erhoben. Der Vorwurf: Versuchter Totschlag. Nachdem er eine Kaution bezahlt hatte, kam er am 23. April wieder frei. Da der Täter, Zimmermann, Morddrohungen erhalten hatte, ist er nun untergetaucht. Am 8. August muss er das nächste Mal persönlich vor Gericht erscheinen.

Derweil gehen nach Auskunft von Zimmermanns Anwalt täglich 780 Euro Spenden ein – um ihm seine teure Verteidigung finanzieren zu können. Das zeigt ganz klar: Das Thema Nachbarschaftswache und die damit verbundene Möglichkeit einer Tötung eines Verdächtigen, ist in den USA nach wie vor ein ganz heißes Eisen.

Beliebte warme Urlaubsregion für Deutsche

Das US-Bundesland Florida, in welchem die Tat geschah, gehört auch zu den wichtigsten Urlaubsregionen der Deutschen in den USA. Grund: Hier ist es im Herbst und Winter immer noch angenehm warm. Berühmt sind beispielsweise die Florida Keys, die Everglade-Sümpfe oder das Örtchen Key West mit seinem Betonfeiler „90 miles to Cuba“ – welcher an die geflohenen Bürger aus Kuba erinnern soll. In Forida wohnen auch viele wohlhabende oder Reiche Personen, deshalb ist die Kriminalität auch entsprechend hoch. Mit Bürgerwehren versuchen zahlreiche US-Orte sich vor Einbrüchen und Diebstahl zu schützen.

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