Man scheint sich 2000 Jahre zurückversetzt zu fühlen: Horden völlig außer Rand und Band geratener verrückter bewaffneter Putschisten schießen, morden, walzen in Sirte, der Geburtsstadt des von der NATO gestürzten libyschen Machthabers Muhammad al Gaddafi, alles tot, was ihnen in den Weg kommt. Immer von dem nordatlantischen Kriegsapparat NATO mit Kampfjets begleitet, beschützt und mit Bombenhagel aus der Luft unterstütz. Jetzt hat es auch Gaddafi erwischt.
Es kursieren widerliste Geschichten und Bilder, wie die vom Westen mit Waffen aufgerüsteten Putschisten Gaddafi halb tot, schwer verletzt, herum schubsten. Es sind Bestien, keine Rebellen mehr, keine Kämpfer für Demokratie. Nicht das libysche Volk ist im Blutrausch, sondern die vom Westen massenhaft aufgerüsteten Putschisten, die ihren gnadenlosen Waffentanz vorführen. Blutrausch, wohin man schaut. Selbst die westlichen Medien sind im Blutrausch, sie unterstützen die massenhafte Verletzung der banalsten Menschenrechte. Das menschliche Leben scheint in Libyen nichts mehr wert zu sein. Nach Saddam Hussein hat der Westen nun auch seinen zweiten Feind grausam hingemetzelt – wieder in einem reichen Ölstaat. Aber es ging ja nur um Demokratie. Wer ist der nächste?
So viel Dunkelheit, so viel Hass
So viel Dunkelheit, so viel Hass – woher kommt das? So muss der Zustand der Menschheit im Alten Rom gewesen sein, als Jesus rief: Vater, mein Vater, wo bist du, warum hast Du mich verlassen? Gewalt regiert die Welt. Noch vor wenigen Jahren faselten Professoren in Politikseminaren vom Ende des Zeitalters des Krieges. Krieg, hieß es immer, das sei ein antikes Mittel der Auseinandersetzung, nicht würdig für das 21. Jahrhundert. Wir werden eines besseren belehrt. Krieg ist mit dem libyschen Bürgerkrieg wieder hoffähig geworfen. Es stört niemanden mehr, wenn Menschen tausendfach grausamst umkommen. Es ist wie im Kolosseum des Alten Rom zu einem Massenspektakel geworden.
Die Fratze des Krieges – sie wirkt in Libyen spielerisch
Die Fratze des Krieges – sie wirkt spielerisch, blickt man in die jugendlichen Gesichter der libyschen Kämpfer. Vom NATO-Terror aus der Luft gibt es sowieso keine Bilder. Sie hat im Westen auch keiner angefordert. Man möchte sauber bleiben, nicht sehen, dass die NATO mehr als 30.000 junge Menschen dahin metzelte in Libyen. Es waren ja angeblich alles nur Schergen des Teufels Gaddafi. Dass Gaddafi einer der größten Entwicklungshelfer Afrikas war, Milliarden Dollar für Aufbauhilfe an afrikanische Staaten verschenkte – es ist im westlichen Wertekanon nichts wert. Wertvoll – das ist nur die eigene Entwicklungshilfe, wenn Brunnen gebaut werden, oder einige Schüsseln Reis an Hungernde verteilt werden. Der Starke, der Sieger, sagt, was Recht ist und Schlecht. Der Sieger, das ist der Westen, das ist die NATO. So war es immer schon in der Geschichte.
Die Krüppel des Krieges – es will sie keiner sehen
Alles im Kampf für Freiheit? Die Krüppel dieses libyschen von der NATO forcierten Krieges – sie gibt es – gut 2000 ist zu hören. Aber sie gibt es auch wieder nicht – denn die westlichen Medien berichten nicht darüber. Es interessiert einfach niemanden. Bloß keine unbequemen Fragen. Viel lieber möchte man RTL-Frontfrau Rados zuschauen, wie sie sich freut, dass in Tripolis Kuchen serviert wird aus Anlass des Endes des Gaddafi-Regimes und aus Anlass des Todes Gaddafis.
Wer in diesen Stunden das Ende des 41-Jährigen Gaddafi-Regimes bejubeln möchte, sich mit den Menschen für mehr Freiheit freuen möchte, er kann es gar nicht. Die Beklommenheit über so viel Boshaftigkeit im Menschen, sie ist grenzenlos. Neben Gaddafi wurden wohl auch seine Söhne Saif al-Islam und Motassim von der NATO und den Putschisten hingemetzelt. Ums Leben kamen in Sirte nun wohl auch Gaddafis Militärchef Abu Bakr Junis Jabr sowie der Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi.
Die widerlichen Umstände von Gaddafis Tod wurden von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International scharf kritisiert. Es heißt, sie fordere eine genaue Untersuchung der Todesumstände. Das fordern viele Beobachter. Nur die deutsche Bundesregierung aus CDU und FDP nicht, auch U.S.-Präsident Barack Obama, der französische Präsident Nicolas Sarkozy, sowie der britische Premierminister David Cameron, interessiert es nicht. Warum auch? Sie waren es ja, die Gaddafi töten ließen. Das, was vor 25 Jahren schon einmal versucht worden war, Gaddafi umzubringen durch US-Bomben – nun ist es wahr geworden. Eine späte widerliche Genugtuung für den Westen.
Spätestens damit hat der Westen und die, die ihn machtvoll und gewaltvoll repräsentieren, künftig jegliche moralische Legitimation über andere Schurkenstaaten zu richtigen, verloren. Das was die NATO in Libyen gemacht hat, die ganze Verlogenheit gegenüber der Weltöffentlichkeit, es ist selber schurkenhaft. Es gehört zu dem Übelsten was der Westen in den letzten Jahrzehnten präsentiert hat. Man schämt sich für so viel abgründige Politik.
Wer war Gaddafi?
1969 putschte sich Muhammad al Gaddafi, Sohn einer armen Beduinenfamilien, gemeinsam mit den libyschen Militärs an die Macht und stürzte den regierenden König Idris. Falsch ist, dass es anschließend in Libyen überhaupt keine staatlichen Apparate gegeben hätte. 1977 hatte Gaddafi die „Große Sozialistische Libysch-Arabische Volks-Dschamahirija“ ausgerufen, die die Geschickte des Landes leiten sollte. Zudem wurde im gleichen Jahr das Allgemeine Volkskomitee eingesetzt, vergleichbar einer Regierung. Kurz darauf legte Gaddafi 1979 formal sein letztes politisches Amt nieder, das des Staatspräsidenten. In der Realität blieben aber er und seine Weggefährten die bestimmenden Persönlichkeiten des Landes.
Obwohl Gaddafi die libysche Bevölkerung am großen Wohlstand des Landes – hervorgerufen durch umfangreiche Ölvorräte – teilhaben ließ, geriet er doch in immer weitere Entfernung von seinem Volk. Seine exzentrischen Auftritte, die Brutalität seines Regimes im Umgang mit politischen Gegnern – das schürte die Angst, das nahm immer mehr Menschen die Luft zum atmen. Vor allem die jungen Menschen wollten das politische Leben mit gestalten. Es sind die berühmten Zeichen der Zeit, die Gaddafi schlichtweg übersah. Kein König kann ewig regieren, wenn er von seinem Volk nicht mehr akzeptiert wird. Gaddafi regierte Libyen länger als fast alle anderen Herrscher dieser Welt – 41 Jahre. So lange bleibt niemand an der Macht, der nicht auch einige richtige Entscheidungen für sein Volk getroffen hat. Foto: © istockphoto/Nikada
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Libyen!
#archimede
#Hugo
Sehr gut in formiert,über unsere Medien,was die sich geleistet haben und noch tun,spottet aller Beschreibung.
Ich habe über den Sender AJE-AL -jazeera den Augenblick erlebt,wo Gadddafi gefangen wurde.Das war ein Lynchmord par exellent.Es kam mir vor als wenn ein Löwenrudel ein Tier erlegt hätte.Es war schauderhaft.Danach sehe ich Frau Clinton wie Ihr mitgeteilt wurde Gaddaffis Tod,Sie grinst in die Kamera und macht das Victoria-Zeichen.Es war das Erbärmlichste was ich je gesehen habe.Diese Bilder kann man nicht vergessen.Unsere Medien belügen uns nach Strich und Faden,man kann den überhaupt nichts mehr glauben.Sie erzählen uns Libieen ist alles Freude Eierkuchen.
Freundliche Grüsse an das Forum.
Wirklich toll, dass man wenigstens im Internet die Wahrheiten hinter dem NATO gegen Gaddafi-Krieg erkennt und vor allem auch verbreitet. Im Fernsehen wird ja nur brav jede NATO-Meldung vorgelesen.
Es ist wirklich schockierend was dort passiert ist und wie die Medien das sogar fördern. Die Revolution bestand doch maximal aus vielleicht 40% der Bevölkerung aber selbst das ist sehr optimistisch betrachtet. Die Nato hat schön die Fäden gezogen mit ihren hunderten Luftangriffen.
Aber all das wird nicht berichtet, da werden ARD und ZDF jedes Jahr mit Millionen zugeschüttet und was bekommt man für sein Geld? Sicher erst noch schön von der Regierung abgesegnete Kriegsberichterstattung.
Aber es ist mir lieber eine Dikator wie Gheddafi als eine Korrupter und verkauft politiker styl Europaer, die wahre Libier wollten keine burgerkrieg, es wahren immer die gleiche dementen aus der EU ….Sarkozy – Cameron—Berlusconi–Merkel – Barroso auf Rothschild befehle-