Der Westen manövriert sich mal wieder in seine alt-kolonialistischen Großmannssüchte. Dabei glaubt er, sich selbst in das abgelegene und seit über 200 Jahren im russischen Einflussgebiet liegenden Krim-Gebiet einmischen zu müssen. Während die westlichen Massenmedien in gewohnt dumpfer Art über Russland herziehen, überraschte am Mittwochabend die ARD-Talkerin Anne Will mit zwei interessanten Gästen:
Mit der Journalistin und Buchautorin Gabriele Krone-Schmalz – langjährige ARD-Korrespondentin in Moskau und hervorragende Kennerin Osteuropas – sowie mit Klaus von Dohnanyi, in den 1980er Jahren Oberbürgermeister von Hamburg und ebenfalls weltgereist. Man kann gar nicht deutlich genug sagen, wie wohltuend es war, diese weltläufigen Köpfe einmal wieder als Diskussionsteilnehmer in einem Medium wie der ARD zu sehen. Ebenfalls überraschend: Der erst 34-jährige außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Philipp Mißfelder, der deutlich auf Distanz zur jetzigen ukrainischen Regierung ging.
Ganz abgesehen davon, führte Gabriele Krone-Schmalz schmerzlich vor Augen vor, was für hervorragenden Journalisten und Korrespondenten die ARD, aber auch das ZDF (Dagobert Lindlau) einst weltweit im Einsatz hatte – und dass man davon heute nur noch träumen kann.
Das, was die ARD seit Jahren an Flachheit in der Analyse aus Osteuropa, aus Russland, bietet, ist nicht nur eine Zumutung, sondern selbst für jeden halbwegs Gebildeten eine intellektuelle Unverschämtheit. Wir zappen seit Jahren nur noch weg, wenn diese „Korrespondenten“ ihre Lamentiererei von sich geben – ob aus der Ukraine oder aus Russland.
Nicht nur, dass man die Leute nicht kennt, da sie einfach komplett nicht nur im täglichen TV-Gesülze untergehen, sondern sie sind zu oft selbst das tägliche lamentierende emotionale TV-Gesülze: ob Pro7, ARD, ZDF, Sexkanal oder RTL – das Niveau der politischen Analyse über Russland (oder die Ukraine) ist fast immer ähnlich dumpf und zu oft auch ähnlich dumm. Der Bildungsauftrag der ARD – er scheint Russland und Osteuropa auszuklammern.
Die ARD Tagesschau und die ARD Tagesthemen sind beim Thema Russland dabei, sich selbst als wichtiges Nachrichtenkompetenz-Zentrum ins Abseits zu manövrieren: Das, was man von dort hört, ist nicht viel anderes, als das, was man in der BILD liest oder in beliebigen Kommentaren auf Facebook: Ereifernd und emotional, angetrieben mit der Sehnsucht, die Welt in Ost- und West zu spalten: Hier die Guten (der Westen; von seinen Massenmorden in Libyen wird schon gar nicht mehr gesprochen, auch von seiner katastrophalen Politik in der arabischen Welt hört man nicht viel) und dort die Bösen (Russland).
Gabriele Krone-Schmalz ärgert denn auch die teils dümmliche Analyse der Situation auf der Krim so sehr, dass sie sagt, sie habe schon gar keine Lust mehr, auf diesem Niveau zu diskutieren. Sie fordert das, was auch Klaus von Dohnanyi fordert: Einer Weltmacht wie Russland mit Respekt und auch Verständnis entgegenzutreten (siehe dazu auch die Analyse des Antikriegsportals kriegsberichterstattung.com von vergangener Woche).
Krone-Schmalz und von Dohnanyi sind sich einig: Man müsse sich in die strategische Situation des russischen Präsidenten Vladimir Putin versetzen, ehe man hier zu Angriffen gegen Russland übergehe.
Auch dürfe man nicht, so die beiden Gäste bei Anne Will, vergessen, dass es der Westen war, der Russland angelogen habe in den vergangenen 25 Jahren: Nämlich damit, dass die NATO und EU sich aus Osteuropa weitestgehend heraushalten.
Doch heute versucht die NATO ihren Einflussbereich immer mehr an Russlands Grenze aus Großmannssucht auszudehnen. Auch die Staatsführer der EU sprechen immer öfters davon, selbst ein solch irrwitziges Gebilde wie die Ukraine auch noch in den Kreis der EU aufnehmen zu wollen. Dabei ist die Ukraine von Deutschland, Frankreich, Spanien oder Griechenland so weit entfernt, wie die Mongolei von New York City.
Hinzu kommt: Der Westen schreckt in seiner neokolonialistischen Politik auch nicht mehr davor zurück, selbst mit ehemaligen Staatschefs wie Julia Timoschenko zusammenzuarbeiten, die zu Recht wegen krimineller Machenschaften verurteilt im Gefängnis saß.
Auch wenn keiner in Europa, bis auf einige Spitzenpolitiker in der EU, wirklich Sanktionen gegen Russland befürwortet, peitscht CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel Deutschland immer mehr in Richtung Subventions- Inquisitionsland. Merkel ist unfähig oder nicht willens, sich die Brille Russlands aufzusetzen. Sie hat ausschließlich die Brille der USA auf. Ihre Erklärung zur Ukraine und zur Krim vor dem Deutschen Bundestag in Berlin am Donnerstagvormittag (life auf CNN übertragen), belegte dies einmal mehr.
Dazu passt auch die Gemengelage in den Massenmedien: Während in den USA wenigstens von „Ukraine’s interim prime minister Arseniy Yatsenyuk“ gesprochen wird, sprechen von den ARD Tagesthemen über das ZDF heute Journal bis hin zur Süddeutschen Zeitung fast alle deutschen Massenmedien fast ausschließlich einfach nur vom „Ministerpräsidenten der Ukraine“. Dass der Mann völkerrechtlich illegal durch einen gewaltsamen Putsch an die Macht kam – vergessen und verschwiegen.
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Ich wundere mich schon sehr, wenn die Verfasserin Alla Paslawska Präsident Putin als Lügner
bezeichnet. Ohne in die Tiefe zu gehen, möchte ich nur an einige ungalubliche Ereignisse erinnern,
die sich vor und zum Teil natürlich in neuester Zeit ereignet haben und nichts anderes, ich wiederhole
nichts anderes beinhalten als Lügen, Vernichtung, Destabilisierung ganzer Gebiete im arabischen
Raum, aber auch in Afghanistan (wo doch die Sowjetunion bei der Olympiade 1980 in Moskau von
der westlichen Welt boykottiert wurde, die USA heute für schlimmeres ebendort, nämlich in Afghanistan nicht einmal gerügt wird samt der deutschen Mitbeteiligung!!!); und bleiben wir beim Thema, UKRAINE: wer hat es bewerkstelligt mit enormer finanzieller Anstrengung, ca. 8,5 Milliarden
US-$, einen demokratisch gewählten Präsidenten, Janukowitsch davonzujagen, der, aus welchen Gründen auch immer, die Assoziierungsverträge mit der EU nicht bereit war zu unterzeichnen!
Die Gründe waren natürlich den USA und Deutschland bekannt, die Ukraine wollte anstatt der EU
der von Russland initiierten EEU angehören, nicht zuletzt wegen der Energieversorgung und den
damit verbundenen Transitgebühren an Russland für Öl und Gas und vor allem wegen den immensen
Möglichkeiten am eurasischem Markt, der die Einbindung sämtlicher Anrainerstaaten aneinander
vorgesehen hat und die Ukraine, so wie Weißrussland und Kasachstan wichtige Partner geworden wäre
Der unbändige Russen-und Putin-Hass von Frau Merkel, ihre demütige unkritische Haltung zu den USA
haben es nicht nur verhindert, sondern stürzte die Ukraine in eine fatale Verlust-Situation.
Präsident Putin hat rechtzeitig und visionär die Krim durch Referendum und Anschlußantrag zu
Russland zurückgeholt, die seinerzeit, 1954 vom Chruschtow, selber Ukrainer, merkwürdig an die
Ukraine „geschenkt“ hat?!
Wenn man die Abspaltung des DOMBASS durch prorussische Separatisten (die Gebiete Luganks und
Donezk sind über 60% russisch) versteht, muß man sich wundern, daß sie nicht gleich Kherson und
Odessa mit einbezogen haben; denn heute bewegt sich dort die US-Marine, einen „Steinwurf“ entfernt
von Russland! Hätte Putin wegen der Krim nicht reagiert, wären die US-Mariners in Sevastopol!!!
Damit ist die Lügen-Situation anders zu sehen, als Sie es behaupten!
Von völkerrechtswidrigen Kriegen im Iraq, in Libyen und Syrien wollen wir im Zusammenhang Ukraine
gar nicht mehr reden, aber die Situation ist nicht nur ähnlich, sondern katastrophal, denn außer dem
immensen Leid der Bevölkerung und die Destabilisierung weiter Regionen und die Überflutung
von Flüchtlingslawinen mit damit verbundener Destabilisierung Europas gar nicht mehr zu sagen!!!
Sehr richtig,genau so sehe ich das auch
Liebe Frau Alla, ich gehe davon aus, dass Sie von irgend einer deutschen Institution bezahlt werden, Botschaft, politische Stiftung oder was auch immer. Ich habe weiterhin Verständnis dafür, dass Sie es sich beim derzeitigen Tugendterror in Deutschland nicht leisten können, gegen Ihren Brötchengeber in weiterem Sinne auszusagen. Mir ist schon während der Olympischen Spiele in Sotchi aufgefallen, dass es in den deutschen Medien keinen Sport-Bericht gab, der nicht irgendwann einen Schlag unter die Gürtellinie gegen Russland oder Putin einbaute. In dieser Zeit, solange Putin die Hände gebunden waren, hat eindeutig der Westen in Kiew die Unruhen losgetreten und eine Putschregierung „legitimiert“. Russland musste in die Krim ja gar nicht einmarschieren. Russland war ja schon lange dort. Das Kontingent der ohnehin vertraglich zugestandenen 25.000 Mann für die russische Militärbasis musste Putin nicht einmal ausschöpfen. Russland hat die Krim nicht anektiert. Die Bevölkerung hat abgestimmt und zwar eindeutig. Und wer glauben Sie übrignes denn, hat die Scharfschützen bestellt, die die Ukrainischen Studenten abgeknallt haben, was sie zu Recht beklagen? Ich war schon immer entschiedener Antikommunist. Die Vorgänge in der Ukraine treiben mich aber jetzt ins Lager der USA-Kritiker. Die Kriegstreiberei ist zu offensichtlich!
„…denn ukrainische Unruhen können sein Land anstecken. Davor hat er furchtbare Angst, daher muss er die Ukraine destabilisieren. „
Das erscheint mir unlogisch. In einer stabilen Ukraine gäbe es doch wohl gar keine Unruhen.
Wer bezahlt Sie für dieses Machwerk?
Frau Krone Schmalz trifft die Wahrheit über die Vorgäng in der Ukraine. Die Gefahr für die Ukraine kommt nicht aus Russland sondern aus den USA. Die USA sind stark daran interessiert europäische Einigkeit und die guten Beziehungen der Europäer mit Russland zu hintertreiben. Wenn die USA u.a. den Swoboda Faschisten 5 Mrd USD zum Aufbau ihrer Organisation gibt? Für was steht diese fasch.Partei? – Für Demokratie?
Liebe Frau Paslawska,
Sie haben ja so recht, ich frage mich wirklich, wie Frau Krone-Schmalz zu ihrer Sichtweise kommt, ich war bisher immer davon ausgegangen, dass westliche Journalisten in Moskau auch zu Sowjetzeiten keiner Gehirnwäsche unterzogen wurden. Entweder ist sie politisch immer noch frustriert, dass der real existierende Sozialismus gescheitert ist(geht ja vielen Linken im Westen so) oder sie projiziert ihre tiefe Sympathie zur russischen Kultur oder zu den vielen wunderbaren Menschen, die sie dort hat kennenlernen dürfen in einem mütterlichen Schutzreflex auf den ach so missverstandenen guten Zaren Wladimir. Und dann ist sie unbewusst sehr orthodox geworden im Sinne der traditionellen russischen Sichtweise, dass der Rest der Welt sowieso feindlich gegenüber Russland sei und seine Kultur und Größe nicht verstehe. Deswegen hinterfragt sie auch nicht, warum sich alle Völker in der näheren und weiteren Nachbarschaft von diesem „Dritten Rom“ abwenden, weil es mit seinem kultur-hegemonialistischen Anspruch und der dauerhaften Unfähigkeit zu den Verbrechen der Vergangenheit ein Wort der aufrichtigen Entschuldigung zu finden, einfach nur Befürchtungen für die Zukunft kreiert. Und dazu ist Europa der Kontrast: Europa verbreitet Hoffnung, deswegen Hunderttausende friedlich mit Europafahnen auf dem Maidan, während Russland Angst verbreitet. Tragisch, aber so war es immer schon
Guter Bericht, bis auf die Kleinigkeit, dass Dagobert Lindlau nicht für das ZDF tätig war, sondern Jahrzehnt für den Bayerischen Rundfunk, als ARD
Ich möchte meine Meinung aus so einem „irrwitzigen Gebilde wie die Ukraine“ (Zitat aus Anne Will’s Talk mit Gabriele Krone-Schmalz und Klaus von Dohnanyi) äußern. Da ich seit neuen Jahren den Ukrainischen Deutschlehrer- und Germanistenverband leite, dessen Mitglieder über 500 Leute aus allen Gebieten der Ukraine, einschliesslich von der Krim sind, erlaube ich mir zu sagen, dass ich hier die Meinung meiner Kolleginnen und Kollegen zum Ausdruck bringe. Und das sind Leute, die ihr ganzes Leben damit verbringen, dass sie ihren Schülern und Studenten nicht nur Deutsch beibringen, sondern auch über die deutsche Kultur, Literatur und u.a. die deutsche Toleranz erzählen. Wir sagen jungen Leuten, dass wir ein Teil Europas sind. Eigentlich sind wir Europäer, abgesehen davon, ob die EU, die USA oder noch jemand das so oder anders sieht. Unser Land hat im Laufe seiner Geschichte sehr viel erleiden müssen – die Herrschaft von fast allen Nachbarnländern, Hungersnot, die meisten menschlichen Opfer auf der Seite der Sowjetunion im zweiten Weltkrieg, Erschießen unserer Studenten in der Hauptstadt der Ukraine während der Protestbewegungen vor wenigen Monaten. Heute wird gegen uns wieder ein Krieg geführt. Als der russische Krieg gegen die Ukraine anfing (und das bezeichnen wir eben so), war ich mir sicher, dass uns alle Menschen in der Welt unterstützen und in Schutz nehmen werden. Es ist doch unerhört, dass ein unabhängiger Staat, der auf seine Kernwaffe zugunsten des Friedens verzichtet hat, im 21. Jahrhundert von einem Staat überfallen wird, der entsprechend international anerkanntem Abkommen ihm den Schutz von jeglicher Kriegsgefahr garantiert hat. Jeder Tag brachte aber nur Enttäuschungen, u.a. über die deutschen Medien, in denen wir in der Regel tüchtig nach Materialien für unseren DaF-Unterricht suchen. Der hartnäckige Unglaube der Deutschen, dass grüne Männchen auf der Krim russische Soldaten sind und der feste Glaube, dass über 80% der Krim-Bevölkerung für die russische Krim abgestimmt haben, ist u.a. vielen deutschen Journalisten zu verdanken, die viele Ereignisse in der Ukraine mit den Augen aus Moskau beschrieben und weiterhin beschreiben. Dass der russische Präsident erst vor kurzem die ganze Welt belogen hat, indem er die Anwesenheit von russischen Truppen auf der Krim abgelehnt, heute aber das als Tatsache bestätigt hat, interessiert niemand. Dass die Krimtataren, denen die Krim in erster Linie gehört, andere Zahlen der Beteiligten an der Abstimmumg auf der Krim anführt – etwa 36%, scheint auch niemand zu interessieren. Heute hat mich das Interview mit Frau Krone-Schmalz und Herrn Mißfelder zum Thema „Was passiert in Russland“ wieder furchtbar enttäuscht. Ich weiss nicht, ob die Kollegen heute die Rede des russischen Präsidenten gehört haben, in der er wieder lügt, wenn er sagt, es gäbe im Osten der Ukraine keine russischen Soldaten. Er lügt, er betrügt, er schickt seine Soldaten in unser Land, um es zu verhindern, dass die Ukraine EU-Mitglied wird, denn ukrainische Unruhen können sein Land anstecken. Davor hat er furchtbare Angst, daher muss er die Ukraine destabilisieren. Das kann ich noch verstehen, wenn ein Diktator für seine Macht kämpft. Aber wenn das demokratische Deutschland (ich wollte hier sagen „mein Deutschland“) das unterstützt, dann kann ich das nicht mehr verstehen. Und wenn ich in deutschen Medien auf so etwas wie „irrwitziges Gebilde wie die Ukraine“ stoße, dann will ich das nicht mehr verstehen. Gott sei Dank kann man noch schöne Texte für den DaF-Unterricht in vielen anderen deutschen Büchern finden.
Ich wünsche allen ein frohes, friedliches Osterfest
Mit freundlichen Grüßen
Alla Paslawska,
Präsidentin des Ukrainischen Deutschlehrer- und Germanistenverbandes, Lehrstuhlleiterin für Interkulturelle Kommunikation und Translationswissenschaft an der Universität Lwiw