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Falsche Stromzähler-Mitarbeiter in Städten unterwegs

Weder die Stadtwerke noch die Telekom kommt einfach mal so spontan vorbei und klingelt und meldet sich auf einen Termin gleich in einer oder zwei Stunden an: Das machen in der Regel nur Kriminelle. (Bild: pixabay).

Weder die Stadtwerke noch die Telekom kommt einfach mal so spontan vorbei und klingelt und meldet sich auf einen Termin gleich in einer oder zwei Stunden an: Das machen in der Regel nur Kriminelle. (Bild: pixabay).

Am Montag den 12. Juni 2017, direkt nach dem Wochenende also, kamen sie auch in Karlsruhe wieder: Die kriminellen angeblichen Stromzähler von den Stadtwerken. Im aktuellen Fall gaben sie sich als Stromzähler, beziehungsweise Wasserzähler, der Stadtwerke Karlsruhe aus.

Eine Bewohnerin im beliebten Karlsruher Westend-Wohnbereich der Postleitzahl 76135 warnte ihre Mitbewohner und Mitbewohnerinnen in einem Briefkasteneinwurf, beziehungsweise einer Mail:

„Sehr geehrte Miteigentümer,

aus gegebenen Anlass: Gestern klingelte bei uns in der Straße xy… (eventuell ein vermeintlicher ?) Mitarbeiter der Stadtwerke Karlsruhe durch und bat um Zutritt zu den Zählerräumen. Ob es tatsächlich echte Mitarbeiter waren, haben wir nicht feststellen können und auch nicht aufgemacht.“

Allerdings schlugen dann fast zeitgleich die Stadtwerke Karlsruhe in einer Pressenotiz am 12. Juni Alarm und schrieben ebenfalls:

„Zählerkontrolleure unterwegs: Unter dem Vorwand, die Strom- und Gaszähler zu prüfen, verschaffen sich falsche Techniker Zutritt zu Wohnungen und erstellen Rechnungen. Die Stadtwerke warnen vor ihnen und raten wieder einmal sich konsequent die Ausweise zeigen zu lassen.“

Wir meinen: Am besten nicht aufmachen, wenn es nicht tagelang vorher eine glaubhafte Ankündigung für einen Termin in Form eines üblichen offiziellen Anschlags am Schwarzen Brett des Hauses gab.

Zudem empfiehlt sich gegebenenfalls zur Sicherheit einen Kontrollanruf bei den örtlichen Stadtwerken zu machen und sich den Termin bestätigen lassen.

Besonders in den derzeit in ganz Deutschland hochgezogenen Neubauten spionieren seit Jahren in Karlsruhe oder anderen Städte neben den üblichen kriminellen angeblichen Stromzählern, Gaszählern oder Wasserzählern weitere Kriminelle die Haushalte aus: Und zwar die angeblichen Telekom-Mitarbeiter.

Hier gibt es kriminelle Vereinigungen, deren Wurzeln bis in die Callcenter der Telekommunikationsanbieter reichen.

Über die Callcenter-Komplizen in den Telekommunikations-Unternehmen erhalten die Täter dann Auskünfte, wer wo neu eingezogen ist und wie alt die Personen sind. Vor allem auf Rentner haben es die angeblichen Telekom-Techniker abgesehen – aber nicht nur.

Und so läuft die Masche: Die Opfer erhalten plötzlich von einer Frau oder einem Mann einen Anruf, dass Mitarbeiter beispielsweise der Deutschen Telekom angeblich noch einmal schnell in der Wohnung oder dem Haus etwas an der Telekommunikationsdose nachschauen müssten.

In der Regel werden dann sehr spontane Termine angekündigt – beispielsweise in einer Stunde, in zwei Stunden, beziehungsweise morgens oder abends am nächsten oder übernächsten Tag.

Eine 80-jährige Rentnerin in einem großen luxuriösen Neubaukomplex, der 2015 in Karlsruhes Innenstadt in sehr guter Lage eröffnet worden war, hatte einen solchen Anruf im Sommer 2015, wenige Wochen nach ihrem Einzug, erhalten.

Sie reagierte spontan und sagte dem Termin, der für zwei Stunden später von der angeblichen Telekom-Mitarbeiterin angekündigt worden war, zu.

Dennoch kam ihr das nach kurzem Besinnen doch komisch vor und rief in der Hotline der Deutschen Telekom an.

Die Callcenter-Mitarbeiterin der Telekom reagierte spontan und geistesgegenwärtig (was nicht immer der Fall sein muss) und verband die Telekom-Kundin mit einem Teamleiter, der ihr sagte:

Nein, die Telekom habe keinen Techniker geschickt. Sie solle aber umgehend die Polizei anrufen, den Termin jedoch unbedingt wahrnehmen, damit die Polizei die Kriminellen dann in der Wohnung in Empfang nehmen könne.

So geschah es dann auch: Die Rentnerin ließ die Täter – einen Mann und eine Frau – klingeln. Nur machten dann zwei Kriminalbeamte der Kripo Karlsruhe auf, welche die Täter in Gewahrsam nahmen.

Einer der Täter hatte allerdings sogar eine Waffe bei sich – die er aber nicht benutzte. Mit gezückter Pistole zwang der Kripo-Mitarbeiter den mit einem ausländischen Akzent Sprechenden dann an die Wand, ebenso seine Komplizin. Zuvor hatten die beiden angeblichen Telekom-Mitarbeiter sogar mit Gewalt versucht, sich an den jungen Polizeibeamten, die in Zivil da waren, vorbeizudrängen und in die Wohnung zu gelangen.

Unser Tipp: Wenn es bei ihnen klingelt, am besten von oben aus dem Fenster Fotos oder Videos mit der Handykamera von den Tätern versuchen zu machen. Gegebenenfalls hinterhergehen, wenn das nicht zu gefährlich ist, um Fotos machen zu können.

Wichtig: Ergänzend zu den Fotos so viele Details wie möglich sich merken: Welche Uhr hat die Täterin oder der Täter an, welche Schuhe, Taschen, Hosenfarbe, wie alt sind sie etc.

Sowohl die Fotos als auch Videos und sonstige Details, welche man sich gemerkt hat, sollten umgehend der örtlichen Polizeidienststelle oder der Telekom, beziehungsweise den Stadtwerken übergeben werden. Dann können diese weitere rechtliche Schritte einleiten.

Eines ist klar: Kriminelle Gasableser, Stromableser, Wasserableser oder angebliche Techniker, die noch schnell irgendwas an der Telekom-Dose oder wo auch immer reparieren oder nachschauen müssten, können hochgefährlich sein. Sie können ihre Opfer nicht nur bestehlen, sondern ernstlich verletzen.

In einigen Fällen muss man auch mit einem schweren bewaffneten Raubüberfall rechnen. Ist die Täterin oder der Täter erst einmal in der Wohnung oder dem Haus, ist meist kein Entrinnen mehr möglich. Besonders übel:

In der Aufregung und Angst vergessen die Opfer dann meist, sich die wichtigsten Details für eine Personenbeschreibung zu merken oder Fotos dann aus dem Fenster oder vom Balkon aus zu machen.

Doch ohne möglichst detaillierte Personenbeschreibungen oder noch besser Fotos und Videos kann die Polizei die Täter meist nicht überführen. So können die Täter kaum gefasst werden und ihr Unwesen weiter treiben. Deshalb ist die Kriminalpolizei nicht nur auf Anrufe von möglichen Opfern angewiesen, sondern eben auch auf Verwendbares für eine Fahndung.

Dass es sich im Falle angeblicher Mitarbeiter von den Stadtwerken oder Telefongesellschaften um Organisierte Kriminalität handelt, zeigt sich an den deutschlandweiten Schlagzeilen.

Kurz nach dem Alarmruf in Karlsruhe, titelt nun auch die Ostthüringer Zeitung am 14. Juni  2017 in ihrer Lokalausgabe Hirschberg: „Kriminelle wollen Stromzähler warten„. Betroffen seien in Thüringen derzeit Kunden der Ten Thüringer Energienetze GmbH & Co KG – der Netztochter des dortigen Teag-Versorgers.

Ebenfalls ein beliebter Trick derzeit: Falsche Rechnungen, welche man angeblich für Strom oder Wasser bezahlen solle, die plötzlich im Briefkasten in Bayern oder Niedersachsen und zahlreichen weiteren Bundesländern in Städten wie München (Warnung der „Stadtwerke München“, SWM), Bitterfeld (Warnung der „Mitnetz“), Bremen  (z.B. von einer angeblichen „Sharp Energie BVBA„) oder Osnabrück (ebenfalls von einer angeblichen „Sharp Energie BVBA“) liegen.

Oft sind das aber Betrüger-Rechnungen und das Geld landet dann auf Betrüger-Konten.

Auf Grund der Zunahme Organisierter Kriminalität empfiehlt es sich, in Privatwohnungen oder Häusern Videoüberwachungen zu installieren. Sie sollten über WiFi mit einer externen von einem selber nicht löschbaren Cloud, also einem Speichermedium, verbunden sein.

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Von Redaktion

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