Seit März 2015 ist Pere Joseph Tobji der Erzbischof von Aleppo in Syrien. Vor dem italienischen Parlament forderte der 45-Jährige bereits Anfang Oktober 2016 in fließendem italienisch, dass der Westen seinen Teil dazu beitragen solle, damit endlich Frieden in Syrien einkehre. Dazu gehöre unter anderem, dass der Zuzug von Terroristen über die Türkei beendet werde.
Ebenso sagte er: Schluss gemacht werden solle mit dem Waffenverkauf an Terrorbanden. Zudem sollten keine weiteren Gehaltszahlungen an Terroristen geleistet werden (hier stehen Katar und Saudi-Arabien im Verdacht bis zu 10.000 Euro monatlich für ISIS-Terroristen zu bezahlen).
Zudem fordert der Erzbischof von Aleppo, Joseph Tobji, dass „die unmoralischen Wirtschaftssanktionen“ des Westens (also primär der EU und der USA) gegen Syrien aufzuheben seien.
Zudem bittet der Erzbischof, wonach der Westen helfen solle, „das Leben wieder aufzubauen“ und die „Versöhnung und Übereinkünfte zwischen den ethnischen und religiösen Gemeinschaften“ zu fördern.
Der Erzbischof von Aleppo ist ein wahres Multitalent: Nach Angaben des Vatikans spreche er neben Arabisch, auch Französisch, Italienisch, Englisch, Syrisch oder Latein.
Bei einem Empfang im Vatikan am 31. Oktober 2015 segnete der Papst die offizielle Berufung von Joseph Tobji zum „Erzbischofs der Maroniten von Aleppo“ ab.
Zuvor hatte im März die Synode der Bischöfe der maronitischen Kirche während Beratungen vom 10. bis 14. März 2015 sich dafür entschieden, dass der Pfarrer Joseph Tobji, der bis dahin an der syrischen Kirche „Unserer Lieben Frau von Kafroun“ arbeitete, zum Erzbischof berufen wird.
Die syrisch-maronitische Kirche von Antiochien, kurz Maroniten, „ist eine mit Rom unierte, christliche Kirche, die den römischen Papst als Oberhaupt anerkennt“ (Wikipedia).
Joseph Tobji hatte nach Angaben des Vatikans die Primär- und Sekundärschulen in Aleppo absolviert und anschließend Philosophie und Theologie an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom studiert (1990-1995).
Während dieser Zeit lernte er perfekt italienisch zu sprechen. Das Studium schloss er mit der Lizenz des kanonischen Rechts im Jahr 1998 am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom ab, dem sogenannten „Pontificio Istituto Orientale“.
Zum Priester geweiht wurde Joseph Tobji in Aleppo am 16. März 1996 und arbeitete zunächst in der St. Elias Kathedrale von Aleppo, später ab 2014 in der Kirche Unserer Lieben Frau von Kafroun. Nach Angaben des Vatikans habe er zudem verschiedene weitere kirchliche Ämter innegehabt.
Dazu gehörten Justiz- und Verteidiger vor einem kirchlichen Gericht erster Instanz (2002 – 2014). Zudem sei er Richter, Promoter der Gerechtigkeit und Verteidiger des Berufungsgerichts der Melkite Kirchen, aber auch der syrischen und armenischen gewesen. Außerdem sei er derzeit Sekretär der Versammlung der katholischen Bischöfe.
Der Erzbischof von Aleppo, Joseph Tobij, lebt imm Westteil der Stadt Aleppo, wo circa 1,3 Millionen Syrer von Krieg, Terror, Hunger und mangelnder medizinischer Versorgung bedroht, ausharren.
Der Westteil ist unter Kontrolle der syrischen und russischen Armee und schützt unter anderem die Christen vor IS-Terroristen. Deshalb schloss der katholische Erzbischof von Aleppo, also Pere Joseph Tobji, auch den syrischen Präsidenten und Diktator Baschar Hafiz al-Assad (arabisch بشار حافظ الأسد, ) in sein Weihnachtsgebet mit ein.
Seine Weihnachtspredigt postete der Erzbischof auf seinem Facebook-Profil. So sagte er unter anderem zur Christmette am 24. Dezember 2016 (wir hoffen, die Übersetzung einigermaßen fehlerfrei hinbekommen zu haben).
„… Nicht umsonst ist es ihr Scharfsinn, sondern uns Jesus, die Stimme des Heilands: Liebe, Glauben, bereuen, verzeihen Sie, und ich bezeuge, mich für Frieden zu schaffen einzusetzen. Schließlich haben sie Ruhm geerntet… und vielen Dank für ihn zu beten und für die Absicht des Friedens in der Heimat und in der Welt. Beten wir für seine zivilen Beamten, auch das Militär und draußen für Herrn Präsident Bashar al-Assad, auch für jeden Herrscher der Welt und für Gott.“
Vor dem italienischen Parlament habe der syrische Erzbischof Pere Joseph Tobji zudem im Oktober 2016 das folgende in italienisch gesagt, schreibt unter anderem die linkezeitung.de:
„Mit aller Deutlichkeit möchte ich vor allem sagen: Schluss mit dem Krieg… Ich lebe im Westteil von Aleppo. Wir sind jeden Tag mit dem Tod, mit Raketen, Mörser- und. Kannonenschüsse sowie Scharfschützen konfrontiert. Die Terroristen schießen überall. Wenn wir solche Angriffe erleiden, können wir die Täter nicht als Rebellen bezeichnen. Allein in der letzten Woche hatten wir 75 Tote und 180 Verletzte. Gestern wurde die Universität getroffen.
Es gab viele Opfer. Jeden Tag gibt es Beerdigungen. Auch wenn wir zu hause bleiben,sind wir nicht sicher: die Häuser stürzen über deinem Kopf ein. Aleppo ist die zweite Stadt in Syrien. Dort lebten 4 Millionen Menschen. Jetzt ist sie halb zerstört. Unsere beide maronitischen Kirchen gibt es nicht mehr, viele Moscheen, Krankenhäuser, Wohnhäuser, Fabriken und Geschäfte liegen in Trümmern.“
Zudem habe der charismatische mutige Bischof vor dem italienischen Parlament, der in Aleppo Tag für Tag Angst haben muss, ebenfalls ein Opfer von Terroranschlägen zu werden, erklärt:
„Häufig haben wir keinen Strom und das geht so seit 5 Jahren. Ohne Strom kommt alles zum Stillstand, es kann nicht gearbeitet werden. Seit 5 Jahren ist das Stromwerk in der Hand der Terroristen. Häufig gibt es kein fließendes Wasser. Es ist deshalb normal geworden, sich vor den Brunnen anzustellen, um seine Kanister zu füllen. Die alten Menschen müssen sie hinauf in ihre Wohnungen tragen. Das Schlangestehen macht man unter dem Beschuss von Raketen.“
Als Folge des Krieges und der Sanktionen herrsche große Armut in Syrien, auch im von Christen bewohnten westlichen Teil der Stadt Aleppo.
So soll der Erzbischof in seiner Rede an das italienische Parlament weiter erklärt haben:
„Es gibt zahlreiche physische und psychische Erkrankungen. In dieser Situation warten alle darauf, wann sie mit dem Sterben an der Reihe sind… Die Medien sprechen nur von den Leiden unserer Brüder im Ostteil, nicht von unseren Leiden. Sie zeigen ein armes Kind, das aus den Trümmern gezogen wurde, aber nicht die vielen anderen getöteten oder verstümmelten Kinder im Westteil.“
Er betone aber, so Pere Joseph Tobji , dass es sich eben nicht um einen Religionskrieg handele. Vielmehr werde die Religion in diesem Krieg instrumentalisiert:
„Der Krieg forciert die Emigration. Wir sind mittlerweile ohne Jugend, ohne Zukunft. Wer wird unser Land wieder aufbauen? Wie wird Syrien in 30 Jahren aussehen? Wird es seine Vielfalt verloren haben?“
Die Forderungen, die der Erzbischof von Aleppo vor dem italienischen Parlament vorgelesen habe, würden, schreibt die linkezeitung.de von den folgenden Unterzeichnern unterstützt. Als Quelle für die Äußerungen des Erzbischofs gibt der deutsche Blog wiederum den italienischen Blog lantidiplomatico.it. an. Die Übersetzung aus dem italienischen dort habe Bernd Duschner geleistet.
Die folgenden Personen würden jedenfalls die Forderungen des Erzbischofs an die Weltgemeinschaft unterstützt, ohne dass das Antikriegsportal kriegsberichterstattung.com bislang verifizieren konnte, auf Grund von welcher Primärquelle die folgend Genannten sich für die Äußerungen des Erzbischofs stark gemacht haben sollen.
Wir fanden die hochrangigen syrischen christlichen Vertreter lediglich auf der italienischen Webseite bastasanzioniallasiria.org, die sich seit Jahren für ein Ende der seit 2011 andauernden EU-Sanktionen gegen Syrien ausspricht. Grund: Die Sanktionen vergrößerten in einem enormen Ausmamß das Leid der Zivilbevölkerung in Syrien.
Die Webseite des „Italienischen Ausschusses gegen Sanktionen gegen Syrien“ ist wiederum mit ihren Forderungen auf change.org mit einer Petition zum Ende der EU-Sanktionen zu finden. Die Petition ist bislang (6. Januar 2017) von 6.798 Personen unterzeichnet worden. Das Motto der italienisch-sprachigen Petition lautet: „Basta sanzioni alla Siria e ai Siriani“. Übersetzt heißt dies: „Ende der Sanktionen gegen Syrien und Syrer“.
Leider ist die Original-Petition lediglich in Spanisch, Englisch, Französisch und Italienisch verfasst, nicht aber in Deutsch.
Das Italien sich besonders stark macht für Syrien, dürfte daran liegen, dass Syrien bereits vor 2000 Jahren römische Kolonie war und auch über die vergangenen Jahrhunderte immer wieder unter starkem italienischem Einfluss stand.
Für eine Ende der EU-Sanktionen gegen Syrien treten auf der italienischen Petition namentlich ein:
Georges Abou Khazen, Apostolischer Vikar von Aleppo
Pierbattista Pizzaballa, Kustos emeritus des Heiligen Landes
Josef Tobji, Erzbischof der Maroniten von Aleppo
Boutros Marayati, Armenischer Bischof von Aleppo
Die Schwestern der Kongregation des heiligen Josef der Erscheinung des Krankenhauses „Saint Louis“ von Aleppo
Ordensgemeinschaft der Trappistinnen in Syrien
Dr. Nabil Antaki, Arzt in Aleppo von der Ordensgemeinschaft der Gesellschaft Maria
Die Schwestern der Kongregation der immerwährenden Hilfe – Zentrum für Minderjährige und Waise von Marmarita
Pater Firas Loufti, Franziskaner
Jean – Clement Jeanbart, griechisch-orthodoxer Erzbischof von Aleppo
Jacques Behnan Hindo, syrisch-katholischer Bischof von Hassake – Nisibi
Mtanios Haddad, Archimandrit der katholisch -melkitischen Kirche
Hilarion Capucci, emerit. Erzbischof der melkitischen griechisch-kath. Kirche
Ignaz Youssef III Younan, Patriarch der unierten syrisch-kath. Kirche von Antiochien
Georges Masri, Prokurator beim Heiligen Stuhl der syr.isch-kath. Kirche
Gregor III Laham, Patriarch der melkitisch griechisch-kath.
Weitere Informationen zu Christen in Aleppo sind u.a. auf der News-Seite des Vatikans zu finden, z.B. unter der Überschrift „Maronite Archbishop of Aleppo: city divided like a new Berlin“.
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