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„Die Zeit“: Mordeten Geheimdienste von UK oder USA UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld?

VonRedaktion

Jun 24, 2017 #featured

In diesem Flugzeug starb 1961 UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld. (Bild: YouTube-Video)

In diesem Flugzeug starb 1961 UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld. (Bild: YouTube-Video)

Menschen, die Privatmaschinen fliegen, wissen: Kommt es zum Flugzeugabsturz, machen es sich die ermittelnden staatlichen Behörden – Staatsanwälte, die Flugaufsicht rund um Lotsen, oder Richter – fast immer routinemäßig einfach:

Pilotenfehler oder Wetter, beispielsweise Vereisung, seien die Ursache für den Flugzeugabsturz gewesen. An Mord denken zwar bei reichen oder mächtigen Opfern immer wieder die Hinterbliebenen.

Doch wollen Hinterbliebene vor allem in Medien, dem privaten oder beruflichen Umfeld, nicht als Irre dastehen. Deshalb schweigen sie häufig beim Verdacht, dass beim Flugzeugabsturz nicht alles mit den behaupteten Dingen geschehen sein könnte oder mir sehr hoher Wahrscheinlichkeit geschehen ist.

Bald schon werden die Trümmer des abgestürzten Flugzeuges weggeräumt. Flog es obendrein unter ausländischer Flagge, werden nicht einmal die Behörden des Landes hinzugezogen, aus welchem das oder die Opfer stammen.

Denn die Aufklärungen von Flugzeugabstürzen im Ausland fallen unter die Hoheit der dortigen Regierungen.

Die haben aber nicht immer Interesse, einen ominösen Flugzeugabsturz wirklich aufzuklären. Denn keine Nation hat es gerne, wenn öffentlich wird, dass Flugzeuge in ihrer Lufthoheit vorsätzlich vom Himmel geholt werden, um missliebige Personen aus dem Weg zu räumen.

All das macht Morde in Privatflugzeugen oder auch größeren Passagiermaschinen, die intelligent im Voraus geplant werden, zwar nicht einfach, aber durchaus möglich (siehe auch: Mysteriöser Tod des Leipziger Internet-Unternehmers Thomas Wagner).

Die Wochenzeitung DIE ZEIT (Autor: Wolfgang Bauer) hat sich nun an einen besonders mysteriösen Todesfall gewagt: An den des ehemaligen schwedischen UNO-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld.

In der Ausgabe vom 14. Juni 2017 macht die Wochenzeitung mit der Schlagzeile auf:

„War es doch Mord? Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges starb UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld bei einem Flugzeugabsturz. Ein Unfall, so die offizielle Lesart. Nun wecken neue Akten alte Zweifel an der Rolle westlicher Geheimdienste“.

Mit den westlichen Geheimdiensten dürften vor allem die USA und ihr enger Verbündeter United Kingdom (UK), also Großbritannien, gemeint sein, aber auch Belgien.

Vor allem aber am Beispiel der USA und UK ist bekannt, dass sie seit Jahrhunderten über robuste Geheimdienste und bezahlte Verbrecher verfügen (sofern man Mord generell als Verbrechen wertet, was es ist) , die vermeintliche Gegner schon einmal aus dem Weg räumen. Für immer.

Dieses schmutzige Geschäft ist also nicht nur bei Schurkenstaaten wie Nordkorea Alltag.

Die Spurensuche im Falle des Flugzeugabsturzes Dag Hammarskjöld ist in der „Die Zeit“ von zahlreichen unterschiedlichsten Fäden geleitet. Der umfangreich recherchierte dreiseitige Artikel lässt sich aber doch auf einen Hauptnenner bringen: Dass der Flugzeugabsturz eben wahrscheinlich doch Mord war.

Doch der Reihe nach: Der Schwede Hans Kristian Simensen, 55, wertete im Laufe der vergangenen Jahre Tausende Dokumente aus. Darunter befinden sich auch jene direkt aus dem UN-Aktenschrank in New York.

Die meisten der Dokumente zum Flugzeugabsturz von UNO-Generalsekretär Hammarskjöld waren über Jahrzehnte unter der Registriernummer S-0793-0017-18 in geheimster Verschlusssache gehalten worden. Und zwar in der UNO-Hauptverwaltung unter dem Namen „Munongo“.

Godefroid Munongo, der von 1925 bis 1992 lebte, ist ein ehemaliger afrikanischer Politiker aus dem Kongo, der im Ruf steht, nicht nur ein Politiker gewesen zu sein, sondern möglicherweise auch ein Verbrecher und Mörder. Er scheint noch heute einen Sohn zu haben (oder jemanden, der behauptet, er sei es) und zwar Mwami Godefroid Munongo Shyombeka.

Auffällig: Dieser Sohn oder selbsternannte Sohn (in Wikipedia ist darüber nämlich keine Notiz) lässt sich gerne wie ein König feiern, was einem YouTube-Video zu entnehmen ist.

Jedenfalls schreibt Wikipedia über seinen möglichen Vater, Godefroid Munongo:

Dieser war ein Minister im Kongo und für kurze Zeit „Zwischenpräsident“ in der abtrünnigen Kongo-Provinz Katanga und zwar vom 26. April 1961 bis 22. Juni 1961.

Hintergrund: Nachdem die Afrikaner die brutale europäische Kolonialmacht Belgien aus dem Kongo vertrieben hatte, war Lumumba von Juni bis September 1960 erster Premierminister des unabhängigen Kongo geworden.

Zu seinem Tod schreibt Wikipedia:

„Lumumba und zwei weitere Minister wurden auf einer Flugzeugfahrt in Katanga geschlagen. In der Nähe des Flughafens von Luano in Lubumbashi wurden sie alle gefoltert und Lumumba wurde persönlich von Katanga-Führern angegriffen. Darunter waren Munongo und belgischenOffiziere. Nachdem sie (Lumumba und seine Leute) von einem Erschiessungskommando erschossen worden waren, wurden ihre Körper in Säure aufgelöst. In Berichten sagte Munongo: ‚Ich werde ehrlich sagen: Wenn die Leute uns beschuldigen, Lumumba getötet zu haben, werde ich antworten: Beweis es.“

Verweis zum Thema: Hintergrund-Dokumentation „PATRICE LUMUMBA’s STORY-A TRUE AFRICAN NATIONALIST“ auf YouTube.

In einem solchen Sumpf also muss man sich den UN-Generalsekretär damals vorstellen.

Das Konvolut unterschiedlichster Dokumente zum Flugzeugabsturz des schwedischen UN-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld präsentiert unterm Strich ein immer klarer werdendes Bild.

Ein Bild, über das seit bald 60 Jahren der Mantel des Schweigens gehalten wird. Wie es scheint, mit verständlichem Grund.

Demnach sei der UN-Generalsekretär mit seinem Gefolge im September 1961 in einem durchaus größeren Flugzeug in der Region Katanga gestartet. Er war unterwegs zu Friedensverhandlungen im Grenzgebiet zwischen Kongo und Nordrhodesien. In einem Gebiet, das einstmals die Belgier und Briten annektiert hatten.

Nur die Bewohner dort, auch das war ein Preis für die Europäer des Zweiten Weltkrieges, wollten ihre ausbeuterischen europäischen Besatzer endlich für immer loswerden. Großbritanniens Empire bröckelte an allen Ecken und Enden. Groß war demnach der Hass vor allem bei einigen Briten, aber auch einiger anderer Europäer, auf Menschen, welche die Freiheit anstrebten.

Nach Jahrhunderten globaler Weltherrschaft, sollte sich Briten plötzlich auf eine kleine Insel im wenig wirtlichen Nordatlantik zurückziehen? Oder Belgier zurück an die kalte Nordseeküste, eingequetscht zwischen Frankreich und Deutschland?

Kurz nach dem Start des Flugzeugs des UN-Generalsekretärs war damals jedenfalls, also 1961, das Flugzeug mit 16 Menschen abgestürzt. Leibwächter, politische Begleiter und die Crew starben. Im abendlichen Dunkel Afrikas. Denn in Afrika wird es in vielen Ländern früh dunkel.

Wobei die Frage offen bleibt: Warum eigentlich hat man das Treffen mit dem UNO-Generalsekretär in den Abend, beziehungsweise gar die Nacht gelegt, und nicht in den Tag, wo Fliegen nun mal wenigstens etwas sicherer sein kann?

Im staubtrockenen Zentralafrika gibt es nur selten Wetterkapriolen. Also keine ständigen Tiefs und Hochs mit Gewitterwolken oder Vereisungen in der Luft, wie sie beispielsweise in den österreichischen oder slowenischen Alpen möglich sind. Deshalb sind Flugzeugabstürze ohne Fremdverschulden eher die Ausnahme.

1961 hatte der Freiheitskampf der Afrikaner auch im Kongo seinen Höhepunkt erreicht.

Dabei spricht es Bände, dass die Europäer und Amerikaner, also der Westen, dieses so wichtige Kapitel für Afrika nur als „Kongo-Krise“ in den Geschichtsbüchern vermerken. Gleichzeitig mit der angeblichen „Kongo-Krise“ war 1961 der Kalte Krieg kälter denn je:

  • Die Berliner Mauer war in der DDR, also der sozialistischen „Deutschen Demokratischen Republik“, hochgezogen worden.
  • Auf Kuba drohte eine atomare Auseinandersetzung zwischen der Sowjetunion und den USA, als Russland auf dem Land seines verbündeten Staates Kuba Atomwaffen stationieren wollte. Dieses 1962 geschriebene Kapitel ging wiederum als „Kubakrise“ in die Geschichtsbücher ein.
  • Und auch in Afrika kämpften die Mächte des Kalten Krieges um die Weltherrschaft: Auf der einen Seite die USA mit ihren Verbündeten wie Großbritannien, Frankreich oder Belgien. Auf der anderen die Sowjetunion mit ihrem kommunistisch-diktatorischen Regime, welches bereits die Freiheit in Osteuropa unterjocht hatte. Die Rede war damals von roten Satellitenstaaten.

Dass die Akte Hammarskjöld nun noch einmal geöffnet wird, ist vor allem dem schwedischen Bestsellerautor Henning Mankell zu verdanken. Er hatte die Recherchen umfangreich finanziert.

Mankell selber war aber 2015 an einer Krebskrankheit mit erst 67 Jahren für die Öffentlichkeit überraschend gestorben. Eineinhalb Jahre nachdem er die Diagnose Krebs erhalten hatte.

„Die Zeit“ schreibt über die letzten Minuten des UN-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld:

„17. September 1961, gegen 16:30 Uhr: Blaustichig und gewackelt ist der Film, der den Abflug von Hammarskjöld zeigt. Die Aufnahme eines UN-Mitarbeiters. Das Vorfeld des Flughafens der kongolesischen Hauptstadt Leopoldville, die heute Kinshasa heißt. Hammarskjöld wird in einem Mercedes mit UN-Wimpel vorgefahren, steigt aus, es ist erstickend heiß, auf der Fahrt aus der Stadt hat er alle Fenster herunterkurbeln lassen.

Er schüttelt Hände, trägt einen weißen Anzug. Niemand im UN-Hauptquartier am East River in New York hat damals einen so guten Schneider wie Hammarskjöld, wie der Junggeselle. Lange musste er gegen Gerüchte ankämpfen, er sei homosexuell. Hammarskjöld läuft zum Flugzeug, der Albertina, einer viermotorigen DC-6…“

Weiter berichtet „Die Zeit“:

„Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges schaffte er es, die Vereinten Nationen neben den beiden Supermächten als dritte Kraft zu etablieren. Er sprach sich öffentlich gegen einen vom amerikanischen Geheimdienst CIA unterstützten Putsch in Guatemala aus und überzeugte die Sowjetunion, nach mehrjährigem Boykott wieder an US-Sitzungen teilzunehmen.“

Der Schwedische UN-Chef sei ein Verhandlungsgenie gewesen, so „Die Zeit“:

So habe er es beispielsweise erreicht, dass China in den 1950er Jahren gefangene US-Soldaten freigelassen habe.

Auch sei es Hammarskjöld gewesen, der 1958 für sich verbuchen habe können, dass im Libanon eingeschlossene US-Marinesoldaten wieder hätten abziehen können.

Dag Hammarskjöld: Es war der Mann, der, so „Die Zeit“, die berühmte UN-Friedenstruppe, die Blauhelme, erfunden habe.

Was immer auch die möglichen Motive für einen Mord am UN-Generalsekretär gewesen sein könnten: Es scheint, wie so oft in der Geschichte des 20. Jahrhunderts, wohl primär um Rohstoffe gegangen zu sein.

Denn der südliche Teil des von Belgien über Jahrzehnte als Kolonie gehaltene Teil des Kongo, Katanga, war reich an dem für Atombomben so wichtigen Uran. 80 Prozent des Urans, welches die USA für ihre apokalyptischen Atombomben benötigten, kamen ausgerechnet von dort, von Katanga. Und ausgerechnet Katanga hatte sich vom restlichen Kongo abgespalten. Oder vielleicht auch gerade wegen des Urans, das die USA nach wie vor unter ihrer Fuchtel haben wollten.

Heute ist bekannt: Weiße Söldner, wahrscheinlich auch Fremdenlegionäre Frankreichs, kämpften an der Seite Belgiens und der USA für eine Abspaltung von Katanga. Die neue Zentralregierung des Kongo hingegen, welche Belgien ganz aus dem Land werfen wollte, drohte aber, zur Not mit militärischer Hilfe durch die Sowjetunion Katanga sich wieder einzuverleiben.

Die Uran-Bergwerke in Katanga gehörten dem belgischen Konzern Union Minière du Haut Katanga (Verweis zudem: Video oben).

Dieser Konzern beutete nach Angaben von Wikipedia zwischen 1906 bis 1966 für die belgische Besatzermacht den Kongo aus und zwar auf Geheiß des belgischen Königs Leopold II. Aber diese Schürfrechte drohten ebenfalls an die Afrikaner verloren zu gehen, die eben endlich das Joch der Europäer (und Amerikaner) loswerden wollten.

Katanga hatte nicht nur die höchsten Vorkommen an Uranium. Auch die Cobalt-Vorkommen, Tin -und Zink-Vorkommen gehörten zu den größten weltweit.

Die UN versuchte also damals in dieser Region mit 17.000 Blauhelmen, darunter Einheiten aus Irland, Indien (ehemalige britische Kolonie) und Malaysia (ebenfalls ehemalige britische Kolonie) Katanga wieder mit dem Rest-Kongo zu vereinen. Dabei sollte es kein großes Blutvergießen geben, was aber misslang, da Kämpfe um Rohstoffe in der Menschheitsgeschichte immer blutig waren und sind.

Deshalb ließen sich die Söldner, die von bestimmten Interessengruppen in den USA, Belgien und Großbritannien unterstützt worden waren, nicht aus Katanga vertreiben.

Angeführt worden waren sie zwischen 1960 und 1963 durch den dubiosen Geschäftsmann und Gauner Moïse Tschombé. Er konnte sich schließlich sogar von 1964 bis 1965 zum Gesamt-kongolesischen Premierminister ausrufen.

Doch damit dürfte der Konflikt mit dem rohstoffreichen Katanga nicht beendet gewesen sein. Wikipedia führt rückschauend aus:

  • „1960, als die Dekolonisation von Belgisch-Kongo im Gange war, rief Moïse Tshombé die Unabhängigkeit Katangas aus. Die UNO versuchte durch Verhandlungen Katanga zur Rückkehr zu bewegen, besetzte 1963 das damalige Elisabethville und beendete die Unabhängigkeit mit militärischen Mitteln. Katanga wurde erst in drei Provinzen geteilt, 1966 jedoch wiedervereinigt.
  • Im… Jahr 1966 wurde die Minengesellschaft Union Minière du Haut Katanga unter dem Namen Gécamines verstaatlicht. 1971 wurde Katanga in Shaba umbenannt.
  • Während der 1970er Jahre konnten Rebellionen von der zairischen Zentralgewalt nur mit ausländischer Militärhilfe unterdrückt werden, beispielsweise 1978, als am 13. Mai bei der sogenannten Shaba-Invasion 4000 Rebellen die wichtigste Bergbaustadt der Provinz, Kolwezi, besetzten.
  • Nur durch massive Unterstützung durch die Vereinigten Staaten von Amerika, Belgien und Frankreich gelang es schließlich den Fallschirmjägern der französischen Fremdenlegion, die Stadt zurückzuerobern, wobei 700 Afrikaner und 280 Europäer den Tod fanden.“

Befreiung oder nicht: All dies ist natürlich, wie so oft, eine Frage von Geschichtsinterpretation. Man könnte auch sagen: Der Westen unter Führung der USA und Großbritanniens, sowie einiger  europäischer Staaten, hatte mal wieder versucht sich wichtige Rohstoffregionen unter den Nagel zu reißen. Immerhin ging es um Uran.

Da konnte die Vermittlerrolle des UN-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld stören: Der UNO-Chef hatte sich in der Kongokrise 1961 weder von der Sowjetunion noch von den USA, Belgien oder Großbritannien vor den Interessens-Karren spannen lassen. Ihm ging es um die Freiheit der Afrikaner.

Deshalb war er in das Flugzeug gestiegen, um in der kongolesischen Stadt Ndola, gut 1700 Kilometer von Nordrhodesien entfernt, die Streitparteien an den Verhandlungstisch zu bekommen. Nordrhodesien war damals immer noch von Großbritannien militärisch besetzt gehalten und ausgebeutet worden.

Auf der anderen Seite des Verhandlungstisches hätten dem UN-Generalsekretär deshalb die Briten gegenübergestanden. Konkret: Lord Cuthbert James, damals 49 Jahre alt. Er arbeitete direkt mit Mitarbeitern des M16 zusammen, also des britischen militärischen Auslandsgeheimdienstes. Dieser Geheimdienst weigert sich bis heute, die Akten zum Fall Hammarskjöld freizugeben.

Nordrhodesien ist für die UN in den 1960er Jahren ein äußerst gefährliches Gebiet gewesen. Ähnlich wie in Südafrika, sahen die dortigen britischen oder belgischen weißen Siedler in den Versuchen der UN, Land an die Afrikaner zurückzugeben, einen Verrat an ihren Interessen. Ein Verrat an den westlichen Besatzungsmächten.

Auch deshalb war im Vorfeld vereinbart worden, so „Die Zeit“, dass Hammarskjöld den Verhandlungsraum, den Flughafen von Ndola, nach seiner Ankunft nicht verlassen solle. Siedler seien zu wütend auf die UNO, hatte man ihm im Vorfeld gesagt. Sein Leben könne also außerhalb des Gebäudes in Gefahr geraten – was ja stimmte.

Bereits vor Ort in Ndola soll der oberste Rebellenführer von Katanga gewesen sein, Moïse Tshombé, ein Verbündeter amerikanischer Interessen rund um das Uran. Er soll „ungehalten“ gewesen sein, als er erfuhr, dass UN-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld zum vereinbarten Verhandlungszeitpunkt immer noch nicht im Flughafengebäude angekommen gewesen sei.

Die Unglücksmaschine von UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld ist eine Douglas DC-6. Dabei handelt es sich um ein amerikanisches Verkehrsflugzeug, welches in den Jahren 1946 bis 1958 von der Douglas Aircraft Company hergestellt worden war.

Das Flugzeug konnte gut 500 Stundenkilometer schnell fliegen und bot bis zu 56 Passagieren Platz. Der Erstflug eines solchen durchaus nicht kleinen Flugzeuges fand kurz nach dem Zweiten Weltkrieg am 15. Februar 1946 statt. Die Länge des Flugzeuges maß 32,18 Meter.

Zum Vergleich: Ein moderner Airbus 320-200 hat nach Angaben von Air Berlin eine Länge von 37,57 Metern und erreicht eine Reisegeschwindigkeit von 858 Stundenkilometern mit bis zu 180 Passagieren. Beim Landeanflug liegt die Geschwindigkeit ungefähr auf der Höhe eines schnellen Autos – bei 248 Stundenkilometern.

Das Flugzeug des UNO-Generalsekretärs wurde damals, 1961, von dem erst 35-Jährigen Piloten Per Hallonquist geflogen. Er war Chefpiloten der 1951 gegründeten schwedischen Charter-Airline Transair Sweden, die als Tochter der Scandinavian Airlines System ihren Flugbetrieb 1981 einstellte.

Allen Passagieren im Flugzeug des UN-Generalsekretärs dürfte zum Zeitpunkt des Abfluges im Januar 1961 klar gewesen sein, dass die Reise gefährlich werden könnte. Deshalb sei versucht worden, so „Die Zeit“, die Flugroute zu verschleiern. So habe man dem Tower beim Start ein falsches Flugziel angegeben. Das mag einer der Gründe sein, weshalb es auf der Flugreise bis zum Verhandlungstisch zu keinen größeren Zwischenfällen kam.

Bekannt war, dass seit Wochen ein angeblicher belgischer Söldner mit dem Namen „Lone Ranger“ recht ungehindert aus der Luft UN-Truppen bombardiert hatte.

Heute fragen sich Historiker: In wessen Auftrag handelte er? Im Auftrag Belgiens, das den Kongo, erst recht die reichen Uran-Gebiete, nicht freigeben wollte? Oder war er von den USA gekauft worden? Angeblich sei sein Flugzeug Bestandteil der Luftwaffe von Katanga gewesen. Es gibt aber auch Gerüchte, dies sei Unsinn, da Katanga zu diesem Zeitpunkt kaum über eine Luftwaffe verfügt hatte. So hätten die Rebellen maximal über sechs Flugzeuge die Befehlsgewalt gehabt.

Zum Flug soll nach Angaben von „Die Zeit“ der UN-Generalsekretär Kampfjets zum Schutz angefordert haben – und zwar aus Äthiopien.

Doch waren die Schutzjets nicht gekommen. Großbritannien habe noch nicht einmal dem UN-Generalsekretär erlaubt, Kenia, ein weiteres damals von Großbritannien besetzt und ausgebeutetes Land, zu überfliegen.

Großbritannien soll hingegen gute Kontakte zu dem angeblichen „Lone Ranger“ gehabt haben, jenem ominösen Bombenpilot aus Katanga. Deshalb habe angeblich Großbritannien der UN vorgegaukelt, es werde dafür sorgen, dass „Lone Ranger“ am Boden bleibe, wenn der UN-Generalsekretär starte.

„Tatsächlich bombt er an diesem 17. September so heftig wie nie zuvor“, schreibt „Die Zeit“. So habe er Transportflugzeuge der Vereinten Nationen bombardiert, ebenso Stellungen der Blauhelme, also der UNO-Friedenstruppen.

Weiter führt die Wochenzeitung mit Blick auf den Flugzeugabsturz des UN-Generalsekretärs aus: Niemand glaube heute noch in der UN-Zentrale in New York an einen Pilotenfehler als Ursache für den Tod von Dag Hammarskjöld und seinem Gefolge.

Vielmehr hätten damals hinter den Kulissen die USA, Großbritannien und Belgien Front gegen die UN gemacht und ihren Versuch, Friedensverhandlungen im Kongo voranzutreiben. Grund: „Friedensverhandlungen“ wären so oder so die rote Karte für den Westen gewesen, welcher den freien ungehinderten Zugriff auf das Uran in Katanga verloren hätte, auch den Zugriff auf viele andere Rohstoffe und Ressourcen.

Dass die UN0 sich bislang vor der Aufklärung und Bewertung des möglichen und wahrscheinlichen Mordes an Dag Hammarskjöld zurückhält, liegt an den permanent angespannten UN-Finanzen. So sind es die USA, die jährlich mit Milliarden-Zahlungen den Polit-Koloss am Leben erhält. Allerdings ist es nicht so, als würde die UNO gar nichts tun. So schreibt CBCnews aus Kanada im Jahr 2015:

„UN-Sprecher Stéphane Dujarric sagte, ein dreiköpfliges Panel  begleitete den (UN)-Secretary General Ban Ki-moon kürzlich nach Zambia, um versammelte Zeugen zu sehen und neue Dokumente aus öffentlichen und privaten Archiven aus United Kingdom, Schweden und Belgien zu disktuieren“.

Bei den Dokumenten ging es um den Absturz des UN-Generalsekretärs 1961.

Jedenfalls führt „Die Zeit“ weiter aus:

  • „18. September 1961, 0.10 Uhr, im Büro des Flughafen-Direktors von Ndola. Der britische Hochkommissar Lord Alport hat am immer noch leeren Konferenztisch Platz genommen und wartet weiter. Endlich meldet der Tower, es gebe Funkkontakt zur Albertina (dem Flugzeug des UN-Generalsekretärs). Per Hallonquist, der Pilot, bittet um Landeerlaubnis.
  • Der Lotse weist ihn an, auf 1800 Meter zu sinken. Hallonquist meldet, er sehe unter sich die Flughafen-Beleuchtung. Aus nie geklärten Gründen gibt es keine Tonbandaufnahmen dieses Funkverkehrs. Die Polizisten, die den Flughafen bewachen, sehen über sich die DC-6. Ihre Signallichter sind aktiviert, das Cockpit beleuchtet. Die Maschine überfliegt den Flugplatz von Osten nach Westen, zieht für die Landung ein letzte Schleife – und bleibt verschwunden.“

Um 0.20 Uhr werde der britische Lord Alport informiert, wonach das Flugzeug des UN-Generalsekretärs scheinbar verschwunden sei und man keinen Funkkontakt mehr habe. Es wird aber noch nicht einmal Stunden nach dem Verschwinden des Flugzeugs danach gesucht.

Später wird man erfahren, die Briten hätten angeblich gedacht, der UN-Generalsekretär habe sich möglicherweise kurzfristig doch gegen die Verhandlungen mit den Briten (und Belgiern und Amerikanern) entschieden.

Erst viele Stunden nach dem Absturz habe man sich überhaupt auf die Suche nach dem UNO-Flugzeugs gemacht und dieses erst 15 Stunden später gefunden. Die Absturzstelle lag nur 15 Kilometer vom Flughafen entfernt – also weniger als fünf Minuten Flugzeit.

Offiziell taten die USA unter dem damaligen Präsidenten John F. Kennedy (Partei der „Demokraten“) so, als würden sie ein selbständiges Kongo unterstützen und damit den schwedischen UN-Generalsekret Dag Hammarskjöld.

Doch heute sei bekannt, so „Die Zeit“, dass es die USA gewesen wären, die auf Äthiopien darauf eingewirkt hätten, dass dieses Land keine Schutzjets dem UN-Generalsekretär an die Seite gestellt hatte.

Zudem gebe es nach Aussagen des freiwilligen schwedischen Ermittlers Hans Kristian Simensen Telegramme, die klar zeigten, dass die belgische Minengesellschaft in Katanga versucht habe, die UNO unter Druck zu setzen.

Dieser Druck sei mit dem Hinweis erfolgt, die Bemühungen der UNO seien gegen die Interessen der USA. So hätten die damaligen Regierenden der Vereinigten Staaten von Amerika weiterhin in in dem kleinen abtrünnigen Gebiet es Kongo Uran, beziehungsweise Kobalt, für ihr Atomwaffenarsenal kaufen wollen. Keinesfalls habe man dort die Sowjetunion an den Drücker lassen wollen.

Das war aber eine Angst, die aus heutiger Sicht wohl eher als irrational bezeichnet werden kann. Bis heute zeigt Russland keine großen Anstrengungen, sich afrikanische Gebiete einzuverleiben. Das war auch in den 1960er Jahren mit dem Vorgängerstaat Russlands, also der Sowjetunion, nicht viel anders.

Heute sei jedoch bekannt, so „Die Zeit“, dass die USA den Rebellen in Katanga geholfen habe in ihrem Kampf gegen ein vereintes Kongo.

Zum Flugzeugabsturz des schwedischen UNO-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld im Jahr 1961 im Grenzgebiet des Kongo führt „Die Zeit“ weiter aus:

  • „18. September 1961, 0.20 Uhr, außerhalb von Ndola, das ‚Waldschutzgebiet West‘. Eine Gruppe Köhlern verbringt die Nacht im Busch, nah an ihren Meilern. Gegen Mitternacht sehen viele von ihnen, wie ein kleines Flugzeug ein größeres verfolgt, in niedriger Höhe.
  • Einige beobachten, wie das kleinere über dem größeren fliegt. Das obere leuchtet mit einem Lichtstrahl auf das untere Flugzeug. Sie hören Schüsse und sehen, wie im größeren Flugzeug ein Feuer ausbricht. ‚Ich lag auf dem Boden und hörte den Lärm zweier Flugzeuge‘, gibt der Köhler Farie Mazabisa später vor der rhodesischen Untersuchungskommission zu Protokoll“.

Dass auch der US-Präsident einen Mord damals nicht ausgeschlossen hat, lässt das folgende Zitat schlussfolgern. So schreibt CBCnews im Jahr 2015:

„…Nur zwei Tage nach dem Flugzeugabsturz sagte der frühere U.S. President Harry Truman der The New York Times, ‚Dag Hammarskjöld war an einem Punkt etwas zu tun, als sie ihn umbrachten. Bitte notieren, dass ich sagte: Wenn sie ihn umgebracht haben.“

Dass Morde oder zufällige „Unfälle“ nicht immer von einem ganzen Staat „beauftrag“ oder zu verantworten sind, zeigt sich wiederum daran, dass selbst ein US-Geheimdienstmitarbeiter, Charles Southall, heute 82, ein interessantes Zeugnis zum Absturz 1961 lieferte.

Damals war Southall, schreibt CBCnews, Mitarbeiter der Jahrzehnte später von Edward Snowden so stark kritisierten „U.S. National Security Agency“ (NSA). Stationiert war er bei der U.S. National Security Agency Naval Communications Base in Zypern.

Er bestätigte, dass es zum Absturz von der CIA und NSA dokumentierte Mitschnitte gebe. So sei er auf seiner Basis von einem afrikanischen Kollegen angerufen worden. Dieser habe gesagt, es passiere „etwas interessantes“.

Dann hätte er eine Aufzeichnung vorgespielt bekommt, die belege, dass im Gebiet des Absturzes ein anderer Mann bereits signalisiert habe, dass es zu einem „Unfall“ kommen könne.

Später dann, als in den USA der Absturz des Generalsekretärs untersucht wurde, bestätigte Southall, wonach der Mitschnitt folgendes wiedergebe. So habe er folgenden Wortlaut gehört:

„Ich sehe ein Transportflugzeug, das kommt. Alle Lichter sind auf. Ich gehe hinunter, um es zu sehen. Ja, das ist die Transair DC6. Das Flugzeug.“

Kurz darauf habe der NSA-Mitarbeiter den Klang von Kanonenfeuer gehört, sowie eine Stimme, die recht „cool und professionell“ geklungen habe. Diese habe gesagt: „Ich habe es geschlagen, es gibt Flammen, es geht hinunter, es stürzt ab.“

Southall sagte gegenüber CBCnews, wonach er glaube, dies sei die Stimme eines belgischen Söldner-Piloten mit dem Spitznamen „The Lone Ranger“.

Bereits Stunden, bevor die Wracks offiziell lokalisiert waren, schickte nach Angaben von CBCnews der damalige US-Botschafter im Kongo, Edmund Gullion, eine Telegramm nach Washington. Auch in diesem war spekuliert worden, dass das Flugzeug des Generalsekretärs von einem bekannten belgischen Söldner angegriffen worden sein könnte.

Das entlastet zwar nicht die USA, belastet aber auch nicht. Grund: Oft arbeiten staatliche Stellen nicht Hand in Hand. Erst Recht nicht bei Mord-Operationen, wo es gilt, so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen.

Der wahrscheinliche Mord am schwedischen UN-Generalsekretär wäre nicht das erste Mal, dass ein weltweit bekannter schwedischer Politiker die Interessen auch der Amerikaner torpediert hätte und unter seltsamen Umständen später ums Leben kam. Zu nennen wäre an dieser Stelle noch Olof Palme. Auch hier gilt: Zufallsmord, Vorsatzmord oder Tötungsunfall?

Der dubiose Mord an Olof Palme

Olof Palme, der sozialdemokratische zweimalige Premierminister Schwedens, war 1986 im Alter von 59 Jahren auf offener Straße erschossen worden. Zuvor hatte er sich mehrmals für den Austritt Schwedens aus dem westlichen von den USA angeführten Verteidigungs- und Kriegsbündnis NATO ausgesprochen.

Der Linke hatte Schweden zum Zeitpunkt der Studentenproteste in den Jahren 1969 bis 1976 zehn Jahren geführt und dann weitere vier Jahre in den Jahren 1982 bis 1986.

Zu den Hintergründen schreibt wiederum Wikipedia:

„Fast drei Jahre machte die Polizei bei der Suche nach Palmes Mörder keine entscheidenden Fortschritte. Ende 1988 präsentierten die Fahndungsbehörden der Öffentlichkeit einen Tatverdächtigen, der gut ins Bild zu passen schien: den vorbestraften und drogenabhängigen Christer Pettersson. Er war kurz nach dem Attentat vernommen worden. Jetzt hatte sich sein Alibi für die Tatnacht als falsch erwiesen. 1989 wurde Pettersson in zweiter Instanz mangels Beweisen freigesprochen.“

Bis heute ist also nicht klar, wer den linken schwedischen Premierminister und Verfechter der Friedensszene umgebracht hat. Es gibt auch hier Gerüchte, es könne die CIA ihre Hände im Spiel gehabt haben. Doch Belege gibt es dafür nicht. Die Rede ist von „The CIA and P2 connection„.

Weitere Hintergrund-Informationen zum Absturz des UN-Generalsekretärs in diesem Video:

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