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Über den Atlantik kamen über zwei Millionen Soldaten ab 1944 nach Europa - aus den USA, Großbritannien und britischen sowie französischen Kolonien.

Über den Atlantik kamen über zwei Millionen Soldaten ab 1944 nach Europa - aus den USA, Großbritannien und britischen sowie französischen Kolonien.

In der Normandie, im Norden Frankreichs, kamen am Donnerstagvormittag den 6. Juni 2019 Hunderte geladene Besucher gemeinsam mit rund 10 britischen Veteranen zusammen. Man gedachte den schrecklichen Ereignissen am 6. Juni 1944, die man damals als „Operation Neptune“ oder auch „Operation Overlord“ bezeichnete.

Damals, vor 75 Jahren, waren an einem einzigen Tag weit über 100.000 Soldaten in einem brutalen Krieg in der Normandie gelandet. Die Soldaten der Landung stammten aus den USA, Großbritannien und Kanada.

Der Historiker Rüdiger Bolz schrieb im Jahr 1983, was sich die folgenden Tage im Anschluss an den 6. Juni weiter ereignete: „Unter Einsatz von 6400 Schiffen […] landeten bis 12. Juni 326.000 Mann, 104.000 Tonnen Material und 54.000 Fahrzeuge zwischen Ornemündung bei Caen und Cherbourg (bis 30. Juni 850.000 Mann).“ [1]

Und in Wikipedia Großbritannien heißt es dazu:

„Ein Luftangriff mit 1.200 Flugzeugen ging einem Amphibienangriff mit mehr als 5.000 Schiffen voraus. Fast 160.000 Soldaten überquerten am 6. Juni den Ärmelkanal, und Ende August befanden sich mehr als zwei Millionen alliierte Soldaten in Frankreich.“ [2]

Demgegenüber hieße es auf CNN anlässlich der Übertragung der Feierlichkeiten in der Normandie: Damals, am 6. Juni, wären rund 140.000 Soldaten am ersten Tag der Landnahme Frankreichs gestrandet.

Doch wie viel es auch immer gewesen sein mögen. Es war das größte maritime Landungsmanöver in der Geschichte der Menschheit. Und es war der Wendepunkt des Mehrfrontenkrieges, des Zweiten Weltkrieges, dem nach Schätzungen zwischen 60 bis 85 Millionen Menschen rund um den Erdball, vor allem in Europa, Afrika, Asien zum Opfer fielen.

Im Zentrum dieses Krieges standen vor allem geopolitische Machtinteressen zahlreicher ehemaliger oder aktueller Kolonialländer, vor allem von Deutschland, Großbritannien, den USA, Japan, Italien, Spanien oder Frankreich.

„Der Zweite Weltkrieg war der tödlichste militärische Konflikt in der Geschichte. Schätzungsweise 70 bis 85 Millionen Menschen kamen ums Leben, was etwa 3% der Weltbevölkerung von 1940 entspricht (ca. 2,3 Milliarden).

In den folgenden Tabellen sind die menschlichen Verluste nach Ländern detailliert aufgeführt. Die Statistiken zu Todesfällen während des Zweiten Weltkriegs variieren. Schätzungen zufolge sind 70 bis 85 Millionen Todesfälle zu beklagen. Unmittelbar durch den Krieg verursachte Todesfälle (einschließlich getöteter Militärangehöriger und Zivilisten) werden auf 50 bis 56 Millionen Menschen geschätzt, während 19 bis 28 Millionen zusätzlich durch kriegsbedingte Krankheiten und Hungersnöte getötet wurden.“ [3]

Fakt ist: Großbritannien sowie Frankreich ließen vor allem Menschen aus den eigenen Kolonien für sich kämpfen, welche deshalb auch die meisten Menschen im Krieg verloren hatten.

Wikipedia Großbritannien nennt die folgenden Opferzahlen sowohl militärischer wie ziviler Natur. Kriegsberichterstattung.com orientiert sich jeweils an den in Wikipedia Großbritannien genannten Obergrenzen. Allerdings gehen wir davon aus, dass die Zahlen in der Mehrheit auch als politische Zahlen zu verstehen sind. Darauf deuten die hohen Ähnlichkeiten bezüglich der Höhe der von den Ländern genannten Opfer in den jeweiligen Ländern hin: [4]

Totale geschätzte, beziehungsweise nach 1945 von den Ländern genannte Todesfälle im und in Folge des Zweiten Weltkriegs

  • Sowjetunion (innerhalb der Grenzen von 1946): 27’000’000
  • China (1937–1945): 15’000’000
  • Deutschland: 6’900’000
  • Polen (innerhalb der Grenzen von 1939): 5’900’000
  • Ostindien (Niederländische Kolonie): 3’000’000
  • Japan: 2’500’000
  • Indien (Britische Kolonie): 2’200’000
  • Jugoslawien: 1’700’000
  • Indochina (Französische Kolonie): 1’000’000
  • Irak (bis 1932 Britische Kolonie): 700’000
  • Frankreich (teils einschließlich Kolonien): 600’000
  • Philippinen (US-Kolonie): 557’000
  • Italien (Nachkriegsgrenzen 1947): 514’000
  • Griechenland: 507’000
  • Rumänien (Nachkriegsgrenzen 1945): 500’000
  • Korea (Japanische Kolonie): 483’000
  • Ungarn: (Grenzen 1938 ohne 1938–1941 annektierte Gebiete): 464’000
  • Vereinigtes Königreich von Großbritannien (teils einschließlich Crown Colonies): 450’900
  • Vereinigte Staaten von Amerika (USA): 419’400
  • Litauen (innerhalb der Grenzen von 1939): 370’000
  • Tschechoslowakei (Nachkriegsgrenzen 1945-1992): 355’000
  • Mongolei: 300’000
  • Birma (Britische Kolonie): 252’600
  • Lettland (innerhalb der Grenzen von 1939): 250’000
  • Niederlande: 210’000
  • Iran (von Großbritannien und Russland wegen Öl 1941 besetzt): 200’000
  • Türkei: 200’000
  • Island: 200’000
  • Äthiopien (seit 1936 italienische Kolonie): 100’000
  • Malaya & Singapore (Britische Kolonie): 100’000
  • Irland: 100’000
  • Kuba (USA Kolonie): 100’000
  • Mexiko:   100’000
  • Schweiz: 100’000
  • Belgien: 88’000
  • Estland (innerhalb der Grenzen von 1939): 83’000
  • Ruanda-Urundi (Belgische Kolonie): 50’000
  • Kanada (Britische Kolonie): 43’600
  • Australien (Britische Kolonie): 40’400
  • Timor (Portugiesische Kolonie): 40’000
  • Albanien: 30’000
  • Bulgarien: 21’500
  • Papua und Neuguinea (Britisch/Australische Kolonie; vorher Deutschland): 15’000
  • Südafrika (Britische Kolonie): 11’900
  • New Zealand (Britische Kolonie): 11’700
  • Norwegen: 10’200
  • Südpazifisches Mandat (Japanische Kolonie) AXT 10’000
  • Thailand: 7’600
  • Dänemark: 6’000
  • Luxembourg: 5’000
  • Schweden: 2’100
  • Brasilien: 2’000
  • Malta (Britische Kolonie): 1’500
  • Neufundland (Britische Kolonie): 1’200
  • Ägypten (Britische Kolonie): 1’100
  • Guam: 1’000

Ziel der Invasion in der Normandie war es ab dem 6. Juni 1944, nach fünf Jahren des schrecklichen Krieges, die nationalsozialistische deutsche Armee zu besiegen. Während des Landungsmanövers verloren damals am ersten Tag, heißt es auf CNN, rund 10.000 Soldaten und Zivilisten ihr Leben. Doch auch hier variieren je nach Quelle die Angaben zur Anzahl der Umgekommen.

Theresa May und Emmanuel Macron

Sowohl die britische Premierministerin Theresa May als auch der französische Präsident Emmanuel Macron sagten anlässlich der traurigen Feierlichkeiten, das neue Mahnmal an der Atlantikküste solle an die schrecklichen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges erinnern.

Richard Llewellyn ein auch 2019 noch rüstiger Veteran der Landung von 1944, erklärte in einem aktuellen Interview mit CNN: Seiner Kenntnis nach hätten damals am 6. Juni 1944 insgesamt 900 britisch-amerikanische Flugzeuge Bomben auf die deutschen Stellungen an der Atlantikküste abgeworfen. Alleine Der Lärm sei unglaublich gewesen.

Das neue Kriegermahnmal, welches drei junge in Bronze gegossene kämpfende britische Soldaten zeigt, hatte Frankreichs Präsident Macron vor eineinhalb Jahren initiiert. Er erklärte anlässlich der offiziellen Einweihungs-Zeremonie, es solle die unverwüstliche Freundschaft zwischen Großbritannien und Frankreich einmal mehr auch symbolisch zeigen. Tags zuvor hatte er die gleichen Worte gegenüber US-Präsident Donald Trump gesagt.

Was kaum anlässlich der Feierlichkeiten des Kriegermahnmals in der Normandie gesagt wurde, sind die Ursachen des schrecklichen Zweiten Weltkrieges, die wir in unserem Kommentar etwas beleuchten möchten.

Kommentar: Wehe den nationalistischen Spielereien

Der Zweite Weltkrieg war 1939 ausgebrochen, nachdem die Fehler im Versailler Vertrag, also aus dem Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) immer drastischer zu Tage kamen. So war der Erste Weltkrieg zwar bereits 1917 so gut wie beendet. In einigen der am Ersten Weltkrieg hauptsächlich beteiligten Staaten, wozu Deutschland gehörte, Frankreich, Österreich-Ungarn, Russland und Großbritannien, gab es auch schon Pläne für Friedensgespräche. Diese sollten den monströsen Krieg beenden.

  • Doch dann traten 1917 plötzlich als neuer weiterer Mitspieler die USA in diesen schrecklichen Krieg ein. Das machten sie nicht primär, um einen Krieg zu beenden, sondern ihre eigene Macht auszubauen.

Die USA hatten seit 1880 immer drastischer geopolitische Interessen weltweit militärisch durchgesetzt. Vor allem hatte die wachsende Nation mit dem Bau eigener Kolonien versucht, Großbritannien und Frankreich, auch das wirtschaftlich prosperierende Japan, etwas in Schach zu halten.

Dazu gehörte beispielsweise 1893 die Besetzung und Annektion des Königreichs Hawaii. Dem vor vorausgegangen, dass die USA das Land vorsätzlich in eine schwere Wirtschaftskrise gestürzt hatten, indem auf Zucker Zölle erlassen worden waren. Die letzte Königin von Hawaii, Liliʻuokalani, hatten die USA gefangen genommen und unter Hausarrest gestellt. Für den aufkommenden kolonialen Ehrgeiz der USA steht vor allem:

  • 1892 die Annektion des bis dahin unabhängigen Königreichs Hawaii, das zuvor 1879 mit dem Deutschen Kaiserreich selbständige Handelsverträge abgeschlossen hatte.
  • 1898 die Besetzung von Kuba, das bis dahin eine spanische Kolonie war.
  • 1898 / 1902 bis 1946 die militärische Besetzung und Kolonisation der Philippinen durch die USA.
  • Der Eintritt in den Ersten Weltkrieg sollte für die USA nun auch in Europa geopolitische Machtakzente setzen, die auch im Zweiten Weltkrieg erneuert wurden.

In dem Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem 1879 noch bestehenden Königreich Hawaii hieß es:

„VERTRAG ÜBER FREUNDSCHAFT, HANDEL UND NAVIGATION UND KONSULARISCHES ÜBEREINKOMMEN ZWISCHEN DEM DEUTSCHEN REICH  UND DEM KÖNIGREICH DER HAWAISCHEN INSELN (Englisch: Treaty of Friendship, Commerce and Navigation and Consular Convention between the German Empire and the Kingdom of the Hawaiian Islands.)

1879

Seine Majestät, der deutsche Kaiser, König von Preußen im Namen des Deutschen Reiches einerseits und Seine Majestät, der König der Hawaii-Inseln andererseits, wollen die guten Verständigungsverhältnisse aufrechterhalten und verbessern, die glücklich fortbestehen Um die Entwicklung des Handels und der Schifffahrt zwischen den beiden Ländern zu fördern und die Rechte, Vorrechte, Immunitäten und Pflichten der jeweiligen Konsularbeamten festzulegen, hat es sich als zweckmäßig erwiesen, einen Vertrag über Freundschaft, Handel und Schifffahrt abzuschließen und eine Konsularische Konvention und haben zu diesem Zweck ihre jeweiligen Bevollmächtigten ernannt, und zwar:

Seine Majestät der deutsche Kaiser, König von Preußen; Sein oberster Geheimrat Dr. Johannes Rosing und sein Geheimrat der Gesandtschaft Hermann Adolph Heinrich Albrecht von Kusserow und Seine Majestät der König der Hawaii-Inseln: Sein außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in der Nähe seiner Majestät des deutschen Kaisers Henry AP Carter; die nach gegenseitiger Mitteilung ihrer jeweiligen Befugnisse in ordnungsgemäßer und ordnungsgemäßer Form den folgenden Artikeln zugestimmt und diese unterzeichnet haben:

ARTIKEL I. Zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich der Hawaiianischen Inseln sowie zwischen den Untertanen und den Bürgern der beiden Länder besteht ewige Freundschaft und Frieden…“

Den Tendenz der USA, seit 1880 eigene Kolonien militärisch zu erobern und daraus resultierend einen globalen Anspruch zu begründen, ging einher mit den russisch kommunistischen Hegemonialansprüchen. Beides mündete nach 1945 in der endgültigen Spaltung der Welt: In ein von Russland dominiertes Osteuropa und von Amerika dominiertes Westeuropa.

Das große geopolitische Machtgeschachere im Ersten Weltkrieg

Mit der Besiegung von Deutschland im Ersten Weltkrieg im Jahr 1919 hatten die Siegermächte Frankreich, Großbritannien und die USA Deutschland seine afrikanisch- asiatischen Kolonien genommen und sich einverleibt. Bis dahin hatte Deutschland sieben Kolonien in Afrika und Asien besessen. (Vgl. u.a. [7])

Gleichzeitig hatte man mit dem Sieg über Deutschland und Österreich-Ungarn und dem Ende des Ersten Weltkriegs 1919 große Teile Deutschlands anderen Ländern zugesprochen. So gerieten rund 20 Millionen Europäer, darunter Millionen Deutsche, unter fremde Herrschaft.

So schreibt Gerd Schultze-Rhonhof in seinem interessanten und sehr akribisch recherchierten Buch „1939: Der Krieg der viele Väter hatte. Der lange Anlauf zum Zweiten Weltkrieg“ zu den Ursachen des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges:

„Hinzu kommt die Zwietracht, die die Sieger den Deutschen, Österreichern, Ungarn, Polen, Tschechen und Balkanvölkern mit der Pariser ‚Friedensordnung‘ (Anmerkung Redaktion: dem Versailler Vertrag von 1919) hinterlassen. Zur von den Siegern ausgesäten Zwietracht gehören außerdem noch 21 Millionen von ihren Heimatländern abgetrennte und fremden, ungeliebten Völkern ‚unterstellte‘ Deutsche, Österreicher, Ungarn, Weißrussen, Ukrainer, Litauer, Bosniaken, Slowenen und Albaner.“ [8]

Bis 1939 gingen politische Scharmützel vor allem um diese Gebietsabtretungen weiter, in deren Zentrum unter anderem Danzig stand. So hatten die Siegermächte 1919 den ostpreußischen Stadtstaat Danzig Polen zugeschlagen. Bis dahin war Danzig aber der Stolz der Deutschen gewesen und eine Art Nationalheiligtum.

Deutschlands aus Österreich stammender Diktator Adolf Hitler hatte Polen deshalb hier 1939 vor Ausbruch des Krieges vorgeschlagen: Das Gebiet Danzig, wo noch Hunderttausende Deutsche wohnten, solle als Kriegspfand aus dem Ersten Weltkrieg in Teilen politisch zwar bei Polen belassen werden, aber auch wieder als deutsches Hoheitsgebiet akzeptiert werden. Die Wegnahme Danzigs vom Deutschen Reich, wie es im Versailler Vertrag von 1919 Deutschland aufgezwungen worden war, solle also rückgängig gemacht werden.

Wie Polen auch Öl ins Feuer gießt

Das hatte Polen rundum kompromisslos abgelehnt und bekam von England in einem heimlichen Kriegsvertrag Rückendeckung. Ähnlich hatte Frankreich agiert.

Das Ziel von Großbritannien war es, wie die Jahrhunderte zuvor, kein Land auf dem europäischen Festland möglicherweise mächtiger als Großbritannien werden zu lassen. Polen diente vor allem England dabei als Spielball der so unterschiedlichen europäischen Interessen, um sich selbst auf dem Kontinent in eine Pole Position zu bringen.

Insofern war dann auch der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 primär der Unfähigkeiten von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen geschuldet, die Fehler des Versailler Vertrages von 1919 in Teilen zu korrigieren und für dauerhaften Frieden der Nationen zu sorgen.

Was dabei auch gerne vergessen wird: Vor dem Einmarsch der Deutschen in Polen, hatte Polen bereits militärisch gegen Deutschland mobil gemacht. Zudem war Polen 1938 illegal in fremdes angrenzendes Territorium einmarschiert. Das hatte zwar auch Deutschland 1938 bereits gemacht, allerdings in Gebiete, die von Deutschen bewohnt wurden und bis 1919 schon zu Deutschland gehört hatten.

Britische Premierminister Winston Churchill und sein Vorkriegshass gegen Deutschland

Auch wenn der britische Premierminister Winston Churchill gerne als friedliebender Politiker verehrt wird, so wird seine Rolle in den Jahren vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, also bis 1939, auch kritisch gesehen.

Denn Fakt ist auch: Hätte England in der Danzigfrage eingelenkt und nicht eigene egoistische machtpolitische Spielchen auf dem Kontinent verfolgt, hätte möglicherweise der Zweite Weltkrieg zumindest in Europa in seiner dann folgenden Dimension verhindert werden können.

Zum echten Weltkrieg war der Zweite Weltkrieg erst ausgebrochen, als Großbritannien in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ebenfalls Deutschland den Krieg erklärt hatte und seine Kolonien gleich mit in den Krieg gezwungen, beziehungsweise gebeten hatte: Darunter waren unter anderem Kanada, Neuseeland, Indien, Südafrika.

Millionen Tote auch für Indien

Doch fühlte sich damals Indien übergangen und wollte ursprünglich gar nicht in diesen erneuten europäischen Krieg eintreten. Am Ende zahlte Indien diesen weiteren Krieg mit schätzungsweise über 2 Millionen Menschenleben – mehr als Großbritannien selber an Menschen opferte.

Das heißt: Die große Leerstunde des Zweiten Weltkrieges lautet, dass es nicht nur einen Schuldigen an einem Krieg gibt. Es gehen meist von mehreren, oft narzisstisch gestörten Menschen, falsche egoistische Entscheidungen voraus.

  • Entscheidungen, die oftmals nationaler machtpolitischer Natur sind.
  • Entscheidungen, die häufig ausschließlich und auf Kosten anderer Nationen geopolitisch oder wirtschaftlich durchgesetzt werden.
  • Entscheidungen, die häufig extrem kompromissunfähig und nicht den Kompromiss suchend gegen die Interessen andere Nationalen durchgeboxt werden.

Deshalb ist der Brexit auch so gefährlich. Und der im Hintergrund kräftig zündelnde Politiker ist heute ein Donald Trump oder ein Boris Johnson. Wer die Europäische Union in Frage stellt, stellt den Frieden in Frage – aus welchen Gründen auch immer.

Fake News auch bei Churchill

Dass Fake News keine Erfindung von Donald Trump sind, sondern schon immer ein Stilmittel in der politischen Auseinandersetzung war, belegt auch die rund 1000 Seiten umfassende Biographie des ehemaligen britischen Premiers Winston Churchill (1940 bis 1945 sowie von 1951 bis 1955). Diese Biografie ist es sicherlich auch einmal Wert, kritisch hinterfragt zu werden auf ihren historischen Wahrheitsgehalt.

So schreibt er beispielsweise in seiner Einleitung:

„Frankreich, zu Recht sowohl bei seinen Bemühungen als auch bei seinen Verlusten, nahm die Spitzenposition ein. Fast anderthalb Millionen Franzosen waren bei der Verteidigung des französischen Bodens umgekommen, auf dem sie gegen den Eindringling standen. Fünfmal in hundert Jahren, 1814, 1815, 1870, 1914 und 1918, hatten die Türme von Notre Dame den Blitz preußischer Geschütze gesehen und den Donner ihrer Kanone gehört. Jetzt, seit vier schrecklichen Jahren, lagen dreizehn Provinzen Frankreichs im strengen Griff der preußischen Militärregierung.“ [9]

Es ist an dieser Stelle zu umfangreich, jetzt auf jeden einzelnen Krieg hier ebenfalls einzugehen. Doch Fakt ist: Churchill verbreitet hier einseitige Hetze und Fake News. So war es beispielsweise 1870 nicht Preussen, also Deutschland, das Frankreich den Krieg erklärt hatte, sondern Frankreich hatte Deutschland den Krieg erklärt. So schreibt Wikipedia Deutschland dazu:

„Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 bis 1871 war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits.

Auslöser war der Streit zwischen Frankreich und Preußen um die Frage der spanischen Thronkandidatur eines Hohenzollernprinzen. Nachdem Leopold von Hohenzollern seine Kandidatur bereits zurückgezogen hatte, stellte die französische Regierung weitere Forderungen an König Wilhelm I.: Wilhelm war nicht nur König von Preußen und Inhaber des norddeutschen Bundespräsidiums, sondern auch Haupt der Dynastie Hohenzollern. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck informierte die Presse über den Kontakt zwischen König und französischem Botschafter auf provokante Weise („Emser Depesche“). Dies erregte in Deutschland und Frankreich nationalistische Empörung. Am 19. Juli 1870 erklärte der französische Kaiser Napoleon III. den Krieg an Preußen.“

Ähnliche Fake News verbreitet Churchill in seiner Biographie zu den Kriegen in Europa 1814 und 1815, wo er so tut, als hätte Deutschland die Kriege gegen Frankreich begangen.

Von „Befreiungskriegen“

Doch war es genau umgekehrt: Frankreich hatte mit Napoleon halb Europa in einen Krieg gezogen und besetzt. So schreibt auch dazu Wikipedia Deutschland:

„Als Befreiungskriege oder Freiheitskriege werden die kriegerischen Auseinandersetzungen in Mitteleuropa von 1813 bis 1815 zusammengefasst, mit denen die französische Vorherrschaft unter Napoleon Bonaparte über große Teile des europäischen Kontinents beendet wurde. Sie gehören zu den Napoleonischen Kriegen und bilden als Teile des Sechsten Koalitionskrieges ihren Abschluss.

Gegen das Französische Kaiserreich, das sich mit Großbritannien seit 1793 nahezu ununterbrochen in einem weltumspannenden See- und Kolonialkrieg befunden hatte, bildete sich im Jahr 1813 nach Napoleons Niederlage im Russlandfeldzug von 1812 erneut ein Militärbündnis. Dieses wurde zunächst von Russland und Preußen getragen, später schlossen sich Österreich und andere Staaten an. In Deutschland entstand eine antifranzösische und national orientierte Publizistik, die eine Basis für den deutschen Nationalismus im 19. und 20. Jahrhundert bildete. Der anfänglich auch mit ideologischen Untertönen geführte Volkskrieg wurde insbesondere von Metternich in einen Krieg der Regierungen zur Wiederherstellung eines Gleichgewichts der alten Mächte umgewandelt.

Nach einem wechselhaften Kriegsverlauf wurde Napoleon im Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen. Er musste sich über den Rhein zurückziehen. Der Rheinbund löste sich nach dieser Niederlage auf. Mit dem Rückzug Napoleons endete die französische Herrschaft über Teile Deutschlands (Franzosenzeit). An der Jahreswende zu 1814 überquerten die Alliierten den Rhein. Nach mehreren Abwehrschlachten wurde Napoleon im März in der Schlacht bei Arcis-sur-Aube geschlagen. Die Sieger aus Russland, Preußen, Großbritannien und Österreich marschierten in Paris ein, zwangen Napoleon zur Abdankung und restaurierten die Königsherrschaft. Über die Neugestaltung Europas sollte der Wiener Kongress entscheiden. Während dieser noch tagte, kehrte Napoleon von der Insel Elba zurück, übernahm erneut die Herrschaft, ehe er bei Waterloo (Belle-Alliance) von Preußen und Großbritannien endgültig geschlagen wurde. Die Hoffnungen auf ein geeintes Deutschland wurden vom Wiener Kongress bei der Regelung der Friedensordnung hingegen nicht erfüllt.“

Auch an anderer Stelle lässt Winston Churchill seinem Hass auf Deutschland freien Lauf. Er verdreht in seiner Weltkriegs-Biografie an nicht wenigen Stellen die Fakten. Man könnte sagen, er verbreitet damit eine alte Form der Fake News.

Besonders betrifft dies seine Behauptung, die Franzosen hätten „50 Jahre“ unter „dem Schrecken der deutschen Waffen“ gelebt.

Frankreich 50 Jahre unter deutschen Terror?

Dass Frankreich aber angeblich ganze 50 Jahre „unter deutschem Terror“ gelebt hätte, wie Churchill schreibt, ist eine falsche Behauptung. Sie soll weiteren Hass und Zwietracht zwischen Frankreich und Deutschland säen, aber auch der ganzen Welt gegen Deutschland. Winston Churchill macht also strategisch genau das, was in Europa so oft zu Kriegen geführt hat.

Jedenfalls schreibt Churchill in seinen offensichtlich auch von Emotionen getriebenen Ausführungen:

„Fünfzig Jahre lang hatte (Frankreich) fast unter dem Schrecken der deutschen Waffen gelebt. Nun, um den Preis ihres Lebensblutes, war die lange Unterdrückung weggerollt. Sicherlich war hier endlich Frieden und Sicherheit. Mit einem leidenschaftlichen Muskelkrampf riefen die Franzosen: „Nie wieder!“. Aber die Zukunft war voller Vorahnungen. Die Bevölkerung Frankreichs betrug weniger als zwei Drittel der Bevölkerung Deutschlands. Die französische Bevölkerung war stationär, während die deutsche wuchs. In einem Jahrzehnt oder weniger muss die jährliche Überschwemmung durch deutsche Jugendliche bis zum Militäralter doppelt so hoch gewesen sein wie in Frankreich. Deutschland hatte fast die ganze Welt bekämpft, fast allein, und sie hatte fast erobert. Diejenigen, die am meisten wussten, wussten auch am besten über die verschiedenen Gelegenheiten, als das Ergebnis des großen Krieges in der Schwebe zitterte, und die Unfälle und Chancen, die die tödliche Skala gedreht hatten.“ [10]

Dass es auch und gerade England war, die in den vergangenen 500 Jahren Hunderte Millionen Menschen militärisch versklavt und ausgebeutet hatte, verschweigt Churchill.

Dafür schwelgt er pathetisch-verzerrend über die britischen kolonialistischen Truppen, die England schon im Ersten Weltkrieg aus geopolitischem eigenem Machtstreben in den Ersten Weltkrieg geführt hatte:

„Friedliebendes, argloses Großbritannien“?

„Das britische Empire selbst schien durch Bindungen miteinander verbunden zu sein, die niemand außer seine Bürger verstehen konnten. Welche Kombination von Ereignissen könnte Frankreich und Flandern jemals wieder die gewaltigen Kanadier des Vimy-Rückens, die glorreichen Australier von Villers-Bretonneux, die unerschrockenen Neuseeländer der Kraterfelder von Passchendaele, das standhafte Korps der Inder das im grausamen Winter 1914 die Linie von Armentieres gehalten hatte, zurückbringen? Wann wieder würde das friedliche, arglose antimilitaristische Großbritannien die Ebenen von Artois und Picardie mit Armeen von zwei oder drei Millionen Mann durchstreifen? Wann würde der Ozean wieder zwei Millionen der prächtigen Männlichkeit Amerikas für die Champagne und die Argonne tragen?.“ [11]

Churchills Behauptung, Grossbritannien sei damals und zuvor angeblich stets „friedlich, arglos und antimilitaristisch“ gewesen, ist an Fake News nicht mehr zu überbieten. Diese Aussage wirkt geradezu grotesk angesichts der Tatsache, dass Großbritannien in 500 Jahren zwei Drittel der Menschheit rund um den Globus, Hunderte Millionen Menschen, versklavt, militärisch unterworfen und ausgebeutet hatte.

Insofern: Das neue Kriegermahnmal in der Normandie ist richtig und wichtig. Was aber immer noch fehlt, ist eine kritische Aufarbeitung der Schuld aller Nationen im Zweiten Weltkrieg. Dazu gehört die monströse Schuld Deutschlands, es gehört aber auch die sehr große Schuld Großbritanniens, Frankreichs, der USA oder von Russland, auch der von Polen, dazu. Erst wenn wir lernen, dass ein Weltkrieg viele Köche hat, können wir den nächsten verhindern.

Einzelnachweise

[1] Operation Overlord, Wikipedia Deutschland unter Verweis auf: Rüdiger Bolz: Synchronopse des Zweiten Weltkriegs. ECON Taschenbuch Verlag, Düsseldorf 1983, S. 205, ISBN 3-612-10005-X. Abgerufen am 6.6.2019.

[2] Operation Overlord, in Wikipedia Großbritannien. Abgerufen am 6.6.2019.

[3] World War II casualties, Opfer des Zweiten Weltkrieges, in: Wikipedia Großbritannien. Abgerufen am 6.6.2019.

[4] World War II casualties, Opfer des WWII, in Wikipedia Großbritannien. Abgerufen am 6.6.2019.

[5] Liliʻuokalani, Letzte König von Hawaii, in: Wikipedia Deutschland.

[6] Philippinen Geschichte, in: laender-lexikon.de. Abgerufen am 6.6.2019.

[7] Deutsche Kolonien. Deutsche Schutzgebiete, die Kolonien des Deutschen Reichs, in: deutsche-schutzgebiete.de.

[8] 1939 – DER KRIEG, DER VIELE VÄTER HATTE, von Gerd Schultze-Rhonhof, Buch, Fester Einband, 717 Seiten, Erste Ausgabe von 2003, überarbeitete von 2015, Seite 659.

[9] The Second World War. Abridged Edition. With an Epilogue on the Years 1945 to 1957, von: Winston Churchill, Pimilco, erstmals erschienen 1959, Ausgabe 2002, Chapter 1, Seite 3. Original im Englischen: “France, by right alike of her efforts and her losses, held the leading place. Nearly a million and a half Frenchman had perished defending the soil of France on which they stood against the invader. Five times in a hundred years, in 1814, 1815, 1870, 1914, and 1918, had the towers of Notre Dame seen flash of Prussian guns and heard the thunder of their cannonade. Now for four horrible years thirteen provinces of France had lain in the rigorous grip of Prussian military rule.”

[10] The Second World War. Abridged Edition. With an Epilogue on the Years 1945 to 1957, von: Winston Churchill, Pimilco, erstmals erschienen 1959, Ausgabe 2002, Chapter 1, Seite 4. Original im Englischen: “For fifty years almost they had lived under the terror of the German arms. Now, at the price of their life-blood, the long oppression had been rolled away. Surely here at last was peace and safety. With one passionate spasm the French people cried ‘Never again!’. But the future was heavy with foreboding. The population of France was less than two-thirds that of Germany. The French population was stationary, while the German grew. In a decade or less the annual flood from German youth reaching the military age must be double that of France. Germany had fought nearly the whole world, almost single-handed, and she had almost conquered. Those who knew the most knew best the several occasions when the result was the Great War hand trembled in the balance, and the accidents and chances which had turned the fatal scale.”

[11] The Second World War. Abridged Edition. With an Epilogue on the Years 1945 to 1957, von: Winston Churchill, Pimilco, erstmals erschienen 1959, Ausgabe 2002, Chapter 1, Seite 4. (original im Englischen: “The British Empire itself seemed knit together by ties which none but its citizens could understand. What combination of events could ever bring back again to France and Flanders the formidable Canadians of the Vimy Ridge; the glorious Australians of Villers-Bretonneux; the dauntless New Zealanders of the crater-fields of Passchendaele; the steadfast Indian Corps which in the cruel winter of 1914 had held the line by Armentieres? When again would peaceful, carless anti-militarist Britain tramp the plains of Artois and Picardy with armies of two or three million men? When again would the ocean bear two millions of the splendid manhood of America to Champagne and the Argonne”.

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