Die drei israelischen Jugendlichen aus dem völkerrechtlich illegalen Siedlergebiet Gush Etzion, die wahrscheinlich am 12. Juni 2014 entführt worden waren, sind wahrscheinlich nun auf der Westbank tot in der Erde verscharrt aufgefunden worden. Israel ist im Schock, wie die Palästinenser die vergangenen Tage im Schock waren, da israelische Militärs drei palästinensische Jugendliche während Hausdurchsuchungen in den vergangenen zwei Wochen erschossen haben.
Die israelische Regierung bezichtigt nun die politische Palästinenser-Organisation Hamas, die israelischen Jugendlichen umgebracht zu haben. Allerdings konnte Israel für diese Behauptung der Weltöffentlichkeit bislang keine Beweise vorlegen. Ein israelischer Militärsprecher sagte, die israelischen minderjährigen Siedler seien von „Tieren, Killern“ umgebracht worden. Die Palästinenser wiederum werfen Israel vor, während der über zweiwöchigen Suchaktion mindestens drei palästinensische Jugendliche einfach erschossen zu haben und rund 420 Palästinenser – viele darunter minderjährig – recht willkürlich verhaftet zu haben. Deshalb feuerten Montagabend militante Palästinenser 20 Kleinraketen auf israelischen Boden:
Beobachter gehen nun davon aus, dass Israel noch in dieser Nacht mit einem Luftkrieg gegen die neun Millionen Palästinenser losschlagen wird. So sagte der israelische Militärsprecher am Montagabend – unter anderem vom amerikanischen Nachrichtensender CNN übertragen – man bereite eine große Kriegsaktion gegen die Palästinenser vor, an welcher Tausende israelische Soldaten schon jetzt beteiligt seien.
Er sprach von einer „Mission“, die Israel gegen die Palästinenser, insbesondere gegen die Hamas, vollziehe. Man werde den „war on terror“ weiter verfolgen. Dem entgegnen wiederum die Palästinenser, wonach Israel selber Terror verbreite – durch „willkürliche Erschießungen von Dutzenden Palästinensern alleine im Jahr 2013 und Tausenden willkürlichen und völkerrechtswidrige Verhaftungen an Palästinensern, darunter Hunderten minderjährigen Palästinensern.“
So schrieb bereits am 18. Juni 2014 Ramzy Baroud vom middleeasteye.net in einem ganzseitigen Artikel in der englischsprachigen Gulf News, welche unter anderem in Dubai und Abu Dhabi erscheint:
„Gibt es eine Verbindung zwischen der neu entstehenden palästinensischen Regierung und der Sicherheit von illegalen israelischen Siedlungen in der West Bank? Nach Aussagen von Benjamin Netanjahu gibt es eine Verbindung und zwar eine klare. Jetzt sind drei Kolonisten von der illegalen israelischen Siedler-Stadt Gush Etzion verschwunden… Israel befürchtet, dass diese gekidnappt worden sind. Kidnapping von illegalen Siedlern ist eine rare Ausnahme in der West Bank, während Überfälle von israelischen Militärs auf Palästinenser, auch auf palästinensische Kinder, oft nach Mitternacht, ein tägliches Ereignis ist.“
Weiter schreibt Ramzy Baroud: „Nach Angaben der ‚Defance of Children International‘ (DCI) – wurden alleine im Jahre 2000 rund 8000 palästinensische Kinder und Jugendliche verhaftet. Die Palästinenser bezeichnen diese willkürlichen Verhaftungen als Kidnapping. Die palästinensischen Kinder und Jugendlichen werden in israelischen Militärgefängnissen verurteil, oft missbraucht und manchmal auch gefoltert. … Nach Angaben der DCI Palästina sind ‚einige dieser israelischen Militärgefängnisse mitten in den Siedlungen der Westbank‘.“
Außerdem schreibt der Nahostexperte Ramzy Baroud: „Falls die israelischen Siedler tatsächlich von einer palästinensischen Gruppe entführt worden sein sollten, sollte das in einem anderen Kontext diskutiert werden, als Netanjahu es wünscht, dass es getan wird… Die palästinensische Regierungs-Einheit sollte nicht verantwortlich gemacht werden für die Sicherheit von illegal siedelnden jüdischen Bürgern. Es sind auch die palästinensischen Kinder welche dringend und sofort Schutz vor den täglichen israelischen Menschenrechtsverletzungen bedürfen, welche durch das israelische Militär ausgeübt werden“:
Mark Regev, Sprecher des israelischen Staatschefs Netanjahu, forderte die internationale Gemeinschaft auf, mit den palästinensischen „Killern der Hamas“ zu brechen. Man habe nun „das Recht sich zu verteidigen“. Auch forderte er den Vorsitzenden der palästinensischen Regierung – nach Lesart Israels lediglich einer Autonomiebehörde – Mahmoud Abbas auf, sich deutlich von Hamas zu distanzieren. Hamas selber sagte, die Vorwürfe, man sei an den Entführungen und Tötungen der israelischen Jugendlichen beteiligt, seien komplett haltlos.
Mustafa Barghouti (arabisch: مصطفى البرغوثي), welcher für die Partei „Unabhängiges Palästina“ im Palästinensischen Parlament in Ramallah sitzt, sagte in einem Interview mit CNN am Montagabend: „Wir sind keine Monster. Er Netanjahu muss wissen, dass seine Armee auch unsere Bürger umbringt. Die Person, die vor allem die Unsicherheit der Jugendlichen zu verantworten hat, hat einen Namen: Netanjahu, der einer Apartheid vorsteht und illegale Siedlungen zulässt. Er regiert ein System der Apartheid. Netanjahu nutzt die Krise für seine politischen Ziele unsere Friedengespräche zu zerstören. Er führt Krieg gegen die Palästinenser, deshalb sagt er, dass jeder Palästinenser für den Tod der drei Jugendlichen verantwortlich sei.“
Auch der südafrikanische Bischof und Nobelpreisträger Desmond Tutu hatte Israel kürzlich als einen Apartheid-Staat bezeichnet, der durchaus Parallelen zu seinem Südafrika aufzeige. Ähnlich hatte sich Ende April 2014 zudem der amerikanische Außenminister John Kerry geäußert. Auch er sagte, wonach er die Befürchtung habe, dass Israel drohe ein Apartheid-Staat zu werden.
Homepage: Nahostexperten-Portal Middle East Eye, Ramzy Baroud
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