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Pew-Studie: 62% der Deutschen sehen Russland nicht als Kriegs-Gefahr / 58% wollen Nato-Partner nicht helfen

VonTom

Jun 10, 2015 #featured

Die katastrophale Außenpolitik der NATO und damit des Westens hinterlässt Spuren: Die Mehrheit der Deutschen trauen der NATO, dem sogenannten Nordatlantischen Militärbündnis, nicht.

Hinzu kommt: Sie würden noch nicht einmal ein Bündnismitglied verteidigen wollen. Ähnlich kritisch ist die Haltung der Deutschen zur Ukraine.

Das zeigt eine supranationale Studie des amerikanischen Pew Research Center aus Washington, DC („The Pew Research Center’s Spring 2015 Global Attitudes survey“). Dabei wurden Meinungen zur Nato und der EU aus diversen NATO-Ländern (Großbritannien, USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Spanien), aber auch zu Russland und der Ukraine abgefragt.

Das Ergebnis ist deutlich: Erstens möchten die Deutschen keinesfalls in irgendwelche dubiosen Krisenherde, wie jenen in der Ukraine hineingezogen werden und zweitens ist das Ansehen der NATO dramatisch bei den Deutschen im Sinkflug. Es scheint so, als ob die Deutschen mit Aussagen der Pegida oder Legida deutlich mehr sympathisieren, als viele wahr haben möchten (Stichwort: Lügenpresse).

Immerhin sagten nun in der Studie, wonach 58% der befragten Deutschen im Falle eines „ernsthaften militärischen Konflikts“ zwischen Russland und einem benachbarten Nato-Land nicht daran denken, einem NATA-Verbündeten militärisch beizustehen. Eine solch deutliche Ablehnung gibt es sonst in keinem anderen wichtigen NATO-Land. Es folgen: Frankreich (53) und Italien (51). Im Durchschnitt der 28 Nato-Länder lehnt fast jeder zweite Bürger eine Kriegsbeteiligung auf Grund kriegerischer Handlungen in anderen Nato-Ländern ab.

Nato-Ansehen im Sinkflug bei den Deutschen: Nur noch 55% sehen sie positiv

Zwar ist in Artikel 5 des Nato-Bündnisvertrages geregelt, dass jedes Nato-Land jedem anderen Partner im Kriegsfall (Angriffskrieg) beistehen müsste. Es scheint jedoch so zu sein, dass viele EU-Bürger schlicht keine Lust haben, in einem Land, wie der Ukraine, in den Krieg zu ziehen, wo es seit Monaten offensichtlich ist, dass dort vor allem einer ein großes Macht-Gelüste hat:

Der Westen, angeführt durch die USA. Viele Befragte scheinen solche Machtspielchen nicht gut zu heißen. Hinzu kommt: Dieses Getue, als gehöre die Ukraine schon immer ins Herzen von Europa, dürften viele Europäischer auch albern finden. Bis zum Beginn des Bürgerkrieges wussten die meisten West-Europäer nicht einmal, wo die Ukraine liegt. Dass die Ukraine ein europäisches Land sein soll, empfinden die meisten West-Europäer wohl eher auch nicht so.

Dass das Ansehen der Nato auch wegen diverser Nato-Angriffskriege (Libyen im Jahr 2011 mit 50.000 toten Libyern und einem von der Nato unterstützten völkerrechtlich illegalen Mord an Muhammed al Gaddafi) im Keller ist, zeigt die aktuelle US-Studie:

Hatten im Jahr 2009 noch 73% der befragten Deutschen gesagt, sie fänden die Nato positiv, sind es 2015 nur noch 55%. Ähnlich sieht es in anderen EU-Ländern aus. Das heißt: Hunderte Millionen der 500 Millionen EU-Bürger stehen offensichtlich nicht mehr hinter dem Kriegsbündnis Nato, welches zu Zeiten des Libyen-Krieges sogar als Nordatlantische Terrororganisation von vielen bezeichnet worden ist.

„Unsere Daten zeigen, dass die Deutschen, Französisch und Italiener wenig Neigung haben zu einem NATO-Verbündeten während eines Verteidigungs-Krieges zu Hilfe zu kommen“, sagte Bruce Stokes, Direktor am Pew Research Center.

Westlicher Größenwahn stößt auf Ablehnung

Die Studienergebnisse zeigen, dass es das westliche Kriegsbündnis schwer haben dürfte, in der westlichen Bevölkerung für Angriffskriege, wie es einige in den USA für die Ukraine planen, Sympathien zu gewinnen. Fakt ist aber auch: In ihrem Größenwahn haben gerade westliche Politiker schon so manchen Krieg angefangen, auch ohne Unterstützung und Zustimmung der Bevölkerung.

Trotz der negativen Noten für die Nato und damit für den Westen, zeigt sich doch, dass die Achse zwischen den neuen Ländern, also den USA und Kanada, immer noch stark zu Europa ist. So erklärte die Mehrheit der in den USA und Kanada Befragten, wonach sie selbstverständlich einem europäischen Nato-Partner zu Hilfe kommen würden und es verteidigen würden, sollte ein Partner in einer Kriegshandlung vorsätzlich angegriffen werden. Ähnlich äußerten sich in Europa lediglich die chronisch kriegsfreudigen Briten, aber auch Polen oder Spanier (ebenfalls eher kriegsfreudig auch auf Grund der Kolonial-Vergangenheit).

Dass sich die Polen am stärksten von Russland bedroht sehen (70% der Befragten bejahten dies in Polen), ist ebenfalls verständlich. Kaum ein anderes großes europäisches Land ist dermaßen von anderen Ländern über Jahrhunderte gerupft und besetzt worden, wie Polen – besonders von Deutschland und Russland.

Nur 29% der Deutschen sehen Russland als ursächlich für Gewalt in Ukraine

Komplett anders ist die Stimmungslage in Deutschland: Nur 38% der Deutschen gaben in der Studie an, dass sie Russland als eine Gefahr für Nachbarstaaten (abgesehen von der Ukraine) ansehen würden, was heißt: 62% der Deutschen sehen Russland nicht als Gefahr. Hinzu kommt: Nur 29% der Deutschen beschuldigen zudem Russland für die Gewalt in der Ukraine verantwortlich zu sein. Das heißt: 71% der Deutschen sehen andere Schuldige für den Ukraine-Krieg, als Russland.

Zudem: Nur 36% der Deutschen wollen die Ukraine in der Nato sehen, während 57% der Briten dafür sind. Ähnlich sieht es mit einer EU-Mitgliedschaft aus: Nur 41% der Deutschen wollen die Ukraine in der EU, während 53% der Briten dafür sind, aber nur 37% der Italiener (Grafik). Im Schnitt der befragten Bürger in den Nato-Staaten sind 50% der Bürger für eine Mitgliedschaft der Ukraine in der EU und 57% sind dafür, dass die Ukraine Mitglied im westlichen Kriegsbündnis Nato wird. Rechnet man diesen Wert allerdings nur auf Basis der in der Studie befragten europäischen Bürger, liegt die Zustimmung für eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine mit 50% exakt so auch, wie die Ablehnung.

Nur 19% der Deutschen wollen Nato-Waffen an Ukraine liefern

Deshalb sind auch die folgenden Studien-Ergebnisse konsequent: Nur 19% der Deutschen sagen, wonach NATO-Waffen der ukrainischen Regierung geschickt werden sollten, damit sich das Land, in welchem schon Adolf Hitler im Dritten Deutschen Reich eine deutsche Autobahn zur Krim bauen wollte, gegen russische oder separatistische Attacken stärker als bislang wehren kann.

Dass der russische Präsident Vladimir Putin in Russland nach wie vor hoch angesehen ist, bestätigt auch diese US-Studie. Demnach gaben 88% der befragten Russen an, wonach sie Putin vertrauten, dass dieser genau das Richtige in internationalen Angelegenheiten tue. Das ist die höchste Bewertung seit 2003 im Rahmen der regelmäßigen „Pew“-Studie.

Dass die Deutschen die dubiosen Kriegsvorgänge in der Ukraine nicht alleine Vladimir Putin in die Schuhe schieben, dürfte auch historische Gründe haben: Kein westliches Volk kann die Vorgänge in Osteuropa, in Ländern wie der Ukraine, so gut verstehen, wie die Ostdeutschen auf Grund ihrer DDR-Vergangenheit. Die meisten Ostdeutschen sprechen noch heute besser russisch als englisch und können sich folglich ein umfassenderes Bild über den Ukraine-Krieg machen, als es von anglikanischen Medien gerne recht einseitig zu Lasten Russlands transportiert wird (CNN, BBC, Fox), aber auch durch deutsche populistische Massenmedien (ARD, ZDF, Bild, Spiegel).

Doch auch das belegt die neue Studie: Die Mehrheit der Befragten traut eher der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel zu, den Ukraine-Konflikt konstruktiv mit zu lösen, als dem US-Präsidenten Barack Obama.

Für die US-Studie wurden computergestützt 11.116 Telefoninterviews geführt sowie ergänzend face-to-face-Interviews und zwar im Zeitraum Anfang April bis Mitte Mai 2015. Die Ergebnisse hätten, heißt es, eine Fehlerquote von etwa plus oder minus drei bis vier Prozentpunkte. Mehr zur Pew-Studie unter: pewresearch.org (zahlreiche interessante Grafiken gehen über 5 Pew-Artikelseiten).

 

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Von Tom

2 Gedanken zu „Pew-Studie: 62% der Deutschen sehen Russland nicht als Kriegs-Gefahr / 58% wollen Nato-Partner nicht helfen“
  1. die Quote für Krieg ist von anfänglich 3% auf 29% gestiegen weil man täglich vor RUS am Warnen ist, obwohl alles artig vom Ami dem selbsternannten Weltbullen angerichtet ist. die geben zu den krieg zu wollen! und zwar mit: Syrien, Iran, NK, China und Russland. die 29% Befürworter wird man ebenso wenig an der Fronte sehen, wie die treibenden politiker, oder derer Söhnchen, gell? nun kann ich rihig wieder Morddrohungen bekommen.

  2. Krieg – Schicksal der Unbelehrbaren

    Solche Meinungsumfrageergebnisse lassen hoffen. Hoffen, dass die Deutschen doch etwas aus ihrer Geschichte gelernt haben. Was der unmittelbaren Nachkriegsgeneration noch geläufig und gegenwärtig war – nämlich die Einsicht: „Nie wieder Krieg“ ist zusehends abhanden gekommen. Wer seinen Verstand beieinander hat, den lullen auch die Jahrzehnte des relativen Friedens in Europa nicht ein. Die kriegstreiberischen und kriegserprobten USA sehen das natürlich ganz anders. Kriege, und natürlich auch seine Opfer gehören zu der erklärten außenpolitischen Strategie amerikanischer Hegemonialansprüche. Dumm und unbelehrbar ist, wer sich in das amerikanische Fahrwasser begibt – den kann dann auch nur noch eine neuerliche Katastrophe belehren.

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