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Kriegsgefangene Zweiter Weltkrieg: „Amerikaner waren als Besatzer grausam“

VonDaniel D

Aug 16, 2017 #featured

So sah Köln 1945 aus, nachdem es von den Amerikanern, Briten und Franzosen über einen Luftkrieg mit Hunderttausenden abgeworfenen Bomben zerstört worden ist.

So sah Köln 1945 aus, nachdem es von den Amerikanern, Briten und Franzosen über einen Luftkrieg mit Hunderttausenden abgeworfenen Bomben zerstört worden ist.

Die US-Regierung verbreitete nach dem Zweiten Weltkrieg gerne, wie gut doch ihre Soldaten sich im besetzten Deutschland ab 1945 verhalten hätten.

Damit diese amerikanische Sichtweise auch in die Geschichte eingeht, wurden die deutschen Zeitungsverleger, die von den Besatzern, also den USA, Großbritannien, Frankreich oder der Sowjetunion, eine Lizenz zur Veröffentlichung einer Zeitung erhalten hatte, verpflichtet, nur zu schreiben, was die Besatzer zuließen.

Das bedeutet: Es waren letztlich die Besatzer in Deutschland, welche entschieden, was mehr als 40 Jahre in den deutschen Geschichtsbüchern rund um den Ersten Weltkrieg und Zweiten Weltkrieg stehen durfte. Also bis 1990.

Dabei legten die Besatzungsmächte in Deutschland größten Wert auf die letztlich falsche und alberne Aussage, Deutschland habe sowohl am Ersten Weltkrieg (WWI) eine „Alleinschuld“, als auch am Zweiten Weltkrieg (WWII) eine „Alleinschuld“.

Doch Fakt ist: Deutschland hatte keinesfalls eine „Alleinschuld“ an den beiden Wahnsinns-Weltkriegen. Wenn es um Bosheit geht, standen sich die meisten starken europäischen Länder, auch die USA oder Russland, in nicht viel nach.

Die Amerikaner wittern in den beiden Weltkriegen ihre große Chance, die Europäer endlich von der Weltbühne als dominierende Macht zu stoßen und selbst die Weltherrschaft an sich zu reißen. Das ist gelungen.

Die Briten und Franzosen hofften mit den Weltkriegen zumindest neben den USA die Welt als weiterhin wichtigste globale Mächte durch brutales Ausbeutertum, Mord an Millionen Menschen, und Kolonialismus unterjochen zu können.

Deutschland stand da im Weg. Die aufstrebende Industriemacht war schon vor dem Ersten Weltkrieg wirtschaftlich stärker, als Frankreich.

Großbritannien hatte zwar Dank seiner aggressiven weltweiten Kolonialpolitik in dutzenden Ländern wirtschaftlich die Nase vorn, doch bei weitem nicht so, wie man sich das vorstellen mag. Kein Land hatte sich jemals freiwillig Britanniens Krone untergeordnet.

Das ging nur mit millionenfachem Mord der zu Zeiten geschah, als es noch keine Fotokameras gab, keine Smartphones oder ein Internet. Man hatte also keine Zeugen. Was in die Weltgeschichte einging, entschieden die britischen Kriegsherren überwiegend selber.

Hinzu kam: England hatte die vergangenen 500 Jahre bis 1945 strategisches Interesse daran, dass in Europa Krieg bestand und keine Nation dominierend war oder eine Ordnungsmacht sein konnte. Auch hier störte Deutschland. Frankreich störte da über die Jahrhunderte aber ebenso. Je mehr Trouble auf dem Kontinent, desto besser fühlten sich britische Politiker (und fühlen sich da teilweise auch heute noch).

Deshalb gab es schon vor dem Ersten Weltkrieg Anfang des 20. Jahrhunderts in Großbritannien Pläne, wie man Deutschland, das auch in Afrika, in gewisser weise als Nachzügler, Kolonien haben wollte, in einen Krieg ziehen könnte. Der Mord an dem österreichischen Thronfolger kam da gerade Recht.

Ähnlich kann man den Zweiten Weltkrieg betrachten: Auch hier gab es von britischer und amerikanischer Seite früh strategische Interessen, warum man froh war, Deutschland den Krieg erklären zu können.

Deutschlands Diktator Adolf Hitler hatte bis 1938 immer wieder Versuche gestartet, wenigstens mit Großbritannien einen Nichtangriffspakt zu schließen – den Großbritannien aber immer wieder abgelehnt hatte.

Die Ablehnung erfolgte wahrscheinlich, da man Deutschland in Europa keinen Freifahrtschein gewähren wollte. Gleichzeitig weigerten sich aber Großbritannien wie Frankreich, ihre eigenen brutalen militärischen Feldzüge in der Welt einzustellen – also in arabischen Ländern, asiatischen, in Indien, oder Afrika.

Das gleiche gilt für die USA. Zwar zögerten die USA zunächst, in einen Zweiten Weltkrieg zu ziehen, doch schnell merkte man die vielen Vorteile in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht.

Denn sowohl Großbritannien als auch Frankreich mussten sich in den USA für die Kriegsführung hoch verschulden und ein weiterer Krieg würde endgültig die anglikanische Dominanz in der Welt zementieren. Das hoffte man durchaus nicht zu unrecht.

Nur einen hatte man dabei unterschätzt: Russland und seinen Führer und Diktator Joseph Stalin. Er war nämlich zum Ende des Zweiten Weltkrieges nicht bereit, aus Ländern wie Polen, Ungarn, der Tschechei, Rumänien, oder den baltischen Ländern wieder abzuziehen.

Der allumfassende osteuropäische kommunistischste Staatenbund Sowjetunion wurde wahr – der Alptraum des Westens, vor allem der Amerikaner.

  • Gleichzeitig hatte Russland mit dem Bau der Sowjetunion den USA in ihrem Streben nach globaler Dominanz klare Grenzen aufgezeigt.
  • Ein Konflikt, der bis heute immer wieder aufbricht. Das zeigen auch die 2017 verschärften Wirtschaftssanktionen der USA gegen Russland.

Ein deutscher Kriegsgefangener, der heute 92 ist, erzählt beim Rückblick auf das Ende des Zweiten Weltkrieges und der jahrzehntelangen Besatzerzeit gegenüber kriegsberichterstattung.com:

Nein, es sei keinesfalls so, dass die damals 1945 gefangenen Deutschen von den Amerikanern viel besser behandelt worden seien, als die von den Russen gefangenen Deutschen.

„Wir wurden von den Amerikanern brutal zusammengeschlagen, zu Boden gestoßen, blutig geprügelt“, berichtet er. Dies sei über viele Monate geschehen. Man sei halt auch als einfacher Soldat für das Geschehene als verantwortlich angesehen worden.

Zudem berichtet er weiter: Man habe auf dem kalten Feld im April ohne Decken schlafen müssen – über Monate. Zu Essen habe es immer nur Eintopf gegeben, mal mit mehr drin, mal mit weniger. Aber als Freunde habe er die Amerikaner damals definitiv nicht erlebt. Klar sei es besser gewesen, als in Sibirien, aber eine Freundschaft habe es nicht gegeben zwischen Siegern und Besiegten.

Damals, als er in Gefangenschaft der Amerikaner geraten sei, war er selber erst 18 Jahre alt. Und Millionen Soldaten der Siegermächte waren nicht viel älter.

Nach der amerikanischen Gefangenschaft sei er 1947 an die Franzosen verkauft worden, erklärt er. Dort sei es ihm, da er recht gut Französisch habe sprechen können, den Umständen entsprechend zumindest etwas besser gegangen als bei den Amerikanern.

Er habe in Frankreich zivilen Dienst geleistet und habe dafür von den Franzosen sogar einen kleinen monatlichen Lohn erhalten. Da er im Krieg Minderjährig gewesen sei, zuständig für das Auffinden von Jagdflugzeugen mit Scheinwerfern, sei er aber schon nach zwei oder drei Jahren wieder freigekommen.

Während des Kriegs schießen habe er zum Glück nicht müssen. Und er habe es nicht einmal erlebt, dass es geglückt sei, ein feindliches Flugzeug abzuschießen: „Es gab noch keine digital gesteuerten Flugabwehrraketen.“

Zudem sagt er heute: „Wir sind auch um unsere Jugend betrogen worden“. Denn nach dem Krieg habe es in Berlin, wo er 1927 geboren wurde, keine Unis mehr gegeben, nichts, wo man als junger Mensch beruflich etwas habe aufbauen können.

Dann sei die DDR gekommen, in welcher er lebte. Da war er später Zahnarzt in Ost-Berlin. Damit galt er aber als wenig angesehene akademische Elite in dem Arbeiter- und Bauernstaat. Eine Mär sei es allerdings, erklärt er, dass man als Arzt in der DDR, also der Deutschen Demokratischen Republik, generell weniger verdient habe, als ein Arbeiter oder Bauer:

„Es war die Zeit der Tauschwirtschaft: Also konnte ich als Zahnarzt tauschen – eine gute Zahnbehandlung gegen eine andere Dienstleistung oder Sachabgabe“.

Heute, 2017, ist er aber sicher: „Nein, die Amerikaner waren zu uns gefangenen jungen deutschen Soldaten keine Freunde. Sie haben uns geschlagen, erniedrigt und als Nazis beschimpft.“

Letztlich, ist er sicher, war der Zweite Weltkrieg für die USA auch ein Politikum, um Europa als dominierende globale Macht von der Weltbühne zu stoßen.

Doch ebenso sieht er:

„Klar haben die USA mit ihrem Marshallplan dann Deutschland, wie vielen anderen europäischen Ländern, wirtschaftlich etwas geholfen“.

Doch aufgestanden aus den Ruinen sei Deutschland letztlich auf Grund des starken Überlebenswillens der Deutschen.

Fakt ist: Der Marshallplan der USA für Europa, für Deutschland, war finanziell nicht umfangreicher als die EU-Hilfe für Griechenland heute.

Beim Blick zurück sagt der ehemalige deutsche Kriegsgefangene außerdem:

„Hätten die Deutschen diesen furchtbaren Holocaust an den Juden und anderen Menschen nicht gemacht, wäre die Geschichte sicherlich insgesamt komplett anders ausgegangen.“

Dabei gehe es nicht nur um die Konzentrationslager. Diese habe es, sagt der ehemalige Zahnarzt, auch in anderen Ländern seit Jahrhunderten in der einen oder anderen Form gegeben.

Neu sei aber die systematische Vernichtung einer Glaubens- und Volksgruppe in einem modernen Industriestaat wie Deutschland gewesen.

Neu sei auch gewesen, dass der schreckliche Massenmord an Millionen Menschen erstmals historisch mit umfangreichen Fotos und Filmen habe belegt und für die Nachwelt dokumentiert werden können.

Doch ob das wirklich eine Abschreckung für alle Zeiten ist, wagt er heute, 2017, zu bezweifeln: „Wir erleben doch in vielen Regionen der Welt zivilisatorische Rückschritte, die sehr gefährlich sind.“

In unserem oben eingeblendeten Video werden weitere Stimmen gezeigt, welche über die Kriegsgefangenschaft von über 8 Millionen Deutschen berichten, die 1944 und 1945 in Gefangenschaft geraten sind. 

Buchempfehlung:

Für weitere Hintergründe zum Entstehen des Ersten Weltkrieges, wie des Zweiten Weltkrieges, empfehlen wir das Buch: „1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte. Der lange Anlauf zum Zweiten Weltkrieg“ von Gerd Schultze-Rhonhof (710 Seiten; ISBN 978-3-95768-170-6; Lau Verlag & Handel).

Der Online-Buchhändler buch.de schreibt hierzu:

„‚Was hat die Generation meines Vaters dazu bewogen, nur 20 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg Adolf Hitler in einen neuen Krieg zu folgen?‘

Zunächst hat Gerd Schultze-Rhonhof nur eine Antwort auf diese Frage gesucht. Es ist der Beginn einer fünfzehnjährigen Spurensuche, die in der jetzt vorliegenden 9. Auflage ihr vorläufiges Ende gefunden hat. Der Autor wartet mit einer großen Zahl neuer Dokumente, Informationen und Erkenntnisse auf, um seiner Ausgangsfrage näher zu kommen. So gibt es neue Absätze/Kapitel über das Münchener Abkommen, Hitlers Lebensraumpolitik, Polens Rolle, Deutschlands Friedensangebote u. a. Dokumente belegen:

Es war eine ganze Anzahl von Staaten, die den Zweiten Weltkrieg angezettelt haben. Und der Autor stellt fest: Die deutsche Geschichte zwischen 1919 und 1939 ist nur zu verstehen, wenn man das zeitgleiche Geschehen in den anderen Ländern kennt.“

Gerd Schultze-Rhonhof ist ein deutscher Generalmajor a. D. und war zuletzt Territorialer Befehlshaber für Niedersachsen und Bremen. 1996 verließ er aus Protest gegen das ‚Soldaten sind Mörder-Urteil‘ des Bundesverfassungsgerichts die Bundeswehr und ist seitdem als Publizist tätig. Schultze-Rhonhof hält in diversen Städten immer mal wieder auch viel besuchte Vorträge.

Bildnachweis: pixabay.com / CC0 Creative Commons

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Von Daniel D

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