• Fr. Okt 11th, 2024

Klaus von Dohnanyi bei Anne Will: „USA haben nicht immer Kastanien für uns rausgeholt“

VonDaniel D

Mai 29, 2017 #featured

Auch der "The Sydney Morning Herald" aus Australien hievt Merkels geschichtsrelevante Äußerung zu Trump auf die Seite 1.

Auch der "The Sydney Morning Herald" aus Australien hievt Merkels geschichtsrelevante Äußerung zu Trump auf die Seite 1.

In der ARD-Talkshow von Anne Will stand das Verhalten von US-Präsident Donald Trump (Republikaner-Partei) vor der NATO in Brüssel sowie dem G7-Treffen auf Sizilien im Diskussions-Mittelpunkt. Ebenso eine Aussage von Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

So hatte Merkel auf einer CSU-Veranstaltung in Bayern auf dem Podium eines Bierzeltes ausgeführt:

Europa könne sich 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges offensichtlich nicht mehr uneingeschränkt auf bisherige Verbündete verlassen. Dies habe sie, so Merkel, „in den vergangenen Tagen“ gemerkt.

Diese möglicherweise geschichtsträchtige Aussage war weltweit über Stunden das Hauptnachrichten-Thema schlechthin. Auch in den USA, wo man sofort realisiert hatte: Merkel meinte primär den mächtigsten Verbündeten Europas und Deutschlands, die USA unter ihrem Präsidenten Trump.

Entsprechend katastrophal für Trump ist das weltweite Medienecho. Alleine die Schlagzeilen in den USA zeigen, wohin es geht.

So titelte der nationale US-Fernsehsender ABC in seiner Onlineversion: „New world order? Angela Merkel signals doubt about global partnerships“. Übersetzt heißt dies: „Neue Weltordnung? Angela Merkel signalisiert Zweifel an der globalen Partnerschaft“.

Die „Washington Post“ schlagzeilt: „Following Trump’s trip, Merkel says Europe can’t rely on ‘others.’ She means the U.S.“ Übersetzt heißt dies wiederum: „Nach Trump’s Trip, Merkel sagt, Europa kann sich nicht auf andere verlassen. Sie meint die USA“.

Und „The Atlantic“ titelte: „Trump’s Trip Was a Catastrophe for U.S.-Europe Relations“. Die Übersetzung lautet hier: „Trump’s Trip war eine Katastrophe für U.S.-Europäische Beziehung.“

Ähnlich lauten die Seite-Eins-Schlagzeilen in Australien. So druckt „The Sydney Morning Herald“: „Angela Merkel says Europe can no longer rely on Donald Trump’s America“. Die Übersetzung ist auch hier klar: „Angela Merkel sagt, Europa kann nicht länger sich auf Donald Trump’s Amerika verlassen“.

Merkels ernüchternde Analyse war eine ernüchternde Vorstellung von Trump auf seiner ersten Europareise nach seiner Wahl zum Präsidenten vorausgegangen.

Schon die Reihenfolge hatte Bände gesprochen. Denn den ersten Stopp legte er eben nicht in den demokratischen Staaten Europas ein, sondern in einer brutal-blutigen Diktator:

Ausgerechnet in Saudi-Arabien. In einem Land, in welchem Homosexuelle nach mehreren Berichten angeblich von Hochhäusern gestoßen werden. In einem Land, in welchem Dieben oder Regime-Kritikern Arme oder Beine amputiert werden, eine Querschnittslähmung künstlich operativ als Strafe herbeigeführt wird, oder diese geblendet werden.

Öffentliche Hinrichtungen am Galgen auf Marktplätzen sind in dem sunnitischen Land puristisch-traditionalistisch-archaischer Ausrichtung Standard. Fotos oder Videoaufnahmen von öffentlich zelebrierten Hinrichtungen sind aber strengsten verboten. Denn in Saudi-Arabien gibt es eine Art moderner Stasi, die überall präsent ist und das Land und seine Bürger überwacht.

Zudem hatte Saudi-Arabien mit den USA seit 2011 durch anfängliche Millionenfinanzierungen und militärische Aufrüstungen die weltweit agierende verbrecherische Terrorbande ISIS erst möglich gemacht. Das hatte sogar Trump im Wahlkampf selber noch kritisiert.

Auch im Jemen benimmt sich Saudi-Arabien alles andere als völkerrechtslegitim. So warfen die Saudis in dem Bürgerkriegsland Jemen alleine in den vergangenen zwei Jahren Hunderte Bomben ab und brachten nach Schätzungen viele Tausend Bürger um. Angeblich alles im Kampf gegen den Terror.

Zum Dank verkauft Trump für die USA nun an ein solches Land Waffen – an Saudi-Arbien -im Wert von 100 Milliarden US-Dollar. Ein Pakt mit dem Teufel sind sich zahlreiche Beobachter einig, selbst jene, welche Saudi-Arabien wohlgesonnen sind.

Doch damit nicht genug:

In Brüssel hatte Trump kräftig versucht Stimmung gegen Deutschland zu machen. Deutschland sei „ganz ganz böse, sehr böse“ erklärte Trump am Rande einer NATO-Sitzung nach Aussagen mehrerer Teilnehmer.

Zwar hieß es, Trump habe diese Aussage lediglich in Bezug auf den hohen deutschen Handelsüberschuss beschränkt. Allerdings war Trumps Breitseite gegen Deutschland offensichtlich von strategischer Natur.

Denn Deutschland ist ja nicht böse, nur weil deutsche Autos in der Regel werthaltiger gebaut werden, als amerikanische.

Dass das Thema Deutschland ein Dorn im Auge Tumps ist, mag emotionaler Natur sein.

Einerseits ist sein Großvater selber Deutscher gewesen. Andererseits seien, wird gesagt, die Großeltern von Trumps Schwiegersohn, dem Ehemann von Trumps Tochter Ivanka Trump, Juden und Überlebende des Holocaust gewesen.

Sie seien also Betroffene jener deutschen Massenvernichtungs-Maschinerie in Konzentrationslagern, welchem im Zweiten Weltkrieg Millionen Juden, aber auch Behinderte, Schwule, oder Oppositionelle zum Opfer vielen.

Millionen sind vergast worden, oder sie starben auf Grund körperlicher Auszehrung und Folter in den Arbeitslagern.

Deutschland als die Achse des Bösen. Das stimmt in Bezug auf die KZs allemal. Aber heute ist es grundlegend falsch. Auch vor dem Ersten Weltkrieg und Zweiten Weltkrieg war Deutschland das Gegenteil von „böse“.

Denn Deutschland hatte sich über Jahrhunderte faktisch aus der brutalen menschenverachtenden Kolonialisierung und Versklavung der Welt weitestgehend herausgehalten. Das war eine Spezialität von Großbritannien, Spanien, Portugal, den Niederlanden, oder Frankreich. Später auch der USA.

Wenn also heute ein US-Präsident sich hinstellt und sagt, Deutschland sei böse, so ist das natürlich strategisch gemeint.

Mit einer solchen Polarisierung hatten die USA gemeinsam mit Großbritannien schon Jahre im Vorfeld des Ersten Weltkriegs und auch Zweiten Weltkriegs massiv gegen Deutschland Kriegsstimmung gemacht.

Was viele nicht wissen: Im Ersten Weltkrieg hatte nicht Deutschland als erstes mobil gemacht, sondern Russland auf heimlichen Treibens Frankreichs und Großbritanniens.

Auch der Zweite Weltkrieg unter Deutschlands nationalsozialistischem Diktator Adolf Hitler hätte möglicherweise verhindert werden können.

Doch in Europa und den USA saßen überwiegend unfähige machthungrige Politiker am Tisch. Es waren die falschen Personen auf den falschen Posten. Eine katastrophaler Malaise.

Die USA trieben seit 1933 unter dem damaligen unsäglichen Präsidenten Franklin D. Roosevelt, der von 1933 bis 1945 die aufstrebenden Vereinigten Staaten von Amerika regierte, vieles, um Deutschland ins Messer laufen zu lassen.

Stärkster Verbündeter war Großbritanniens ebenfalls unsäglicher Premier Winston Churchill. Beide hatten früh nur ein Ziel: Deutschland zu brechen und zu zerstören und selber das kontinentale Machtvakuum das dann in Europa bestehen würde, zu füllen. Dieses Ziel gab es in Großbritannien wie in den USA schon vor Ausbruch des WWII. Und es gab es auch schon vor Ausbruch von WWI.

Keinesfalls war es Adolf Hitler, der als erster zwischen 1919 und 1939 zu den Waffen griff (was seine Kriegsmaschinerie keinesfalls verharmlosen soll).

So gab es schon im Vorfeld von 1939 rund 20 kriegerische Auseinandersetzungen in Europa, die alle territorialer Natur waren.

Dies schreibt Gerd Schultze-Rhonhof in seinem äußerst interessanten Buch 1939. Der Krieg, der viele Väter hatte. Der lange Anlauf zum Zweiten Weltkrieg(700 Seiten; Lau Verlag).

Den Autor bezeichnen zwar einige Rezensenten selbst der konservativeren Presse als angeblichen Populisten. Doch ist diese Aussage so dumm wie falsch und oberflächlich. Denn Schultze-Rhonhof hat sich unsäglich tief in die Geschichtsdokumente eingegraben und lässt eben diese sprechen und nicht sich selber. Das macht sein Buch so überaus spannend und wichtig.

Wichtig vor allem deshalb, um Geschichte zu verstehen und zu verstehen, dass verheerende Geschichtsverläufe immer primär nur von einzelnen Personen geprägt werden, die zum falschen Zeitpunkt das falsche taten. Dass Geschichte also durch Menschen wie Merkel oder Trump oder May geprägt wird.

Insofern ist die Aussage des ehemaligen Hamburger Ersten Bürgermeisters, von Klaus von Dohnanyi (SPD), bei Anne Will ebenfalls bemerkenswert.

So ist Dohnanyi überzeugt: Die USA hätten in den vergangenen 70 Jahren nach Ende des monströsen Zweiten Weltkrieges „nicht immer die Kastanien für uns herausgeholt“. Vielmehr hätten die USA in diesem Zeitraum zahlreiche Kriege begonnen und Europa geschichtlich mit hineingezogen.

So nennt er den unsäglichen US-französischen Vietnamkrieg in den 1960er Jahren als nur ein Beispiel. Dohnanyi zitiert aber auch die amerikanisch-britische Invasion im Irak 2003 (Irakkrieg), an dessen Ende nun der Fall von Syrien und Libyen steht und Millionen Flüchtlinge.

Flüchtlinge, so Klaus von Dohnanyi, die nicht in die USA kämen, sondern eben nach Europa. Deshalb ist von Dohnanyi überzeugt: „USA first“ das sei nicht nur irgendein Schlachtruf von Donald Trump. Das sei eine hegemoniale Politik-Devise in jeder wichtigen politischen Entscheidung.

Deshalb dürfte klar sein: Trump droht nicht nur das Umweltschutzabkommen von Paris zu sprengen.

Er bedient mit seiner medial verbreiteten Rhetorik, Deutschland sei „sehr sehr böse“ auch eine Kriegsrhetorik. Das kann für einen dauerhaften Weltfrieden eine brandgefährliche Polarisierung bedeuten. Es war keine Entgleisung von Trump, sondern ein gezielter Angriff der Zwietracht sähen soll und Geschichte zurückdrehen will.

173

Von Daniel D

Ein Gedanke zu „Klaus von Dohnanyi bei Anne Will: „USA haben nicht immer Kastanien für uns rausgeholt““
  1. Wann wird dieses unsäglich dumme Gerede von „Stasi hoch irgendwas“ aufhören? Weder hat m.W. die „Stasi“ Menschen gefoltert noch ermordet. Warum nimmt man nicht BND hoch… oder noch besser CIA bzw. Mossad? Das trifft wohl eher zu.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Translate »