Noch berichten die südafrikanischen Medien nicht sonderlich umfangreich über den neuen Aspekt, dass im Falle der Mordermittlungen gegen den Paralympics-Star Oscar Pistorius möglicherweise auch der Chefermittler, Hilton Botha, in eine staatliche Mord-Versuchsserie verwickelt sein könnte. Ihm würde, wird berichtet, immerhin ebenfalls versuchter Mord in sieben Fällen vorgeworfen. Botha ist der Chefermittler („investigating officer“) im Mord an Reeva Steenkamp, der ermordeten ehemaligen Freundin von Pistorius. Sie war am Valentinstag mit mehreren Schüssen umgebracht worden.
Was die neuen Mordvorwürfe – die immerhin direkt von der südafrikanische Justiz – kommen – besonders heikel machen: Hilton Botha soll als Hauptermittler im Fall Oscar Pistorius selbst zur Wahrheitsfindung beitragen. Bereits im Mai solle Botha vor einem südafrikanischen Gericht wegen des Vorwurfs in einen siebenfachen Mordversuch verwickelt zu sein, erscheinen.
Konkret geht es darum, dass der Polizist gemeinsam mit anderen Polizisten im vor rund zwei Jahren Schüsse auf einen Minivan abgegeben hätte, nachdem dieser trotz Stopp-Aufforderung weitergefahren sei. In dem Auto saßen sieben Personen. Südafrika verfügt über eine der höchsten Kriminalitätsraten der Welt. Deshalb ist es nicht unüblich, dass die Polizei auf flüchtende Fahrzeuge schießt.
Dass die südafrikanischen Medien – im Gegensatz zu den deutschsprachigen – von den neuen Mordvorwürfen gegen den Chefermittler bislang kaum Notiz nehmen, zeigt wie unterschiedlich die Öffentlichkeiten solche Vorgänge beurteilen.
Weder ist das Thema des siebenfachen Mordversuchs ein größerer Zeitungsaufmacher in den aktuellen Online-Ausgaben der Tageszeitungen „Sowetanlive“ in Johannesburg (sowetanlive.co.za), noch in der „Cape Times“ in Kapstadt (iol.co.za) oder dem bekannten „Cape Argus“ (.iol.co.za), beziehungsweise dem „Daily Maverick“ in Johannesburg (dailymaverick.co.za).
Derzeit ist nicht entschieden, ob im Angesicht der Weltöffentlichkeit Hilton Botha weiterhin in dem Ermittlungsverfahren gegen Pistorius an vorderster Front aktiv sein darf. Derzeit, heißt es aus Justizkreisen, würde man Unterlagen anfordern und sich die Vorwürfe genauer ansehen.
Die Vorwürfe gegen Botha gehen nach Angaben südafrikanischer Zeitungen auf das Jahr 2009 zurück. Damals seien die Vorwürfe gegen „detective Hilton Botha“ jedoch wieder zurück gezogen worden und an den „director of public prosecutions“ übergeben worden (DPP). Dieser scheint das Thema eigentlich als erledigt angesehen zu haben und wurde wohl erst unter dem Eindruck eines drohenden Skandals unter den Augen der Weltöffentlichkeit am Mittwoch wieder aktiv. Denn erst dann teilte der „DPP“, eine Art Generalstaatsanwalt, mit, dass die Ermittlungen wegen der Vorwürfe, dass Botha möglicherweise wegen siebenfachen Mordversuches doch noch angeklagt würde, wieder aufgenommen worden seien.
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