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CNN: Je weniger Demonstranten desto mehr Wackelbilder im TV

VonMaximus

Feb 18, 2012 #featured

armut-im-orient-kriegsberichterstattungcom

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Es ist ja nicht neu, dass CNN in der Kriegsberichterstattung, ähnlich wie die BBC, stets eine missionarische Ausrichtung hat. Mit Journalismus hat das häufig nicht mehr viel zu tun. Vielmehr mit hollywoodreifen Inszenierungen möglichst dramatischer Bilder. Das Ziel: Über die Dämonisierung der Gegner dem Westen ein möglichst weißes Kleid verleihen. Dabei hätte der Westen allen Grund sich seiner eigenen großen Schuld in vielen Krisengebieten endlich zu stellen.

Doch davon ist er weiter entfernt denn je. Stattdessen betätigen sich die West-Medien als Steigbügelhalter ihrer immer öfters kriegerisch ausgerichteten Regierungen. Wie heute wieder: In einem umfangreichen Bericht erklärt die CNN-Moderatorin, wie dämonisch doch das syrische Regime sei. Wir sehen sekundenlang ihre großen traurigen Augen eingeblendet. Dann folgt ein Arzt der weint. Natürlich auch Verletzte. Dem schließen sich CNN-Impressionen über das dämonische Bahrein an und, wie täglich, über das Reich des Bösen, dem Iran. Wie gut, dass es diese Länder gibt. Das lenkt Tag für Tag von den eigenen großen sozialen Problemen und Ungerechtigkeiten in den USA ab. Denn von ihnen hören wir nie auf „CNN International“.

Dass die Geheimdienste der USA, Frankreichs und Großbritanniens, auch die NATO, aktiv eine große Mitschuld beispielsweise an der Eskalation der Gewalt in Syrien haben, verschweigt CNN mal wieder. Dabei gäbe es auch hier genug von Leid und Brutalität, von Verstößen gegen das internationale Völkerrecht, zu berichten: Beispielsweise, dass es zahlreiche Hinweise gibt, wonach die NATO im Verbund mit Frankreich, Großbritannien und den USA bereits seit Monaten dabei sind, die Gegner des syrischen Präsidenten Baschar Hafiz al-Assad mit scharfen Waffen, Raketenwerfern, Tausenden Granaten oder Maschinengewehren, aufzurüsten. Das mediale Verschweigen dieser Fakten soll es den westlichen Regierungen leichter machen, heimlich Krieg zu führen.

Einige westliche Regierungen wollen und beflügeln Krieg in Syrien Heißt: Es gibt nicht unwichtige Kräfte im Westen, die Krieg in Syrien möchten und ihn auch führen. Die Folgen von Krieg sind, wie immer, Tote und Verletzte. Es sind dann aber nicht nur Assads Tote und Verletzte, sondern auch unzählige Tote und Verletzte, die der Westen zu verschulden hat. Doch das verschweigen CNN und BBC. Ähnlich war es im von der NATO geführten umstrittenen Libyen-Krieg: Der Westen und die NATO waren auf CNN und BBC (auch auf Sendungen wie der ARD-Tagesschau oder dem ZDF heutejournal) immer die Guten. Anhänger des von Soldaten der neuen libyschen Regierung ermordeten Muhammed al Gaddafis waren immer nur die Bösen, die Schlächter. Eine schöne Schwarz-Weiß-Welt im TV eben.

Vor allem ehemalige Kolonialmächte Britannien und Frankreich bomben

Wie schon in Libyen oder im Irak, so auch in Syrien: Das Ziel der ehemaligen Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich, auch der USA, ist klar: Der vom Westen unterstützte Bürgerkrieg soll zum Sturz des amtierenden umstrittenen Präsidenten Baschar Hafiz al-Assad führen. Sein Clan ist aus Sicht von einigen West-Regierungen sowieso schon viel zu lange an der Macht. Sollte Assad wirklich fallen, wird es vielen Menschen in Syrien, beispielsweise der christlichen Minderheit im Land, durchaus nicht besser gehen als jetzt, sondern deutlich schlechter. Die Anschläge islamischer Terroristen auf das Koptische Viertel in Kairo sind noch in guter Erinnerung. Nur mittels starker militärischer Präsenz können Christen, auch Touristen, dort noch in die christliche Kirche gehe.

In Syrien gibt es traditionell zahlreiche Clans, die sich gegenseitig befehden und bekämpfen, auch militärisch. Die Christen werden beispielsweise seit Jahrzehnten vom Assad-Clan und seinen verbundenen Volksgruppen geschützt. Doch es geht dem Westen in Syrien ja auch nicht um die Verteidigung religiöser Überzeugungen, sondern um den Zugriff auf das Öl im Land.

Nichts gegen furchtbare Bilder von Verletzten in Syrien. Doch was Sender wie CNN, BBC, die ARD-Tagesschau oder auch das ZDF heutejournal, fast immer unterschlagen, ist eben die große Mitschuld einiger westlicher Länder an der Eskalation von Gewalt in Syrien, die erhebliche Mitschuld des Westen an der großen Anzahl an Toten und Verletzten durch illegale heimliche Waffenlieferungen an Assad-gegnerische Clans. Doch um möglichst neutrale Kriegsberichte geht es vor allem auf Sendern wie CNN oder der anglikanischen Schwester BBC häufig sowieso nicht: Man möchte einseitig die Öffentlichkeit manipulieren und ausschließlich Kriegs-Propaganda senden.

Beliebtes TV-Hilfsmittel: Die Wackelbilder…

Ein beliebtes Hilfsmittel sind dabei die berühmten Wackelbilder im TV, die sowohl CNN als auch BBC, manchmal auch das ZDF oder die ARD, sehr gerne anwenden. Je weniger dramatisch die Demonstrationen gegen unliebsame Regierungen, je weniger Demonstranten, desto wackliger die gesendeten TV-Bilder. CNN oder BBC bringen es hier mittlerweile zu einer wenig schmeichelhaften unrühmlichen Bekanntheit unter Kriegsberichterstattern. Das schöne an TV-Wackelbildern – von manchen auch als „Bewegtbilder“ umschrieben – ist, dass der Zuschauer sehr einfach manipuliert werden kann, ohne dass er es merkt. Es wirkt ja so echt.

Wir sehen dann, wie eine Kamera dramatisch von oben nach unten schwankt, von links nach rechts, von vorne nach hinten, scheinbare Kriegs- oder Demonstrationsbilder einfängt. Wir sehen einen rennenden Reporter, dessen Haar im Winde flattert, der im Rennen scheinbar stolpert, ganz so, als wäre er auf der Flucht, der Teufel persönlich hinter ihm und seinem Kameramann her.

Was viele Zuschauer nicht wissen: Die hollywoodreife Inszenierung von scheinbaren oder realen Kriegsbildern mittels der Wackelkamera ist längst zur unappetitlichen Selbstverständlichkeit auch in großen TV-Sendern wie CNN oder BBC geworden. Beliebt sind auch dramatische Einblendungen von Wackelbildern, die angeblich ein Demonstrant oder von Kriegsgegnern Verfolgter mit seinem Handy gemacht haben soll.

Wie CNN oder BBC künstlich Chaos schaffen

Man möchte bewusst Bilder des Chaos schaffen, Bilder, die einem das Gefühl vermitteln sollen: In diesem Land, in dieser Stadt, geht gleich die Welt unter. Schuld, das erklärt dann permanent der künstlich keuchende CNN- oder BBC-Moderator, der scheinbar vom vielen Davonrennen keine Luft mehr bekommt, hat natürlich ausschließlich der „Diktator“, „Despot“, „Scherge“, „Menschenschlächter“, in dem Land, das gerade einmal wieder im Fokus des Westens steht.

Mit seriösem Journalismus, Standards, die sonst in der Regel in seriösen großen Medien eingehalten werden, hat das nichts mehr zu tun. Allzu oft machen sich Kriegsreporter von CNN oder BBC zu Prostituierten von westlichen kriegsführenden Regierungen. Die Distanz, die sie ansonsten stets versuchen würden an den Tag zu legen, lassen sie fallen, wie Babys ihre Kinderrassel. Wahrheitssuche ist im Krieg auch für Medien anstrengend Die Wahrheitssuche, die im Krieg schwierig und anstrengend ist, bleibt meist komplett auf der Strecke. Das Abwägen, die Präsentation unterschiedlicher Pro- und Contra-Standpunkte, wird meist komplett unterlassen. Kritische Stimmen werden nur eindimensional verwendet, wenn sie dem eigenen Erzählstrang dienen. Gerüchte werden dann plötzlich als Tatsachen hingestellt. Offensichtliche Lügen als Wahrheiten.

Es ist beschämend

Es ist beschämend. Dabei gäbe es in all den Kriegen, in die der Westen seit Jahren verstrickt ist, sehr viele Dinge, die endlich einmal zur Diskussion gestellt gehörten. So ist es auffallend, dass fast immer nur Länder in westliche kriegerische Maßnahmen verwickelt sind, die einen großen Ölreichtum aufweisen und auch einst Kolonien Europas waren – vor allem Frankreichs oder Großbritanniens.

So könnte man provokativ fragen: Warum bombardiert der Westen nicht auch einmal beispielsweise in zentralafrikanische Staaten, warum nur in Libyen oder dem Irak? Betroffen vom Groll und angeblichen „Schutzbedürfnis“ des Westens sind immer nur ehemalige europäische Kolonien die Öl haben. Warum bemüht sich der Westen in Zentralafrika oder auch in einigen Ländern Asiens nicht um UNO-Resolutionen der Vollversammlung? Wenn es denn immer nur scheinbar um den Schutz von Menschenrechten und Bürgerrechten, der Geburtshilfe von Demokratien geht, könnte der Fokus des Westens doch auch einmal dort liegen. Viele Despoten weltweit stehen einem Gaddafi oder Assad in nichts nach.

Auch das gehörte schon lange einmal auf die Themenagenda, wird aber vom Westen seit Jahrzehnten unter den beschmutzten Teppich gekehrt: Die Frage nach Reparationszahlungen westlicher, vor allem europäischer Kolonialmächte, an die Nationen, denen Europa in Jahrhunderten der ausbeuterischen Kolonialherrschaft geschadet hat.

So beruhen wichtige Teile des in einigen europäischen Ländern angehäuften Reichtums auch auf kolonialistischer Ausbeuterei und dem Mord an Millionen Menschen in Afrika, Arabien, Amerika, Asien oder in Indien. Die große Schuld, die sich Europa durch Versklavung von Millionen Menschen aufgeladen hat, nicht zu vergessen. Besonders für Britannien gilt das. Das Land ist bis zum heutigen Tage immer noch stets an vorderster Front wenn es um Kriegseinsätze in ehemaligen Kolonien geht. Seit Monaten fährt CNN eine Kampagne gegen Kindersklaven in der Dritten Welt.

Wann zahlen die Kolonialstaaten aus Europa endlich Reparationen?

Warum nicht auch einmal eine Kampagne für Reparationszahlungen an afrikanische, arabische oder orientalische Staaten durch europäische ehemalige Kolonialregierungen führen? Wann stellt sich der Westen endlich seiner eigenen großen Schuld in der Kolonialzeit – statt immer nur auf andere zu zeigen? Immer wieder aufflammende Kriege, wie jetzt wieder in Syrien, in Libyen, dem Irak, auch in Afghanistan, sind ohne eine massiv verfehlte Kolonialpolitik vor Jahrzehnten und in Jahrhunderten, nicht erklärbar. Es kann nur dauerhaften Frieden und Stabilität in diesen Regionen geben, wenn der Westen sich endlich auch seiner eigenen Kolonialschuld stellt.

Für ein Schuldeingeständnis reichen nicht finanzielle Entwicklungshilfen. Auch wenn das immerhin ein Anfang ist, der aber häufig gut verpackt wird als ein freiwillig geleistetes Zubrot an neutral als „Dritte Welt“ bezeichneteLänder, die einstmals Kolonien waren. Wir müssen endlich auch über Reparationszahlungen in Milliarden-Dimensionen für die betroffenen Länder sprechen. Mit lächerlichen im Hollywood-Stil gehaltenen TV-Wackelbildern aus Krisengebieten wie Syrien oder Libyen ist es auf TV-Sendern wie CNN oder BBC, um nur wenige Medien zu nennen, nicht getan. Auch nicht mit der Dämonisierung der Herrscher in den einstigen Kolonien. Vieler dieser Herrscher haben ihr Handwerk beim Blick in die kolonialen Geschichtsbücher des Westens gelernt. Informationen zum Sklavenhandel der Europäer: Auf Gorée Island in Senegal gibt es noch heute eine Sklaven-Kaserne zu besichtigen:

http://usslave.blogspot.com/2009/01/gore-island-senegal-africa.html

http://karenlotter.suite101.com/gore-island-senegal-a15889

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Von Maximus

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