Nicht gerade bravourös lief gestern in der ARD die Talkshow von Anne Will ab, so das Fazit zahlreicher TV-Kritiker. Schon der suggestive politische Titel ‚Assad lässt Kinder töten‘ zeigte, in welche Richtung Will gehen wollte. Doch, fragten sich viele Zuschauer: Ist es seriös, wenn ausgerechnet ein mit Milliarden Gebühren finanziertes TV-Programm so einseitig Kriegsstimmung macht, obwohl gerade der Kindermord von Al-Houla nach Ansicht zahlreicher Kriegsreporter, auch nach Ansicht des UN-Sicherheitsrats, nicht Assad in die Schuhe geschoben werden kann. Entsprechen fiel auch schon im Vorfeld die Reaktion kritisch aus. Kriegskenner Jürgen Todenhöfer sagte ab. Für ihn sprang der Kriegsberichterstatter Peter Scholl-Latour, 88, ein. Ohne ihn hätte die Sendung komplett Schiffbruch erlitten.
Grund für die teils harsche Kritik an Anne Will, die sonst weniger suggestive Sendungen moderiert: Immer wieder verstieg sich die ARD-Redaktion in abenteuerliche Thesen der einseitigen Schuldzuweisungen. Beispiel: „Das Regime von Baschar Hafiz al-Assad ist verantwortlich für das Massaker in Al-Houla.“
Aber: Gerade das syrische Massaker in Al-Houla, auch Al Hula geschrieben, gehört nach Ansicht zahlreicher kritischer Beobachter nicht auf das Lastenkonto von Präsident Baschar Assad, sondern auf das Konto von fremd finanzierten Söldnern und Terroristen. In Al-Houla waren vor zwei Wochen rund 110 Menschen, darunter gut 30 Kinder, brutal massakriert und ermordet worden. Die meisten der Toten gehörten zu Assad-treuen Clans. So ist so gar die Rede von „Säuberungsaktionen“ gegen assad-getreue Clans (Massaker Al-Hula in Syrien mit über 100 Toten: ANNA-News war vor Ort, spricht von Säuberungsaktion gegen regimetreue Familien).
Ebenfalls seriösem Journalismus nicht gebührend ist es, wenn die Fakten und Aussagen verdreht werden. So wird ein generelles Zitat von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), in der sie die Einhaltung der Menschenrechte auch in Syrien fordert, bei Anne Will plötzlich zu einem indirekten Aufruf für eine Militärintervention in Syrien mutiert.
Unterm Strich waren die meisten Talkshow-Besucher bei Will gegen einen NATO-Militärschlag. Beispielsweise sagte Theo Sommer, Herausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“, auf die Frage von Anne Will, wer denn das Massaker in Al-Houla in Syrien zu verantworten habe: Er könne diese Frage nicht beantworten und wolle auch nicht spekulieren. Er halte es für naiv, anzunehmen, dass man mit einem westlichen militärischen Eingreifen nachhaltig eine Befriedung im Syrien-Konflikt oder syrischen Bürgerkrieg erreichen könne. Dafür forderte er humanitäre Hilfe von der deutschen Bundesregierung: „Wenigstens zehn Millionen Euro, damit wir den Flüchtlingen helfen können.“
Sommer sagte zudem provokativ in Richtung Julian Reichelt, dem Kriegsreporter und Kriegsberichterstatter der Bild-Zeitung, der einen Luftkrieg nach libyschem Vorbild gegen Syriens Regierung gefordert hatte: Wie lange sind sie bereit diesen Krieg zu führen? Wie viele tote Bundeswehrsoldaten sind sie bereit zu akzeptieren? Eine wirkliche Antwort hatte auch Reichelt darauf nicht. Im Afghanistan-Krieg sind bislang 52 deutsche Soldaten ums Leben gekommen.
Auch Peter Scholl-Latour hatte sich eindeutig gegen eine kriegerische Militärintervention der NATO nach dem Vorbild in Libyen (mit 50.000 Toten) gewendet.
Etwas wacklig mit dem Bemühen um Wahrheit beim Massaker von Al-Houla zeigte sich auch Huberta von Voss-Wittig in der Anne Will Talkshow „Assad lässt Kinder töten“. Obwohl es zahlreiche Hinweise, auch glaubhafte gibt, darunter auch aus dem UN-Sicherheitsrat, dass eben nicht das Assad-Regime für das Massaker in Al-Houla verantwortlich ist, sagte sie, ohne dass sie dafür Beweise hätte, dass eben doch Assad daran Schuld habe. Immerhin: Auch sie ist gegen ein Eingreifen der NATO in Syrien und setzt eher auf eine diplomatische Lösung. Hierfür hatte sie auch Assads Ehefrau angeschrieben.
Etwas schwankend und erstaunlich differenziert zeigte sich Michael Wolffsohn, der selbst einmal drei Jahre in der israelischen Armee diente. Er sagte, er fordere zumindest eine Schutzzonen in Syrien, „um die Streithähne auseinander zu bekommen“. Außerdem verwies Wolffsohn auf Altlasten aus der europäischen Kolonialzeit. Damals waren willkürlich Grenzen gezogen worden – ohne Rücksichtig auf Stammesgebiete. Auch das sei ursächlich für den heutigen Krieg in Syrien und vielen anderen arabischen und orientalischen Ländern.
Bislang, so Scholl-Latour, hätten westliche Militärinterventionen in Krisengebieten und Kriegsgebieten fast nie eine Lösung des Konflikts herbeigeführt. So zählt er in der Anne Will Talkshow zu Syrien „Assad lässt töten“ auf:
Irak-Krieg bei 150.000 Toten (darunter 52 Bundeswehrsoldaten aus Deutschland) und täglichen furchtbaren Terroranschlägen nicht wirklich gewonnen. Libyen-Krieg nicht wirklich gewonnen, zudem Tausende Tote durch die Nato. Obendrein steht der Staat strukturell auf der Kippe hin zu einem gefallenen Staat. Somalia ein gefallener Staat. Afghanistan verloren. Die Kosten bislang: Weit über 100 Mrd. Euro der westlichen Steuerzahler. Angesichts der nicht guten Kriegsbilanz des Westens und der NATO fragte deshalb Scholl-Latour: Warum jetzt so tun, als wäre mit einer Intervention ausgerechnet im religiös heillos zerstrittenen Syrien etwas zu erreichen?
Wie man es dreht und wendet: Simpel wäre eine NATO-Intervention in Syrien nicht. Gaddafi hatte in Libyen rund 21.000 Soldaten, Assad nach Schätzungen 450.000 Soldaten. Hinzu kommen starke Verbündete: Russland und China. Nach dem Libyen-Massaker, in das die NATO involviert war und die dortigen 50.000 Toten maßgeblich zu verantworten hat, werden sich Russland und China hüten, dem Westen wieder einen Freifahrtschein auszustellen.
Etwas zerrüttet wirkte der Auftritt in der ARD-Talkshow von Anne Will zu Syrien der bayerische Kabarettist Christian Springer. Er machte es sich ganz offensichtlich zu einfach mit Schuldzuweisungen. Schuld hätte ausschließlich Assad, so seine Überzeugung. Kein Wort seinerseits von ausländisch bezahlten Söldnern und Terroristen im Land, die ganze Landstriche nach mehreren unabhängigen Berichten derzeit von Assad-Getreuen säubern, so auch während des Massakers in Al-Houla, das im Westen gerne als Assads Massaker hingestellt wird. Letztlich, ist sich Springer sicher, gehe es in Syrien, um den Zugriff auf die Energie, auf Öl und Gast.
Das war auch schon Dreh- und Angelpunkt des Libyen-Krieges. Im Rückblick auf diesen vom Westen mit zehntausenden Bomben geführten Krieg und rund 50.000 Toten kritisierte Scholl-Latour noch einmal das enorme Ausmaß der grausamen Gewalt, in die der Westen in Libyen verstrickt war. Als herausstechendes Beispiel nennt er die Pfählung des ehemaligen libyschen Machthabers Muhammed al Gaddafi, der zuvor stundenlang von den „Rebellen“ gefoltert worden war. Die „Rebellen“ hatten ihm bei lebendigem Leibe eine 20 Zentimeter Lange Messerklinge in den After eingeführt und ihn zuvor halbseitig skalpiert. Anschließend hatte die NATO gelogen, es könne auch sein, dass Gaddafi durch einen Schusswechsel mit seinen Anhängern ums Leben gekommen sei. Dabei gibt es sogar sehr aussagekräftige youtube-Videos zur Folterung Gaddafis.
Das westliche Kriegsbündnis NATO, das auch von Deutschland mit Milliarden Euro finanziert wird, hatte dieses aus der Luft mit Drohnen und Militärattacken unterstützt. Jedoch war die Folterung und Ermordung des Staatschefs Gaddafi ein Kriegsverbrechen. Die Täter müssen nicht vor den Internationalen Strafgerichtshof, da bislang keine Anklage erhoben wurde. Meist wird der Internationale Strafgerichtshof nur tätig, wenn es dem Westen genehm ist.
Zeugenaussagen zum Massaker in Syrien, in Al-Houla:
Zeigenaussagen zum Al-Houla-Massaker vom russischen Nachrichtensender ANNA-News, deutsche Übersetzung: http://apxwn.blogspot.de/2012/05/al-hula-eine-rekonstruktion.html
Russische Reporter berichten direkt aus dem Kriegsgebiet und scheinen objektiver zu berichten als viele westliche Medien:
http://maramus.livejournal.com/
ANNA-News russische Original-Seite: http://anna-news.info/node/6312
Kriegspropaganda:
Syrien-Krieg: Deutsche Medien manipulieren in Kriegsberichterstattung und Frankreich will Krieg
Gaddafi wurde nicht gepfählt sondern durch Messerstiche in den After und halbseitige Skalpierung ermordet
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