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Kim Jong Nam mit alter Chemischer Waffe VX ermordet

VonRingo Later

Feb 24, 2017 #featured

Hier geschah der VX-Mordanschlag: Am neuen malayischen Flughafen Klia2. (Bild: Screenshot http://www.klia2.info).

Hier geschah der VX-Mordanschlag: Am neuen malayischen Flughafen Klia2. (Bild: Screenshot http://www.klia2.info).

Bereits in den 1950er Jahren soll Großbritannien diese Chemische Waffe erstmals erfunden und angewendet haben: Den Nervenkampfstoff VX.

Nach Angaben der US-Regierungsbehörde „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) gehöre VX zu den „am höchsten potentesten Nervengiften“.

Damit soll also am Flughafen von Kuala Lumpur in Malaysia der Halbbruder des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un, ein Mann den viele als einen kriminellen Führer ansehen, ermordet worden sein. Tatort war der Kuala Lumpur International Airport 2, als KLIA2 bekannt.

VX ist eine perverse Waffe, welche erst kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren durch wahnwitzige Chemiker gebaut worden ist, und deshalb weder im Ersten Weltkrieg noch im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde.

Die Formel dieser Mördertinktur VX lautet auf „LD50 : 0,007 mg/kg / LCt50 : 36-45 / ICt50 : 5“. Beziehungsweise spricht man von „O-Ethyl-S-[2-diisopropylaminoethyl]-methylphosphonothiolat“.

Doch es ist nicht die einzige Art Chemischer Waffe, mit welcher Menschen massiv gesundheitlich dauerhaft geschädigt werden oder umgebracht werden.

So gibt es neben dem Nervenkampfstoff VX zahlreiche weitere Nervenkampfstoffe. Zudem gehörten in die Rubrik der Chemischen Waffen nach Angaben von Wikipedia:

Nebelkampfstoffe, Brandkampfstoffe, Entlaubungsmittel und Herbizide, Psychokampfstoffe, Blutkampfstoffe, Nesselstoffe (Rotkreuz), Hautkampfstoffe (Gelbkreuz), Lungenkampfstoffe (Grünkreuz), Nasen- und Rachenkampfstoffe (Blaukreuz) oder Augenkampfstoffe (Weißkreuz).

Zu diesen von der UNO verbotenen Chemischen Waffen sei zu sagen, führt Wikipedia aus:

„Chemische Kampfstoffe, die meist künstlich zu dem Zweck hergestellt werden oder wurden, feindliche Soldaten im Kriegsfall zu töten oder kampfunfähig zu machen, Demonstranten auseinanderzutreiben oder – bei weiterer Definition des Begriffes ‚chemischer Kampfstoff‘ – die Nahrungsmittelversorgung des Feindes abzuschneiden (Entlaubungsmittel), die Sicht des Gegners zu beeinträchtigen (Nebel- und Augenkampfstoffe) oder feindliche Stellungen und gepanzerte Fahrzeuge unbrauchbar zu machen (Brandkampfstoffe). Explizit dargestellt sind die Ersteinsätze im Ersten Weltkrieg, Zweiten Weltkrieg und Vietnamkrieg.“

Die USA haben im Vietnamkrieg beispielsweise Chemische Kampfstoffe eingesetzt. Deutschland oder Frankreich setzten grausame Chemische Waffen erstmals im Ersten Weltkrieg zwischen 1914 und 1918 ein.

Doch selbst Deutschlands Diktator Adolf Hitler soll im Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) davor zurückgeschreckt sein, teuflische Chemische Waffen im Krieg wieder einzusetzen.

VX, die chemische Waffe, mit welcher Kim Jong Nam nach bisherigem Verdacht möglicherweise durch Nordkorea ermordet worden ist, kann Menschen in 15 Minuten bis 18 Stunden töten.

Tödlich in 15 Minuten bis 18 Stunden

Dies erklärte Dr. John Allum von der forensischen Firma HAWKINS GROUP in Großbritannien. Sie behauptet, ihre Dienstleistungen könne man als „Leaders in forensik investigation“ bezeichnen.

Auch der „US Army’s Edgewood Chemical Biological Center“ bestätigt, dass VX in 15 Minuten oder mehreren Stunden zum Tod führen könne. Es sei das giftiges Nervengift welches es weltweit überhaupt gebe.

Vom hochtoxischen Nervengift VX genügen nur 10 Milligramm, also ein Zehntel eines Gramms, um seine tödliche Kraft zu entfalten. Das Gift wird beispielsweise in Form von flüssigem Öl, einer Creme oder einer durchsichtigen wasserartigen Flüssigkeit auf eine Körperstelle geschmiert oder mit einem Lappen unter die Nase zum Inhalieren gehalten.

Im Falle von Kim Jong Nam, war es das Gesicht. Er selbst hatte noch gegenüber der Flughafenpolizei in Kuala Lumpur gesagt, er hätte gedacht, es sei ein Faschingsscherz, als ihm zwei asiatische Frauen in aller Öffentlichkeit etwas aufs Gesicht geschmiert hatten, beziehungsweise als diese ihm einen Lappen unter die Nase gehalten hatten.

Wäre der Halbbruder des nordkoreanischen Diktators nicht sofort zur Flughafenpolizei gegangen und hätte es von dem Vorfall keine Kameraaufzeichnungen gegeben, wäre sein Tod wohl als natürliche Todesursache verbucht worden. Nur umsichtige Polizisten halfen, dass der Mordanschlag später als solches erkannt werden konnte.

VX wird als Massenvernichtungswaffe von der UNO geführt und entsprechend geächtet.

Im malaysischen Nachrichtenportal thestar.com.my wird Ruce Bennet, ein Kriegsmittelforscher in der 1948 gegründeten kalifornischen RAND Corporation, mit den Worten zitiert:

„Du kannst Dir VX als ein Pestizid und Steroide vorstellen, eine außerordentlich giftige Substanz. Nur 1/100 eines Gramms, ein Drittel eines Wassertropfen. Das irgendwo auf die Haut eines Menschen getragen, wird es diesen umbringen.“

Die Substanz VX hatten nun Forensiker der malayischen Polizei während einer umfangreichen Autopsie auf dem Körper von Kim Jong Nam gefunden.

VX soll während des Iran-Irak-Krieges in den 1980er Jahren angeblich zum Einsatz gekommen sein.

Auch habe man Spuren dieser Chemischen Waffe, ebenso Sarin, ein weiteres Nervengift, an einem militärischen Forschungsstandort in Syrien gefunden.

Nicht klar ist, ob diese Forschungseinheit von der Freien Syrischen Armee (FSA), einem Sammelbecken von Terrorgruppen, darunter IS, unterhalten wurde, oder von Anhängern der syrischen Regierung.

Bislang wurden Chemische Waffen in Kriegen eingesetzt / Jetzt wird auch der Einsatz durch Agenten bekannt

Mit Sarin sollen ebenfalls im Jahr 2013 im Syrienkrieg Hunderte Menschen umgebracht worden sein.

Zudem sollen mit dem Nervenkampfstoff Sarin Menschen während eines Terroranschlags in der U-Bahn von Tokio ermordet worden sein. Täter waren Mitglieder einer obskuren japanischen Sekte mit dem Namen „Jüngster Kult“, beziehungsweise „Jüngstes Gericht“. Die Organisation ist zudem als „Ōmu-Shinrikyō“-Sekte bekannt.

Der Giftgasanschlag mit Sarin geschah in Tokio am frühen Morgen in der Hauptverkehrszeit des 20. März 1995.

Damals versprühten Anhänger der Sekte gleich in fünf U-Bahnlinien, welche unter anderem durch das Regierungsviertel von Tokio führen, das Giftgas Sarin.

Der Nervenkampfstoff verbreitete sich sehr schnell in allen 15 U-Bahnstationen, durch welche die betroffenen U-Bahnen gefahren worden. Dies führte zum Tod von 13 Menschen. Mehrere Tausend seien zum Teil schwer verletzt worden, lautet die Bilanz.

VX gilt jedoch als ein vielfach stärkeres und tödlicheres Nervengift, als Sarin oder zahlreiche andere Kampfstoffe.

Während Sarin auf der Hautoberfläche verdunstet, so gilt dies für VX nicht. Die Flüssigkeit bleibt, wenn man sie nicht sofort gründlich und komplett abgewaschen bekommt, auf der Haut und führt eben in wenigen Minuten bis zu einem Tag zum Tod.

VX verdunstet nicht auf der Haut, das macht es so gefährlich

Allerdings ist VX nicht einfach zu bekommen, da es kaum Länder gibt, die ein solch gefährliches Gift, herstellen. Zudem ist die Herstellung in fast allen Ländern illegal.

Wahrscheinlich haben sogar die meisten Despoten selber Angst vor dem Kampfstoff VX und Angst davor, selber Opfer von VX zu werden.

Die Angst mag auch darauf beruhen, dass die wenigsten Menschen, welche Opfer eines VX-Anschlags werden, später als solche erkannt werden. In den meisten Fällen dürften normale Haus- und Wiesenärzte einfach nur natürliche Todesursache durch Herzstillstand auf den Totenschein schreiben. Stress also.

Normalsterbliche können so oder so nicht darauf hoffen, dass im Falle einer Obduktion auf Giftkampfstoffe untersucht wird. Immerhin gibt es über 100 Chemische Waffen. Es dauert viele Tage, wollte man jeden einzelnen Chemischen Kampfstoff als mögliche Todesursache hinzuziehen.

Auch Arafat Opfer eines Kampfstoffes?

Als Oper eines solchen Anschlags gilt nach wie vor der ehemalige Palästinenserführer und Friedensnobelpreisträger Jassir Arafat (arabisch ياسر عرفات,).

Hier gab es den Verdacht, dass Arafat mit Hilfe einer atomverseuchten Zahnpasta durch den israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad umgebracht worden ist (was Israel stets leugnete). Kurz vor Arafats Tod war es diesem gelungen in der UNO eine Mehrheit für eine Zweistaatenlösung zu bekommen. Also für Israel und Palästina.

Wie im Falle des nordkoreanischen Führungs-Sohns Kim Jong Un war Arafat trotz bester Gesundheit plötzlich und unerwartet unrettbar krank geworden.

Gut möglich, sagen seine Anhänger, dass auch im Falle von Arafat Chemische Waffen eingesetzt worden sind. Doch welche, lässt sich so viele Jahre nach seinem Tod nicht mehr feststellen.

Angeblich hätten sowohl Russland als auch die Vereinigten Staaten von Amerika „noch einige VX-Lagerbestände“, berichten Medien. Und eben möglicherweise Nordkorea.

Russland und die USA sollen VX als Kampfstoffe haben

Regierungsmitglieder in Pyongyang, der nordkoranischen Hauptstadt, leugnen bislang, sie hätten neben ihrem Atomwaffenprogramm ein Programm zur Herstellung Chemischer Waffen.

Für die Flughafenkontrollen der Welt gilt ab sofort: Chemische Waffen in einem Ausmaß von VX können in Kontrollen des Handgepäcks oder Koffern nicht mehr entdeckt werden, da überaus kleine Mengen genügen, um einen anderen Menschen umzubringen. Sicherheitsvorkehrungen haben eben ihre Grenzen.

Für ihre Autopsie hatte die Polizei von Kuala Lumpur unter anderem mit der malaysisches Atombehörde, der „Malaysian Nuclear Agency“, zusammengearbeitet. Dies erklärte Inspector-General of Police, Khalid Abu Bakar.

Kim Jong Un war am 6. Februar 2017 morgens gegen 9 Uhr am KLIA2-Flughafen angekommen. Ursprünglich hatte er das Flugzeug nach Macao um 10.30 Uhr nehmen wollen. Dann stürmten aber zwei Frauen plötzlich und unerwartet auf ihn zu.

Die eine sprühte ihm eine leichte Wolke einer wässrigen Substanz ins Gesicht. Die andere asiatische Frau hielt ihm einen Lappen unter die Nase.

Obwohl sich Kim Jong Un sofort in die Hände der Polizei begab und kurz darauf in das Flughafenkrankenhaus eingeliefert wurde, kam jegliche Hilfe zu spät.

Als Verdächtige listet die Polizei von Malaysia bislang vier Personen: Die Vietnamesin Doan Thi Huong (im Internet nennt sie sich auch Ruby Ruby), zudem Siti Aishah aus Indonesien, Muhammad Farid Jallaludin aus Malaysia und Ri Jong Chul aus Nordkorea.

++Update Samstag 25.2.2017, 12:25 Uhr++

Zudem lesen: „Nordkorea-Mord: Gift-Täterin Siti Aishah will an TV-Show in Malaysia geglaubt haben und 85 Euro erhalten haben“

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