Es ist der Nightmare von jedem Tourist oder Gastarbeiter: In einem entfernten Land verhaftet werden mit dem Vorwurf: Drogenbesitz oder Drogenhandel. So geschehen nun in Dubai. Das berichtet Lethu Nxumalo, Autor des mit 11 Millionen Lesern führende südafrikanische Nachrichtenportals „Independent Online“, kurz IOL.
Demnach habe in Dubai ein Mitbewohner einer Wohngemeinschaft seinen südafrikanischen Mitbewohner, einen Gastarbeiter, bei der Polizei von Dubai angeschwärzt. Kurz darauf sei der Südafrikaner Xola Msomi im September 2020 verhaftet worden. Von der Unschuld des jungen Mannes sind aber Freunde und Familie überzeugt.
Das südafrikanische Nachrichtenportal IOL schreibt: „Ein südafrikanischer Koch, der seit sieben Jahren in Dubai lebt und arbeitet, wird wegen Drogenmissbrauchs angeklagt. Er behauptet, dass er von seinem ehemaligen ägyptischen Mitbewohner bei der Polizei zu Unrecht angeschwärzt wurde.“
Der Mitbewohner habe sich gegen Geld als Informant der Dubaier Polizei (Dubai Police Force, bzw. Dubai Police) angedient, um der eigenen Verhaftung zu entgehen und finanzielle Vorteile für sich zu erzielen. Denn Dubais Polizei habe ein Programm aufgelegt, das finanzielle Belohnungen vorsieht, wenn man andere Touristen oder Gastarbeiter – ob zu Recht oder nicht zu Recht – bei der Polizei wegen angeblicher Drogendelikte meldet. Verantwortlicher der Polizei von Dubai ist Lieutenant General Abdullah Khalifa Al Marri.
Xola Msomi, 30, aus der südafrikanischen Stadt Durban sei ein qualifizierter Koch, der in verschiedenen Hotels in Dubai gearbeitet habe. Kurz vor dem nationalen Corona Lockdown sei er von Dubai nach Südafrika geflogen und habe seine Familie besucht. Ungefähr einen Monat nach seiner Rückkehr nach Dubai habe er, wie Hunderte Millionen Menschen weltweit, wegen Corona seinen Job verloren.
Seine Mutter Bongekile Msomi sagte, ihr Sohn Xola sei arbeitslos geblieben und habe beschlossen, nach der Erlaubnis internationaler Reisen nach Hause zurückzukehren. Anfang September habe Msomi jedoch eine Stelle im berühmten Burj Khalifa Hotel gefunden.
„Wir waren in ständiger Kommunikation und unser letztes Gespräch vor seiner Verhaftung war am 8. September. Er blieb verdächtig still und seine Geschwister sagten mir, dass er nicht erreichbar sei“, sagte sie.
Eine enge Freundin von Msomi, bekannt als Melody, aus Frankreich, die ebenfalls nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes in ihr Heimatland zurückgekehrt war, kontaktierte die Familie nur wenige Tage später, um ihnen mitzuteilen, dass Msomi von seinem ehemaligen Mitbewohner bei der Dubai Polizei gemeldet und kurz darauf verhaftet worden sei.
Sie soll erklärt haben, der Mitbewohner habe versucht, Msomi zu zwingen, ihm Drogen zu verkaufen. Als dieser sich geweigert habe, weil er angeblich keine Beziehungen zu Drogendealern hatte und nie Drogen konsumiert hatte, habe der Mitbewohner Msomi Bargeld zugeworfen.
„Uns wurde gesagt, dass die Polizei einen Moment später in die Wohnung stürmte und verlangte, dass er enthüllte, für wen er arbeitete. Melody rief die Botschaft an, aber sie war geschlossen. Schließlich konnte er durchkommen, wurde jedoch von einem Beamten darüber informiert, dass sie sich nicht einmischen konnten, bevor sie von Beamten aus Dubai über den Fall informiert wurden“, erklärte Bongekile
Daraufhin habe die Familie Radha Stirling kontaktiert, eine in Großbritannien ansässige Geschäftsfrau, welche in Dubai Inhaftierte vertritt. Sie habe erfahren, dass Msomi aus der Isolation in die allgemeine Haft des Internierungslagers verlegt worden sei. Wegen dem Vorfall habe sie weder schlafen noch essen gekonnt, soll Radha Stirling erklärt haben. Sie habe es zwar geschafft, eine Minute mit dem in Dubai inhaftierten Südafrikaner zu sprechen, doch sei das Telefonat nach einer Minute von den Behörden unterbrochen worden.
Gleichzeitig soll sie, schreibt „Independent Online“ weiter, auf Facebook mitgeteilt haben, wonach Dubai seine Aufmerksamkeit auf reale oder angebliche Drogenverbrechen verstärkt habe. So würde gezielt nach möglichen Schuldigen gesucht, um Verhaftungen und Verurteilungen zu erwirken von denen nicht nur Behörden und Staatsanwälte, sondern auch Betrüger, die Unschuldige bei den Behörden meldeten, finanziell profitieren. Denn je mehr Verhaftungen es gebe, desto besser stünden Polizei und Anschwärzer da.
Dieses Vorgehen sei in den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE, beziehungsweise VAE), mittlerweile weit verbreitet. Touristen und Gastarbeiter seien deshalb in Gefahr und seien einem erheblichen Risiko ausgesetzt wegen Drogenbeschuldigungen verhaftet und verurteilt zu werden. Diese Gefahr bestehe selbst dann, wenn man nie mit Drogen etwas zu tun gehabt habe.
Es ist nicht der erste Fall, wo Südafrikaner oder Bürger anderer Nationen in Dubai oder Abu Dhabi zu Unrecht verhaftet wurden. In Kritik steht auch die südafrikanische Regierung und deren Behörden. Sie tut selbst in Fällen, wo ihre Bürger im Ausland zu Unrecht verhaftet werden, meist nichts. Oft dauert es Jahre, ehe überhaupt Gerichtsverfahren durchgeführt werden. Nicht selten dürfen Gefangene nicht einmal mit ihren Familien oder Anwälten telefonieren.
Eine südafrikanische Menschenrechtlerin erklärte zur aktuellen Verhaftung des südafrikanischen Gastarbeiters Xola Msomi: „Behörden im Ausland kümmern sich auch nicht darum, sie sind nicht an Ermittlungen interessiert. Sie werfen Ausländer ins Gefängnis. Ich glaube, es ist Zeit, dass unsere Regierung für ihre Bürger eintritt. Es wird für seine Eltern äußerst schwierig sein, ihm zu helfen, insbesondere weil die Behörden in diesem Land nicht an seiner Geschichte interessiert sind. “
Lunga Ngqengelele, Sprecherin des südafrikanische Ministers für internationale Beziehungen und Zusammenarbeit, von Naledi Pandor, erklärte, es sei wichtig, dass man über solche Fälle informiert werde. Offensichtlich hat aber die südafrikanische Behörde in dem aktuellen Fall bislang nichts gemacht. Der Fall des Südafrikaners Xola Msomi soll am 22. Dezember 2020 erneut in Dubai vor Gericht behandelt werden. Seinem LinkedIn-Profil ist zu entnehmen: „Experienced Assistant Manager with a passion for customer service and luxury hospitality.”
255