CORRECTIV, 20. Oktober 2023 – Ein Video, das in sozialen Medien verbreitet wird und den Einsatz von weißem Phosphor im Gazastreifen zeigen soll, soll veraltet sein und einen Angriff auf die ukrainische Stadt Wuhledar aus dem März 2023 zeigen. Das geht auf Recherchen von CORRECTIV zurück.
Das Video zeigt eine dichte Rauchwolke, die sich über einer Stadt ausbreitet. Laut ersten Befürchtungen in den Kommentaren und Medienberichten, auch von Verlautbarungen von Menschenrechtsorganisationen hätte es sich möglicherweise um einen Angriff der israelischen Luftwaffe auf den Gazastreifen mit dem schlimmen Kriegsmaterial Weißer Phosphor handeln können.
Correctiv berichtet, dass eine Bilderrückwärtssuche mit einem Standbild des Videos angeblich zu einem YouTube-Video des indonesischen Nachrichtenmediums Tribunnews vom 14. März 2023 geführt haben soll. Aus dem Titel des Videos sei hervorgegangen, dass die Aufnahmen einen Angriff Russlands auf die ukrainische Stadt Wuhledar darstellen würden.
Fazit
Das Video, das in sozialen Medien verbreitet wird, ist ein Beispiel für eine Falschmeldung, die sich im Zuge des aktuellen Konflikts im Nahen Osten verbreitet. Es ist wichtig, sich vor der Verbreitung von solchen Falschmeldungen zu informieren und auf seriöse Quellen zu achten.
Allerdings gilt auch das: Sowohl Regierungen als auch Terrororganisationen verbreiten in Kriegszeiten häufig Falschmeldungen. Denn kriegsentscheidend ist nicht selten auch der Krieg über die Medien gegen den Gegner. Letztlich kann man aber davon ausgehen, dass der Bericht über den möglichen Einsatz von weißem Phosphor nicht vorsätzlich verbreitet wurde, sondern aus Angst vor einem Einsatz von weißem Phosphor gegen die Zivilbevölkerung.
Hintergrund Correctiv
Correctiv ist ein Recherchezentrum mit Sitz in Essen und einem weiteren Standort in Berlin1. Es wurde von David Schraven gegründet, der auch die Geschäftsführung innehat1. Correctiv ist das erste spendenfinanzierte Medium in Deutschland23. Die Finanzierung erfolgt durch ein Drei-Säulen-Modell: Spenden von Bürgern, institutionelle Unterstützer wie Stiftungen, Institutionen und Unternehmen, und durch die Arbeit, die nach einer ersten kostenfreien Testphase inzwischen von Facebook bezahlt wird31. Bei Correctiv arbeiten rund 60 Mitarbeiter1, und es hat rund 80 Mitarbeitende an 6 Standorten4.