Kommentar – Es ist tragisch. Es ist traurig. Einer der profiliertesten deutschen Bundespolitiker, Volker Beck von den Grünen, ist durch eine Dummheit in eine der schlimmsten Krisen seines Lebens gestolpert.
Ausgerechnet Volker Beck von den Grünen, der als erster deutscher Bundestagsabgeordneter sich selbst als homosexuell geoutet hat und damit Millionen Menschen in diesem Land den Weg geebnet hat.
Dabei fragt man sich: Warum nur hat Volker Beck nun diese Dummheit mit den Drogen gemacht? Und dann noch mit Crystal Meth? Warum hat er das getan? Wie kann er sich selber das antun? Wo er so hart so lange für Politik und Gesellschaft gekämpft hat?
Wie kann ein so profilierter anerkannter und von Millionen Schwulen und Lesben, aber auch heterosexuell orientierten Menschen bewunderter Politiker wie Volker Beck in eine billige Drogen-Falle stolpern?
Wie kann er mit seinem Promifaktor im weltweit bekannten Berliner Schwulenviertel, dem Nollendorfplatz, in eine Wohnung gehen, die offensichtlich als Dealer-Platz für Drogen-Konsumenten selbst bei der Berliner Polizei schon bekannt war?
Warum tut er sich das an?
Wie kann Volker Beck also in so eine Drogenwohnung gehen, sich dort Rauschmittel holen – so lautet zumindest der Vorwurf der Berliner Staatsanwaltschaft – und wieder herausspazieren? Ganz so, als besuche er das Bundeskanzleramt oder die Kirche?
Warum nur tut er, der Vollprofi Volker Beck, das? Und warum schweigt die Schwulenszene dazu so feige? Ausgerechnet die Schwulen und Lesben, die dem mutigen Politiker Beck so viel zu verdanken haben? Denn es war wesentlich Volker Beck von den GRÜNEN, der maßgeblich durch das Forum im Deutschen Bundestag dazu beitrug, dass die Deutschen endlich liberaler im Umgang mit Homosexuellen oder Bisexuellen wurden.
Dabei sollten wir nicht vergessen: Volker Beck sitzt für die GRÜNEN seit 1994 im Bundestag. Damals war der Bundestag ein Hort reaktionärer erzkonservativer Politiker rund um den damals noch regierenden Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl (CDU). Kohl hatte im Band mit der noch konservativeren und über Jahrzehnte schwulenfeindlichen CSU das Land fest im Griff.
Damals mussten sich Schwule oder Lesben noch als Abartige bezeichnen lassen. Dafür bekamen sie kein staatsanwaltliches Verfahren wegen Volksverhetzung an den Hals, sondern Applaus von Bundestagsabgeordneten oder gar Ministern.
„Erst 1993 wurde der Nazi-Paragraph gegen Schwule und Lesben im Deutschen Bundestag abgeschafft“
Erst ein Jahr bevor Volker Beck in den Deutschen Bundestag einzog – damals noch in Bonn-, hatte Deutschland endlich den Anti-Schwulenparagraphen der Nazis, den Paragraphen 175, abgeschafft.
Der Paragraph 175 wurde erstmals in Deutschlands Gesetzbüchern 1871 erwähnt und war 1935 durch die Nationalsozialisten des deutschen Diktators Adolf Hitler weiter verschärft worden. Der düstere Paragraph verbot Homosexualität und stellte Schwule und Lesben als Straftäter hin. 140.000 Menschen sollen in Deutschland auf Grund ihres Schwulseins oder Lesbischseins strafrechtlich belangt worden sein.
In diesem kulturellen Umfeld also muss man sich Volker Beck vorstellen. Muss man sich die Grünen vorstellen, die für ein liberales Deutschland kämpften. Ohne erhobenen Zeigefinger, wie die Bild-Zeitung Volker Beck versucht hinzustellen. Vielmehr war es ein Kampf mit Herz und Leidenschaft.
Denn damals in den 1990er Jahren mussten sich gleichgeschlechtlich orientierte Menschen noch offen oder verdeckt anhören, dass man sie am liebsten aus der sonstigen Gesellschaft eliminieren wollte.
Wenn die eigene Homosexualität zur Eingenvernichtung führt, zur Kapitulation vor dem Leben
Deutschland war Anfang der 1990er Jahre alles andere als liberal. Schwulsein oder Lesbischsein das galt damals vielen Jugendlichen noch als ein eigens tragisches Vernichtungsurteil. Es wurde nie statistisch erhoben, wie viele junge Menschen sich wegen ihrer eigenen Homosexualität jährlich in Deutschland umgebracht haben und noch umbringen. Aber es dürften in den vergangenen Jahren sicherlich einige Hundert gewesen sein.
Doch auch heute noch bringen sich erwachsene homosexuelle Männer oder Frauen in Deutschland um. Sie bringen sich um, weil sie das Anderssein sich selbst nicht eingestehen können. Weil sie den jahrelangen Kampf mit sich selbst und der Gesellschaft, die so anders ist, müde sind.
Weil sie die Witze der Kollegen oder Nachbarn, das Getuschel im Bus, der U-Bahn oder im Kino nicht mehr ertragen können. Oder weil sie auch offene oder hinter vorgehaltener Hand getuschelte bösartige Kommentare nicht mehr ertragen können.
Kommentare, wie sie beispielsweise angesichts des Drogen-Desasters von Volker Beck vom CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer am Dienstag genüsslich über Twitter verbreitet wurden: „UND TSCHÜSS“. Mehr hatte Michael Kretschmer scheinbar über einen Mann, der seit 20 Jahren im Deutschen Bundestag sitzt, nicht zu sagen, außer eine gewisse fast bösartige Häme mit diesem Tweet. Kretschmers Wahlkreis für die CDU ist im sächsischen Grenzstädtchen Görlitz.
Und Tschüss, wie es Kretschmer von der CDU twittert?
Dass das Thema Drogenfund beim Grünen-Politiker Volker Beck auch ein Thema für die BILD-Zeitung aus dem Hause Axel Springer wäre, war klar. Nur nicht, dass die Redaktion auf die etwas abstruse Idee kam, Chrystal Meth gleich als Hitler-Droge zu titulieren. Doch all das wäre gar nicht so schlimm gewesen in der Drogenausgabe der Bild.
Viel schlimmer wiegt, wie genüsslich und ebenfalls fast bösartig das Springer-Blatt über Volker Beck hergezogen ist. Kaum ein Wort darüber, was Beck für die Liberalisierung Deutschlands alles getan hat und zwar nicht für die Drogenliberalisierung (wie die Bild-Zeitung suggeriert), sondern primär für die Liberalisierung im Umgang mit homosexuellen Männern oder Frauen in Deutschland.
Streitbar ist auch der Kommentar in der Bild-Zeitung vom Donnerstag, der wie zu erwarten den Rücktritt von Volker Beck forderte. Wer Drogen habe, der sei kein Vorbild mehr für die Deutschen, meinte der etwas ältliche Kugelblitz der Bild-Zeitung moralinsauer.
So einfach ist es nicht
Doch so einfach ist es nicht. Einen Mensch kann man nicht auf Drogenkonsum reduzieren. Ein Mensch ist komplexer. Und ein Mensch kann auch bei Verfehlungen noch ein Vorbild sein. Wie wir ja auch im Falle von Ulrich Hoeneß sehen, dem FC-Bayern-München Manager.
Bei ihm titelte die Bild-Zeitung in der gleichen Ausgabe, in welcher sie mit Volker Becks angeblicher Hitler-Droge fett auf der Titelseite aufmachte, wie spannend und schön doch Fußball wieder sei, wenn ein Hoeneß nun wieder dabei sei. Dabei sollten wir nicht vergessen: Ulrich Hoeneß hatte immerhin eine fast zweijährige Haftstrafe gerade erst hinter sich gebracht, da er fast 30 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben soll.
30 Millionen Euro hinterzogene Steuern gegen die lächerlich niedrige Drogenmenge von angeblich 0,6 Gramm Chrystal Meth. Der angebliche Drogenfund bei Volker Beck ist so gering, dass sie von durchschnittlichen Drogenkonsumenten kaum wahrgenommen werden würde. Nicht wenige Berliner schnuppern pro Abend mehrere Gramm von dem Teufelszeug, das auch sexuell stimulierend sein soll und Stress in Sekunden abbauen soll, aber auch zerstörerisch ist:
Das zentrale Nervensystem kann so beschädigt werden, dass Konsumente plötzlich nicht mehr richtig gehen können. Oder sie erleiden Hirnblutungen. Oder die Zähen fallen aus. Doch all das passiert vor allem bei exzessivem Konsum.
Niemand hat das Recht Volker Beck zu beurteilen oder zu verurteilen
Niemand hat das Recht Volker Beck zu verurteilen oder zu beurteilen, wie viel Drogen er nun konsumiert hat oder nicht. Fakt ist aber: 0,6 Gramm sind letztlich nicht viel. Aber eben zu viel für einen Spitzenpolitiker, für ein prominentes Schwergewicht wie Volker Beck.
Dennoch muss man fragen: Wann ist ein Mann ein Mann? Wenn er Steuern in Millionenhöhe hinterzieht? Nicht aber, wenn er zum Stressabbau Drogen konsumiert?
Die Fragen greifen alle zu kurz, leiten aber letztlich auf die zentralste aller Fragen hin: Warum nur haben Schwule so oft auch etwas selbstzerstörerisches an sich?
Denn das, was Volker Beck tat, war selbstzerstörerisch. Nicht der Drogenkonsum an sich, sondern die Umstände. Dieses persönliche Gehen in eine Dealerwohnung. Und dieses persönliche Laufen am Nollendorfplatz, der Schwulenhölle von Berlin. Ganz so, als würde niemand Volker Beck kennen.
Viele Schwule oder Lesben tun sich etwas an
Er musste wissen, dass so etwas nicht gutgehen konnte. Nicht Drogen in aller Öffentlichkeit bei sich tragen. Das ist das eigentlich selbstzerstörerische an Beck. An dem homosexuellen Selbst.
Es ist genauso selbstzerstörerisch, wie wenn ein 18-Jähriger oder 35-Jähriger ungeschützten Sexualverkehr hat und sich dadurch die potentiell tödlich verlaufende Krankheit HIV einfängt. Der Virus kann zwar mittlerweile wieder fast zu 100% aus dem Körper eliminiert werden, aber eben nur fast und das auch nur mit täglicher Pilleneinnahme.
Das Verhalten von Volker Beck kann man nur mit einem Wort umschreiben: Es ist traurig und tragisch. Und natürlich greift man sicherlich nicht zu weit, wenn man hier mutmaßt, dass es natürlich etwas mit der eigenen Homosexualität von Beck zu tun haben kann.
Denn wer sich selbst liebt und schätzt, der schützt sich auch. Der läuft nicht als ein prominenter Bundestagsabgeordneter über einen verruchten Kietz wie den Nollendorfplatz und hat Drogen bei sich.Volker Beck ist deshalb nur vordergründig ein Opfer von Drogen.
„Der wahre Grund für das irrationale Verhalten kann nur mangelnde Eigenliebe und Eigenrespekt sein“
Der wahre Grund dürfte in seiner Homosexualität liegen, für die er so lange in der Politik gekämpft hat. Dabei hat er nicht nur für Millionen Deutsche gekämpft, sondern auch für sich selber.
Tragisch ist, dass das Teufelchen, welches so viele Schwule und Lesben befällt und ihnen einredet, sie seien nichts wert, nun doch noch in letzter Sekunde es schaffte, einen Vorkämpfer für Gleichberechtigung wie Beck, an den Abgrund zu ziehen
Es ist das Teufelinnen, das so viele Schwule oder Lesben zerstört: Es ist der eigene mangelnde Respekt und auch der eigene Selbsthass, dass man anders ist als andere. Psychologen sagen, dass solche Menschen dazu neigen, ihr Leid zu wiederholen.
Bei geschlagenen Kindern sagt man, dass sie sich später auch Lebenspartner suchten, die sie schlügen. Bei Schwulen oder Lesben tritt die Selbstzerstörung auf Grund des Eigenhasses oder der mangelnden Eigenliebe häufig eben anders auf. Beispielsweise durch Drogenkonsum. Oder durch ungeschützten gefährlichen potentiell lebensbedrohlichen Sex. Oder durch beides.
Und genau wegen dem offensichtlich völlig irrationalen Verhalten von Volker Beck von den GRÜNEN verdient er unsere Hilfe, unsere Unterstützung. Denn sein Verhalten ist so irrsinnig wie eben selbstvernichtend. Das unterscheidet ihn aber auch von vielen anderen, die vorsätzlich Böses tun.
Beck muss im Bundestag bleiben
Und genau deshalb muss Volker Beck im Bundestag bleiben. Denn das, was er die vergangenen 20 Jahre für die Gesellschaft getan hat, für Deutschland, wiegt um Tausende Prozent mehr, als 0,6 Gramm Drogen. Wir brauchen nicht weniger Becks in Deutschland, sondern mehr – vor allem in der Politik.
Die GRÜNEN, vor allem der Vorstand, sollten Volker Beck jetzt stützten und nicht hängen lassen. Was er braucht ist nicht primär einen Drogenkonsum-Entzugsplan, sondern Freundinnen und Freunde, die auch im Bundestag sitzen und die sagen:
Volker, so wie Du bist, bist Du ok. Und dazu gehört eben vor allem auch seine Homosexualität. Das selbstzerstörerische Verhalten von Volker Beck ist nicht die Ausnahme. Es ist leider für Schwule und viele Lesben immer noch trauriger Alltag. Es ist Alltag von Menschen, die einsam sind und immer am Rande ums eigene Überleben kämpfen müssen.
Dass dies auch Prominenten so ergehen kann, auch das können wir jetzt von Volker Beck lernen. Deshalb fordern wir: Helft ihm und bitte Volker Beck bleibe im Bundestag.
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Ich würde dem Beck gerne… ANMERKUNG REDAKTION. HIER HABEN WIR GESTRICHEN AUF GRUND UNSERER KOMMENTAR-REGELN… dann wären wir endlich von diesem bösartigen Menschen mit seiner widerlichen Doppelmoral, der alle Andersdenkenden am liebsten…. HIER HABEN WIR EBENFALLS GESTRICHEN… endgültig erlöst.