Kommentar – Liest man derzeit die Washington Post, New York Times, den STERN, SPIEGEL oder die Frankfurter Rundschau (FR), hört Nachrichten in ARD, BBC, CNN oder ZDF zu den Atombombenabwürfen durch die USA in Japan vor 70 Jahren, könnte man fast Mitleid mit der US-Regierung bekommen.
Mitleid mit einem Land, das ja angeblich keine andere Option hatte, als die teuflischste aller Waffen gegen Hunderttausende Menschen in Japan einzusetzen. Bis heute sind rund 500.000 Japaner an diesen beiden amerikanischen Atombombenabwürfen gestorben – die Atom-Spätschäden eingerechnet. Auf Grund der ungeheuren Größe dieses amerikanischen Verbrechens ist es endlich an der Zeit zu sagen: Natürlich gehören die USA für diese Atombomben-Massenmorde in Japan vor den Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag gestellt. Auf französisch ist der Strafgerichtshof als „Cour pénale internationale“ bekannt (CPI), auf englisch als „International Criminal Court“ (ICC).
Setzen wir internationale Maßstäbe für Kriegsverbrechen an, so müssen doch wohl gerade Atombombenabwürfe natürlich und selbstverständlich als Kriegsverbrechen gewertet werden, die natürlich strafrechtlich aufgearbeitet gehören. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum die USA für ihre Kriegsverbrechen in Japan im Zweiten Weltkrieg, eben die Atombombenabwürfe, nicht zur Rechenschaft gezogen werden sollten. Im Gegenteil: Es gibt sehr viele Gründe, welche dafür sprechen, sich endlich an dieses unappetitliche Thema zu wagen.
Es ist völlig inakzeptabel afrikanische mörderische Busch-Kämpfer vor den Internationalen Strafgerichtshof zu stellen, aber Kriegsverbrechen in den eigenen Reihen – im Westen – zu vertuschen. Auch können wir doch nicht allen Ernstes 19-Jährige Auschwitz-Mitarbeiter noch heute 93-Jährig in Lüneburg in Deutschland vor Gericht stellen, aber die amerikanischen Piloten von Hiroshima oder Nagasaki und deren Hintermänner als Helden der US-Geschichte feiern und unangetastet lassen.
Es habe, hören wir von vielen westlichen – auch deutschen – Journalisten, für die USA ja gar keine andere Option gegeben, als zum Ende des von Deutschland begonnen Zweiten Weltkrieges (WWII) gegen Japans Zivilbevölkerung die teuflischste aller Waffen dieser Welt, die Atombombe, einzusetzen. Wie man freiwillig als Journalist, der ernst genommen werden will, sich so unkritisch der historischen Lesart der US-Regierung auch 70 Jahre nach einem der größten durch die USA begangenen Verbrechen hingegeben kann, ist nicht nur schleierhaft, sondern mutet des journalistischen Standes unwürdig an. Auch die Historiker müssen endlich aus ihrer Deckung gehen und das unaussprechlich Erscheinende beim Namen nennen: Atombombenabwürfe sind gewaltige, unentschuldbare und auch nicht verteidigungswürdige Kriegsverbrechen – gewesene genauso wie künftige.
Es ist fast unnötig, sich einzelne westliche Massenmedien anzuschauen, um das immer und immer wieder gebetsmühlenartig seit Jahrzehnten wiederholte Gleiche zu hören: Die USA sind die Guten, die Russen die Schlechten.
Dabei möchten wir sagen: Man stelle sich doch einmal vor, die Russen hätten auf Japan die ersten Atombomben der Welt geworfen – zumal mit Flugzeugen die man „Lustige XY“ genannt hätte (wie es die Amerikaner in Japan taten). Wie würden auch deutsche Spitzenpolitiker aus dem Hyperventilierten nicht mehr herauskommen. Wie würden sich von der BILD-ZEITUNG bis zum SPIEGEL die Schlagzeilen anhören? Wohl so: „Russischer Atombomben-Massenmord in Japan jährt sich zum 70. Mal“. Oder: „Weltweit gedenken Staatschef des russischen Massenmords in Japan“. Möglich wäre aber auch dies: „Russen-Holocaust an Japanern jährt sich zum 70. Mal“.
Da der Täter jedoch die USA sind, lesen und hören wir alles rosarot gemalt. Böse formuliert könnte man sagen und muss das vielleicht auch einmal: Die westlichen Massenmedien üben sich weltweit im Vertuschen und Verharmlosen der US-Atombombenabwürfe, dieses mit größte Verbrechen in der Menschheitsgeschichte. Besonders übel ist, dass das Verbrechen nicht durch eine Diktatur verübt wurde, sondern eine Demokratie: Eben die USA, die viel gepriesenen Vereinigten Staaten von Amerika. Der in den USA gerne hoch gehaltene Auswurf, wonach „alles möglich“ sei, hat sich mit den Atombombenabwürfen durch die USA bewahrheitet. Die Menschheit, auch die Demokratien – vielleicht sogar gerade sie – sind zu allen Schand- und Verbrechertaten fähig.
Während die Washington Post nur titelt „So sah Nagasaki vor und nach dem Atombombenabwurf auf“, hatte die linksliberale deutsche Tageszeitung Frankfurter Rundschau (FR), sonst für seriösen Journalismus bekannt, am Donnerstag gleich mal frontal gegen alle ausgeholt, die es wagen würden, den Massenmord der Amerikaner beim Namen zu nennen.
Sinngemäß hieß es in dem fein-intellektuell zurecht gesponnen Text der Frankfurter Rundschau: Also jene, die es wagen würden, den teuflischen Massenmord der USA in Japan beim Namen zu nennen, wären es nicht wert, von der FR historisch über die Tat ins Bild gesetzt zu werden. Das Politbüro der DDR hätte es nicht besser hingekriegt. Jetzt wissen wir, warum die Auflage der FR zu Recht über die Jahren immer weiter gesunken ist. Nicht ernst nehmen kann man DIE WELT. Diese rechtsaußen-Tageszeitung der Axel Springer SE titelt doch tatsächlich: „Die Atombombe gebar Japans unverdienten Opfermythos“ (Autor: Uwe Schmitt).
Natürlich war und werden die Atombombenabwürfe der USA immer eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte sein und natürlich gibt es Schuldige in den USA, die endlich beim Namen genannt gehören und die man natürlich auch heute noch juristisch zur Verantwortung ziehen muss. Der Bauer der Atombombe ist doch mindestens ein solcher Verbrecher wie Deutschlands perverser KZ-Arzt Josef Mengele. Wo ist der Unterschied? In der Perversion?
Wohlwissen, dass letztlich jedes Verbrechen an der Menschheitsgeschichte singulär dasteht und kaum Vergleiche erlaubt, so möchten wir dennoch zur Debatte stellen: Warum ist eigentlich der Atombombenabwurf durch die USA auf die japanische Stadt Nagasaki – verübt vor 70 Jahren – nicht vergleichbar mit dem Holocaust-Verbrechen an den Juden? Die Konsequenz war doch letztlich ähnlich: Unschuldige Zivilisten wurden in Massenmords-Verfahren umgebracht.
Parallelen zwischen den Atombombenabwürfen und dem Holocaust an den Juden gibt es auch in der gezielten Vernichten von Zivilisten und natürlich ebenso in der gezielten Vernichtung bestimmter Menschen, die bestimmten Gruppen angehören: Im einen Fall waren es die Juden, im anderen die Japaner. Der jüdische Holocaust gewinnt eigentlich nur dadurch an zusätzlichem Schmerz, dass so planmäßig und grausam und langwierig inszeniert worden war. Letztlich haben wir es mit einem Jahrhunderte alten Plan in Europa zu tun, die Juden „auszulöschen“. Doch unschuldig waren letztlich beide: die Juden ebenso wie die japanische Zivilgesellschaft.
Bezüglich der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki in Japan durch die USA könnte man ebenso sagen: Auch hier ist planvoller Massenmord an bestimmten Menschen federführend. Auch hier wurde der Massenmord gezielt an den diffamierend als „Schlitzaugen“ bezeichneten Menschen verübt und zwar durch Weiße verübt und nicht durch Weiße an Weißen. Denn in Deutschland hätten die USA ein solches Verbrechen sicherlich nicht durchgeführt. Und das lag sicherlich nicht nur daran, dass Frankreich neben Deutschland liegt. Nein: Wir haben es durchaus obendrein oder vielleicht sogar zentral mit einer möglichen Rassen-Thematik zu tun. Wir sind nur zu feige, das zu diskutieren. Warum eigentlich? Wem schulden wir diese historische Hörigkeit? Da die USA uns viel Gutes brachten? Gerade an solche Freunde müssen die Maßstäbe viel höher gelegt werden.
Dass die Europäer eine gewisse Hörigkeit gegenüber den USA haben, ist ein ganz normales Verhalten, entlehnt im Tierreich: Kann der eine Gorilla den anderen nicht dominieren, unterliegt ihm, so steckt er alle viere von sich und hält unterwürfig seinen Hals hin. Europa hat nach 500 verbrecherischen Jahren der Kolonialzeit, die dann in den zwei Weltkriegen explosiv sich ihrem Ende neigte, zu Recht die Hegemonie über die Welt verloren. Als Sieger gingen die USA hervor – bis heute.
Doch wollen die USA diese Führungsrolle auch in die nächsten Jahrzehnte – von Jahrhunderten wollen wir gar nicht sprechen – retten, müssen sie sich ihrer eigenen verbrecherischen Vergangenheit in so vielen Ländern dieser Welt endlich stellen: Ob in Vietnam, dem Irak, in ihrem eigenen Land oder eben in Japan. Es reicht nicht aus, zu gedenken.
Das heißt: Die US-Justiz sollte anfangen Hand in Hand mit dem Internationalen Strafgerichtshof für Kriegsverbrechen in Den Haag überlebende Amerikaner, welche in die unzähligen amerikanischen Kriegsverbrechen der vergangenen Jahrzehnte verwickelt waren, zu ermitteln und verantwortliche Amerikaner in U-Haft zu nehmen und ihrem gerechnet Urteil zuzuführen.
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