Am Dienstag trat überraschend einer der wichtigsten journalistischen Verbündeten von US-Präsident Donald Trump vom seinem Vorsitz beim erfolgreichen konservativen US-Portal „Breitbart News“ zurück. Das Portal ist größer als bild.de hat und hat über 30 Millionen Leser im Monat.
Beobachter sind sich einig, dass der Rücktritt von Bannon bei dem von ihm aufgebauten Portal Breitbart News nicht ganz freiwillig war.
Vielmehr soll eine langjährige gute Freundin und engste Verbündete von ihm, Milliardärs-Tochter Rebekah Mercer (auch geschrieben als: Rebecca Mercer), 44, dahinter stecken. Sie investierte früh einige Millionen Euro in den Aufbau von Breitbart.com. So schreibt Wikipedia:
„… Im selben Jahr lernten sie (Anmerkung:Rebekah Mercer) Andrew Breitbart kennen, den Begründer und Leiter der damals noch unbedeutenden Website Breitbart News Network. Dessen Vision, ein Medienunternehmen aufzubauen, das in der Lage sein würde, einen ‚Informationskrieg‘ gegen die Mainstream-Presse zu führen, beeindruckte sie.
Breitbart machte die Mercers mit dem Filmproduzenten Stephen Bannon bekannt, der seit Jahren entsprechende Ziele mit politischen Dokumentarfilmen verfolgte. Dessen… Werk, Fire From the Heartland: the Awakening of the Conservative Woman (2010), war eine propagandistisch inszenierte ‚Dokumentation‘ über Frauen im Umfeld der Tea-Party-Bewegung. Die Mercer Family Foundation vergab in dieser Zeit 1,2 Millionen an die konservative Young America’s Foundation, wovon diese fast die Hälfte an Bannon zur Finanzierung von dessen Filmprojekten weitergab.“ [1]
Zudem führt Wikipedia weiter aus:
„Bannon schlug den Mercers vor, mit 10 Millionen Dollar bei Breitbart News einzusteigen, und bei dieser Transaktion wurde er in das Board of Directors aufgenommen. Als Breitbart 2012 überraschend an einem Herzinfarkt starb, übernahm Bannon die Leitung.“ [1f]
Fakt ist: Ohne Breitbart wäre wahrscheinlich ein Donald Trump nie Präsident geworden.
Ebenfalls zutreffend ist, dass zu Bannons Sturz die Entwicklungen der vergangenen Monate erheblich beigetragen haben.
Das umstrittene Buch „Feuer und Wut“ des Autors Michael Wolff war dabei nur ein weiterer Eckpfeiler, um Bannon zu schaden. Zwar steht in dem Buch nicht viel Neues. Doch nach wie vor gilt das Sprichwort, gedruckt ist gedruckt.
Lange Entwicklung
Und das was in dem Buch zu Bannon gedruckt stand, sorgte nun mal weltweit für Schlagzeilen. So wird Bannon aus vertraulichen Gesprächen, die er im Trump-Tower geführt haben soll, mit abfälligen Bemerkungen über das politische und menschliche Verhalten der Trump-Familie zitiert.
In der Folge von Bannons angeblichen Bemerkungen griff Trump seinen ehemaligen Chefstrategen deutlich an und meinte, dieser habe „den Verstand verloren“.
Bannons Kommentare zu Trumps Familie hatten auch eine seltene öffentliche Rüge von GOP-Mega-Spenderin und Breitbart-Großinvestorin Rebekah Mercer hervorgerufen.
https://youtu.be/0W38GKfZlbg
Video-Verweis: „Rebekah Mercer: The billionaire backer of Bannon and Trump chooses sides“, von Gregory RI Mack, auf YouTube.com 5. Januar 2018.
Die mächtigste Breitbart-Frau und Investorin, die mit ihrem Vater auch über 30 Millionen US-Dollar in republikanische Wahlkämpfe gesteckt haben soll, galt nicht nur jahrelang als enge Freundin und Verbündete von Bannon, sondern auch als glühende Trump-Unterstützerin.
Video-Verweis: „Who is Rebekah Mercer?“, auf: CBS vom 28. März 2017 auf YouTube.com.
Mercer besitzt zwar nicht ganz Breitbart, aber doch einen erheblichen Teil. Genug, um ihren konservativen politischen Feldzug über Breitbart auszufechten und letztlich offensichtlich ebenfalls genug, um nun auch Bannon zumindest erst einmal aus dem Amt des obersten Breitbart-Chefs zu drängen.
„Steve ist Teil unseres Vermächtnisses“
„Steve ist ein wertvoller Teil unseres Vermächtnisses, und wir werden immer dankbar sein für seine Beiträge und das, wie er uns geholfen hat“, erklärte Breitbart CEO Larry Solov in einer Stellungnahme, welche der Website von Breitbart veröffentlicht wurde.
Allerdings gilt auch das: Bannon ist und bleibe unter den Dutzenden Millionen Breitbart-Lesern im republikanischen Lager „eine sehr beliebte und einflussreiche Figur“, schreibt „The Hill“, ein ebenfalls einflussreiches Washingtoner Portal. [2]
In einer Erklärung sagte Bannon, er sei „stolz auf das, was das Breitbart-Team in so kurzer Zeit beim Aufbau einer Weltklasse-Nachrichtenplattform erreicht hat“.
Ursprünglich soll Bannon, führt „The Hill“ weiter aus, in Zusammenarbeit „mit einer Außenseitertruppe“ geplant haben, „die Hauptherausforderungen gegen fast jeden republikanischen Senator zur Wiederwahl 2018 zu orchestrieren, um die Partei weiter nach rechts zu drängen“.
Zerwürfnis mit Trump
Das bedeutet: Dass politisch missliebige republikanische Senatoren mit Hilfe von Breitbart ins öffentliche Abseits gedrängt werden hätten sollen, glaubt man „The Hill“, um Verbündete des Trump-Lagers auf die Senatoren-Sitze zu bringen. [2]
Auf Grund der Zerwürfnisse zwischen US-Präsident Trump und Bannon folgert „The Hill“:
„Kandidaten, die einst für Bannons Unterstützung gerungen hatten, und etablierte Gesetzgeber fürchteten seine Beteiligung an ihren Vorwahlen“. [2f]
Der Rücktritt von Bannon zeigt, wie fragil der Kreis der Verbündeten um Präsident Trump selber ist. Denn immerhin gilt Bannon als der wichtigste Steigbügelhalter für Donald Trump, um überhaupt ins Oval Office in Washington D.C. ziehen zu können.
Doch wer glaubt, Bannon sei erledigt, dürfte sich täuschen. So soll er angeblich seine in konservativen Kreisen immer noch sehr große Popularität nutzen, um möglicherweise eine eigene Non-Profit-Gruppe mit dem Namen „Citizens of the American Republic“ zu gründen. [2ff]
Diese Gruppe würde dann möglicherweise von ihm angeführt und zu einem politischen Schlachtpferd aufgebaut.
Politik und Breitbart-Herausgeber ging nicht
Hinzu kommt, so „The Hill“ weiter, dass sich Bannon zwar nicht mehr auf die Milliardärsfamilie der Mercers, besonders auf Rebecca Mercer derzeit uneingeschränkt verlassen könne. Doch gäbe es längst andere reiche Amerikaner, die sich mit ihm verbündeten:
„Während Bannon sich nicht länger auf die Mercers verlassen kann, um finanzielle Unterstützung zu erhalten, hat er seine Zeit aus dem Treffen des Weißen Hauses mit anderen wohlhabenden Spendern genutzt, die seine neue Unternehmung unterstützen könnten.“ [2ff]
Ebenfalls „The Hill“ zitiert einen Insider mit den Worten er, Steve Bannon, hätte sich entscheiden müssen, ob er weiterhin in der Politik an vorderster Front aktiv sein wollte oder eben als Breitbart-Herausgeber. Beides zusammen sei nicht weiter möglich gewesen:
„Er hat Politik gewählt. Dass er in die Politik involviert war, störte Breitbarts Fähigkeit, als Nachrichtenorganisation zu agieren.“ [2ff]
Ein weiteres Problem war wohl, dass Bannon in seiner Auswahl von Freunden nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen hat.
Die verhängnisvolle Affäre des Roy Moore
So unterstützte Bannon den konservativen GOP-Senatskandidaten Roy Moore selbst dann noch, als in den Medien ausgiebig Giftiges berichtet wurde.
So waren allerdings durchs nichts belegte Vorwürfe bekannt geworden, Moore habe vor Jahrzehnten sich angeblich sexuell missbräuchlich einem Mädchen genähert. Zwar hatte Moore die Vorwürfe zurückgewiesen und als falsch bezeichnet, doch zeigten die möglicherweise als Kampagne inszenierten Berichte ihre Wirkung.
Dass Berichte rund um tatsächlichen oder erlogenen angeblichen sexuellen Missbrauch derzeit extrem toxisch in der US-Öffentlichkeit sind, scheint Bannon nicht gespürt zu haben:
So schreibt „The Hill“ zu Bannons Moore-Verteidigungsstrategie:
„Er entsandte Breitbart-Reporter nach Alabama, um den Kandidaten zu verteidigen und sich über Moores Ankläger zu ärgern, was viele Washingtoner Republikaner wütend machte, die befürchteten, die Bemühungen würden die gesamte Partei beschämen.“ [2ff]
Trotz Bannons Einsatz gewann Moore die Wahl nicht und musste den Senatorenplatz an Doug Jones von den Demokraten abgeben.
Diese politische Niederlage war ein weiterer Sargnagel auf Bannon, da die Republikaner eigentlich davon ausgegangenen waren, dass sie diesen Senatorensitz recht einfach erhalten hätten können.
Einzelnachweise
(1) Rebekah Mercer, in: Wikipedia.
(2) Stephen Bannon steps down from Breitbart, von JONATHAN EASLEY, in: „The Hill“ vom 1. Januar 2018.
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