In der Diskussion um journalistische Berichterstattung aus Krisenländern mahnt nun auch die internationale Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) den besonderen Schutz der Presse an. „Journalisten dürfen nicht zur Zielscheibe im syrischen Bürgerkrieg werden, sie sind nach dem Völkerrecht als Zivilisten geschützt“, sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske in Berlin. Reporter ohne Grenzen ruft alle Kriegsparteien auf, gezielte Angriffe auf Journalisten zu unterbinden und zu verfolgen.
Reporter ohne Grenzen verurteilt damit insbesondere den Angriff auf ein Team von ARD-Reportern im syrischen Aleppo, bei dem der TV-Korrespondent Jörg Armbruster schwer verletzt wurde. Das Auto, in dem Armbruster zusammen mit seinem Hörfunk-Kollegen Martin Durm unterwegs war, geriet am Karfreitag (29. März) bei Recherchen in Aleppo unter Beschuss. Dabei wurde Armbruster so schwer getroffen, dass er noch in Syrien notoperiert werden musste. Nach kurzer Behandlung in der Türkei wurde er mittlerweile nach Deutschland geflogen, wo er weiterhin medizinisch versorgt wird.
Nach Angaben des Südwestrundfunks SWR, für den Armbruster aus Nahost berichtet, sei der Kleinbus des Teams „gezielt beschossen“ worden. Ein Scharfschütze habe den Wagen ins Visier genommen. Allerdings räumte ein SWR-Sprecher ein, dass der Wagen nicht explizit als Pressefahrzeug gekennzeichnet gewesen sei. Jörg Armbruster selbst erklärte inzwischen, dass er nach erfolgreicher Genesung, sein Filmprojekt über den Nahen Osten gerne zu Ende führen wolle.
Syrien gehört infolge des anhaltenden Bürgerkriegs zu den gefährlichsten Ländern weltweit für Journalisten. Seit Beginn des Aufstands gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad im März 2011 seien dort nach Angaben von Reporter ohne Grenzen mindestens 23 Journalisten sowie 58 Bürgerjournalisten und Blogger wegen ihrer Arbeit getötet worden. Allein seit Anfang 2013 starben in dem Land laut ROG fünf Journalisten sowie acht Bürgerjournalisten und Blogger. Auf der Rangliste der Pressefreiheit, die ROG jährlich veröffentlicht, nimmt Syrien aktuell den 176. von 179 Plätzen ein. Noch schlechter schneiden lediglich Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea ab.
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