Kommentar – Es gehört seit Jahrhunderten zum strategischen Repertoire ehemaliger westlichen Kolonialstaaten wie den USA, Frankreichs oder Großbritanniens, die Geschichte immer so umzuschreiben, dass man selbst mit einer angeblich sauberen Weste dasteht.
Ganz nach dem Motto: Die Geschichte schreibt immer der Sieger. Das ist auch beispielsweise mit den Deutschbalten so. 1917, im Zuge der Russischen Revolution, die als „Februarrevolution 1917“ in die Geschichte einging, wurden nach Schätzungen die meisten der rund 170.000 Deutschbalten aus dem Baltikum, vor allem aus Lettland und Estland, auch aus Litauen, vertrieben und enteignet. Ungezählte wurden ermordet.
„Meine Mutter, eine Deutschbaltin, musste 1917 in Lettland ihre Sachen packen und innerhalb von drei Tagen das Land verlassen“, sagt ihre Tochter, 80 gegenüber kriegsberichterstattung.com. Mitnehmen habe die Adelige, zu deren Familie einstmals mehrere große landwirtschaftliche Gutshöfe in Lettland gehörten, nichts dürfen, außer das, was sie tragen konnte: Bilder, Erinnerungen an die vergangenen 400 Jahre ihrer Familie im Baltikum. Jahre, die nicht Herrenjahre waren.
„Es waren immer wieder Phasen drin, wo wir alles verloren haben und schauen mussten, wie wir wieder mit ganz normalen Jobs uns über Wasser halten konnten“, sagt die Deutschbaltin.
Doch von der Vertreibung der Deutschbalten will heute niemand mehr etwas wissen. Man spricht lieber von „Umsiedeln der Russlanddeutschen“. Dabei sind Deutschbalten durchaus nicht gleichzusetzen mit Deutschen, welcher direkt in Russland lebten.
Dass Geschichte immer von den Siegern geschrieben wird, die auch für Deutschland über Jahrzehnte vorgaben, was in Schulbüchern über die Weltkriege und deren Ursachen geschrieben werde durfte und was nicht, zeigt sich bis heute:
Noch nicht einmal in YouTube haben wir ein Video gefunden unter der Schlagzeile „Vertreibung der Deutschbalten“, „Enteignung der Deutschbalten“ oder „Ermordung der Deutschbalten“. Dafür finden wir auch hier lieber die Begriffe von „Umsiedeln“.
Entschädigt wurden die Deutschbalten nicht von Lettland, Estland oder Litauen
Entschädigt wurden die Vertriebenen aus dem Baltikum bis heute nicht und Lettland legt gerne den Mantel des Schweigens über dieses Kapitel lettischer Geschichte. Denn „vertrieben worden waren die Deutschbalten in den Jahren 1917 nicht von den Russen, sondern den Letten“, führt die heute in Süddeutschland lebende Angehörige eines deutschbaltischen Adelsgeschlechts aus.
Aus Sicht der Letten „hätten die Deutschen vor 1917 jahrhundertelang mit den Russen zusammengearbeitet, was verhindert habe, dass es Lettland, Estland oder Litauen als eigenständige Staaten gegeben hätte“, sagt die Deutschbaltin.
Russland wirft Großbritannien vor den Giftgasangriff in Syrien initiiert zu haben
Und jetzt Syrien: Russland sagt, der angebliche Giftgasangriff in Syrien sei nicht vom Assad-Regime ausgeführt worden, sondern direkt vom britischen Geheimdienst. Das klingt gar nicht so an den Haaren herbeigerufen.
Man muss sich bei sowas ja immer fragen: Wer hat eigentlichen einen strategischen Vorteil durch eine Geschichte eines angeblichen Giftgasangriffs?
Syriens Machthaber Assad hat offensichtlich keinen Vorteil von Giftgasangriffen auf seinem Boden, sondern nur für ihn und seine Regierung existentiell bedrohliche Nachteile.
Berichte über angebliche Giftgasangriffe schaden ihm massiv, zumal sich ein Giftgasangriff nicht vertuschen lassen würde und eben zu dem führen würde, was seit Tagen durch die Weltpresse geistert.
Hektische Syrier, die angeblich schrecklich mit Chemikalien, also Giftgas, verseuchte Kinder abduschen. Das Ganz wirkt komplett inszeniert, wie ein Theaterstück. Untersuchungen zu den Bildern gibt es nicht. Keines der dort gezeigten Kinder oder der Erwachsenen wurde unabhängig untersucht.
Ist ja klar: Dann liefe man Gefahr, dass das wahrscheinliche Theaterstück auffliegt. Dass entweder entlarft wird, dass es gar keinen Giftgasanschlag gab. Oder dass entlarvt wird, es gab einen Angriff mit Giftgas. Aber nicht durch die syrische Armee, sondern eher direkt durch den britischen oder französischen oder amerikanischen Geheimdienst.
Denn das sind die einzigen Nationen, die jetzt einen Vorteil von den Bildern angeblich mit Giftgas vergifteter Kinder und Erwachsener in Syrien haben.
Die USA, Frankreich und Großbritannien waren schon immer schnell dabei zu schießen
Alle drei Nationen waren schon immer schnell dabei zu schießen – mal ist es Afrika, dann der Orient oder in Vietnam. Im Vietnam haben nicht nur die Amerikaner seit den 1950er Jahren bis in die 1970er Jahre hinein ihren Vietnamkrieg geführt. Nein, an vorderster Front war auch Frankreich. Denn Frankreich ist der eigentliche Drahtzieher des Vietnamkriegs. Denn Frankreich war die langjährige Besatzer- und Kolonialmacht im Vietnam.
Innenpolitisch können sowohl US-Präsident Donald Trump Bilder westlicher Raketen, welche Syrien treffen, gebrauchen, als auch die chronisch als unfähig belächelte britische Premierministerin Theresa Mai. Solche Bilder kann auch Emmanuel Macron, der französische Staatspräsident gebrauchen: Seine Maske des Allwissenden zur Lösung französischer Probleme blättert von Monat zu Monat mehr ab. Ein Krieg zur Ablenkung innenpolitischer Probleme kommt da gerade recht. Ob Macron aber in fünf Jahren wirklich wiedergewählt wird, bezweifeln schon heute viele Franzosen.
Der Syrienkrieg wird nun also durch ein weiteres schmutziges westliches Kapitel erweitert. Schon macht sich Angst bei Deutschen breit, die derzeit in der Türkei urlauben und darüber nachdenken, ob sie das Land nicht fluchtartig verlassen sollen.
Dabei sind die aktuell abgefeuerten Kriegsraketen einiger westlicher Staaten in Syrien, wie so oft im Rahmen verpfuschter westlicher Außenpolitik, nichts als ein notdürftig angefachtes Strohfeuer. Es soll der Welt zeigen: Wir können es immer noch. Das Krieg führen. Das Morden an Menschen. Das Morden an Staatsführern. So wie wir es die vergangenen Jahrhunderte konnten – im Rahmen der Kolonien, dann im Rahmen des Ersten Weltkrieges und des Zweiten Weltkrieges und zahlreicher weiterer Kriege.
Wobei die Geschichte von der angeblichen Alleinschuld Deutschlands sowohl an WWI als auch an WWII kompletter Unsinn ist. Solche gigantischen verbrecherischen Kriege gehen nicht nur von einer Nation aus. Die Basis sind geopolitische strategische Ziele von allen involvierten Staaten. Meist geht es um tektonische Plattenverschiebungen, welche zum Ziel haben, die Macht von einem Land auf ein anders Land zu verschieben oder von einem Kontinent auf den anderen.
Verpfuschte westlicher Außenpolitik
Die Geschichte verpfuschter westlicher Außenpolitik des Westens, vor allem der USA, Frankreichs und Großbritanniens, im Orient ist lang:
Irak: Hier ging der Westen mehrmals in den vergangenen 25 Jahren mit Kriegen rein, geblieben ist ein gefallener Staat.
Libyen: Ging der Westen mit seinem Kriegs- und Verteidigungsbündnis NATO 2011 rein, trieb die Ermordung des libyschen Machthabers Gaddafi voran. Geblieben ist ein gefallener Staat.
Afghanistan. Schwamm drauf. Der Westen stümpert dort seit vielen Jahren mit Kriegen gegen die radikal-islamischen Taliban. Vordergründig werden humanitäre Ziele genannt. Hinter den Kulissen werden aber auch geopolitische strategische Ziele genannt. Man möchte keinesfalls das Land wieder Russland oder anderen Staaten überlassen.
Nur: Alle diese Handvoll Kriege im Orient haben westliche Bürger Hunderte Milliarden Euro Steuergelder gekostet. Geld, das der Westen lieber in die Entwicklung innovativer Produkte stecken sollte, die unseren Wohlstand auch für künftige Generationen sichern könnten.
Mit Kriegen konnte man vielleicht früher Wohlstand sichern, doch in einer modernen Welt ist das nicht hilfreich und Augenwischerei. Das gilt auch für den Syrienkrieg, welcher den Westen eigentlich gar nichts anzugehen hat.
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