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Zahl der getöteten Journalisten nimmt weiter zu – Reporter ohne Grenzen legt Jahresbericht vor

Weltweit sind 2012 mindestens 89 Journalisten bei ihrer Arbeit ums Leben gekommen – mehr als je zuvor, seit Reporter ohne Grenzen (RoG)1995 erstmals diese Zahl erhob. Dies geht aus dem Jahresbericht 2012 hervor, den die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen jetzt veröffentlicht hat. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Todesfälle damit um ein Drittel.

Die meisten Journalisten kamen im Nahen und Mittleren Osten und Nordafrika (26 Tote), in Asien (24 Tote) und in Afrika südlich der Sahara (21 Tote) ums Leben. Lediglich in Nord- und Südamerika ging die Zahl der getöteten Journalisten 2012 leicht zurück (15 Tote). Zwei weitere Journalisten wurden in Russland getötet. „Die Gewalt gegen Journalisten bleibt die größte Bedrohung für die Meinungs- und Pressefreiheit weltweit“, so Reporter ohne Grenzen.

In diesem Jahr wurden weltweit auch 47 Blogger und Bürgerjournalisten getötet, 2011 waren es noch fünf. Dies traf vor allem jene mutigen Frauen und Männer, die in Syrien als Reporter, Fotografen oder Videojournalisten den Alltag des Bürgerkriegs dokumentierten und Nachrichtensperren der Konfliktparteien durchbrachen. 879 Journalisten wurden weltweit im Laufe des Jahres 2012 festgenommen, 1993 angegriffen oder bedroht und 38 entführt.

Die gefährlichsten Länder für Journalisten

Zu den für Journalisten gefährlichsten Ländern zählt Reporter ohne Grenzen vor allem Syrien, Pakistan und Mexiko. In Pakistan müsse durchschnittlich ein Journalist pro Monat wegen seiner Arbeit sein Leben lassen. In Mexiko sei die Gewalt um ein Vielfaches gestiegen, seit die Regierung den Drogenkartellen vor sechs Jahren den Kampf ansagte. Dutzende Journalisten, die über Drogenhandel, Korruption und die Verquickung von Politik und organisiertem /Verbrechen berichteten, zählten zu den Opfern.

Hunderte Journalisten, Blogger und Internetaktivisten wurden 2012 wegen ihrer Arbeit festgenommen. Besonders hoch, so RoG, sei die Zahl der Inhaftierten in der Türkei und in China. In der Türkei würden seit dem Ende des Militärregimes im Jahre 1983 noch nie so viele Journalisten im Gefängnis festgehalten wie im vergangenen Jahr. Den meisten von ihnen, so der RoG-Bericht würden Straftaten nach dem umstrittenen Antiterrorgesetz zur Last gelegt. Oft erhielten weder Angehörige noch Anwälte Informationen über die Anklage und Zugang zu den Akten.

Mut machten RoG aber auch einige Erfolge. Positiv sei es, dass die Dresdner Staatsanwaltschaft im sogenannten Sachsensumpf-Prozess inzwischen ihre Revision gegen die Journalisten Thomas Datt und Arndt Ginzel zurückgezogen hat. RoG hatte die die beiden Journalisten in den vergangenen Jahren unterstützt und den Prozess mehrfach heftig kritisiert.

Ebenso erfreulich sei es, dass in Großbritannien die Menschenrechtsbeschwerde von RoG gegen das Überwachungssoftware-Unternehmen Gamma zugelassen wurde. RoG habe Hinweise darauf, dass diese Technik unter anderem in Bahrain gegen unabhängige Journalisten und Aktivisten eingesetzt und Menschen deshalb gefoltert wurden. Eine weitere Beschwerde in Deutschland gegen das Überwachungsunternehmen Trovicor hingegen sei noch nicht zugelassen. Doch digitale Massenüberwachung und Datenspionage gefährdeten leider nicht nur in Diktaturen wie China und Iran die Arbeit unabhängiger Journalisten, sondern auch in westlichen Staaten. Deshalb fordert RoG angesichts der Enthüllungen über eine umfassende Überwachung auch in Europa, sämtliche Datenschutzvereinbarungen zwischen den USA und der EU zu überprüfen.

 

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